News: Punkte auf einem Stein
Die meisten Spuren der Ansiedlung von Menschen stammen im Hohlen Fels aus der Jüngeren Altsteinzeit, unter anderem aus dem sogenannten Magdalénien. Diese Kulturstufe ist nach der französischen Grotte La Madeleine in der Dordogne benannt und wird im Hohlen Fels auf 13 000 Jahre vor unserer Zeit datiert. In den Fundschichten des Magdalénien wurde neben Werkzeugen wie Kratzer, Stichel, Bohrer und Rückenmesser auch der bemalte Stein entdeckt. Knochenfunde in der Höhle aus dieser Zeit stammten vor allem von Rentieren.
Der bemalte Stein ist etwa 7,6 x 5,9 x 1,7 Zentimeter groß. Er besteht aus demselben Kalkstein des Oberen Jura wie die Höhlenwände des Hohlen Felsens. Die Forscher vermuten, daß der Stein aus der Höhlenwand stammt und ursprünglich zu einer größeren Malerei im Stil der Höhlenkunst gehört haben könnte. Es ist jedoch nicht völlig auszuschließen, daß der Stein erst nach dem Abplatzen von der Wand bemalt wurde und daher zur mobilen Kleinkunst aus dem Magdalénien zu rechnen ist. Die Bemalung besteht aus zwei Doppelreihen dunkelroter Punkte. Eine doppelte Punktreihe im Zentrum an der Oberseite des Steins besteht aus sieben Punktpaaren und ist vollständig, die zweite aus vier Punktpaaren ist leicht schräg unterhalb der ersten Doppelreihe angebracht und durch den Bruch des Kalksteins unvollständig. Die uneinheitliche Größe und Form der Punkte läßt vermuten, daß sie mit einem Pinsel oder einer Fingerspitze aufgebracht wurden.
Zwar deuteten auch einige bisherige, zum Teil unsicher datierten Funde schon daraufhin, daß es in der Altsteinzeit Höhlenmalereien in Mitteleuropa gegeben hat. Doch liefert der bemalte Stein aus dem Hohlen Fels bei Schelklingen den bisher sichersten Beweis. Denn die Wandoberflächen von deutschen altsteinzeitlichen Höhlenfundstellen sind durch Verwitterung und Schäden, die durch große Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen während des späten Quartärs entstanden sind, selten erhalten.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 18.12.1998
"Kunst macht sprachlos? Nein, umgekehrt! "
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 11/93, Seite 82
"Eiszeitliche Lampen"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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