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News: HIV-Schutz für die Schwächsten unter den Ärmsten

Gesundheit hat ihren Preis. Vor dieser Einsicht stehen die Staaten Afrikas, wenn es darum geht, die erschreckend hohe AIDS-Rate in ihrer Bevölkerung zu bekämpfen. Gesucht wird nicht nur ein Medikament, das hilft, sondern es muß auch möglichst billig sein. Forscher aus Uganda und den USA haben nun eine kostengünstige und einfache Therapieform gefunden, mit der zumindest die Gefahr einer Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf das neugeborene Kind deutlich reduziert werden kann.
In den afrikanischen Staaten südlich der Sahara sind bis zu dreißig Prozent der schwangeren Frauen mit dem HI-Virus infiziert, und etwa ein Drittel ihrer Kinder trägt bereits bei der Geburt den Erreger in sich. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden in den Entwicklungsländern jeden Tag ungefähr 1800 infizierte Kinder geboren. Während in den Industrienationen HIV-positive werdende Mütter mit antiviralen Wirkstoffen behandelt werden, fehlt es in Afrika vielerorts noch an pränatalen Vorsorgeuntersuchungen. Außerdem sind die wirksamen Pharmazeutika meist unerschwinglich.

Doch nach Auskunft des Gesundheitsministers von Uganda haben Wissenschaftler unter der Leitung von Francis Mmiro von der Makerere University und Brooks Jackson von der Johns Hopkins University School of Medicine einen Weg gefunden, vielleicht Afrikas nächste Generation vor den Schrecken der Immunkrankheit AIDS zu bewahren.

Das Medikament Nevirapin hemmt das Enzym Reverse Transkriptase, mit dessen Hilfe das Virus sein Erbmaterial in DNA übersetzt. Anders als das bekannte AZT täuscht es aber keinen Baustein der Nucleinsäure vor. Der Körper nimmt Nevirapin leicht auf und gibt es über die Nabelschnur an den Fötus weiter. Deshalb glaubten die Forscher, schon eine einzige Behandlung der Mutter und des Kindes könnte einen gewissen Schutz vor einer HIV-Infektion während der Geburt bieten.

Im Mulago Hospital in Kampala, Uganda, begann vor zwei Jahren eine großangelegte Versuchsreihe. Jetzt liegt ein Zwischenbericht vor, für den die Daten von 618 Müttern und ihren Kindern ausgewertet wurden. Alle Frauen begannen die Therapie im neunten Schwangerschaftsmonat, und keine von ihnen hatte bislang antivirale Medikamente genommen.

Die Wissenschaftler teilten die Frauen in zwei Gruppen: Die einen bekamen bei Einsetzen der Wehen einmalig 200 Milligramm Nevirapin, und ihre Kinder erhielten innerhalb der ersten drei Tage nach der Geburt ebenfalls ein einziges Mal zwei Milligramm des Medikaments pro Kilogramm Körpergewicht oral verabreicht. Die andere Hälfte der Mütter wurde mit 600 Milligramm AZT zu Beginn der Wehen und weiteren 300 Milligramm in Abständen von drei Stunden bis zur Geburt versorgt. Ihre Babys bekamen eine Woche lang zweimal täglich vier Milligramm AZT pro Kilogramm Gewicht. Beide Gruppen vertrugen die Medikamention ohne größere Nebenwirkungen.

Die Untersuchung der Kinder in einem Alter von 14 bis 16 Monaten ergab, daß Nevirapin fast doppelt so gut vor HIV schützt wie AZT: Nur 13 Prozent der Kinder war infiziert, im Gegensatz zu 25 Prozent in der AZT-Gruppe. Die Wissenschaftler sehen dieses Ergebnis zwar als Bestätigung ihrer theoretischen Überlegungen an, möchten aber noch abwarten, ob der Schutz auch länger anhält. Denn innerhalb der ersten 18 Lebensmonate nehmen Säuglinge das Virus auch über die Muttermilch auf. Erst wenn diese Phase überstanden ist, kann der Versuch als Erfolg gewertet werden.

Sollte die Behandlung mit Nevirapin jedoch halten, was die Zwischenergebnisse andeuten, wäre ein wirkungsvoller HIV-Schutz neugeborener Kinder auch für arme Länder erschwinglicher. Immerhin ist die neue Therapie siebzigmal billiger als die AZT-Kur während des letzten Schwangerschaftsmonats.

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