News: Ein neuer Mantel für die Nerven
Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, daß Oligodendrocyten-Vorläuferzellen, die Tieren mit Myelinschäden eingepflanzt wurden, die Neuronen erfolgreich neu ummanteln konnten. Brüstler und seine Mitarbeiter transplantierten daher ihre aus den Stammzellen gewonnen Oligodendrocyten in Gehirn und Rückenmark von fötalen und einer Woche alten Ratten. Die Tiere trugen dieselbe Mutation wie Menschen mit der Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit (PMD), einer seltenen genetischen Störung, bei der das Myelin geschädigt ist und die in der Regel tödlich verläuft. Wenige Wochen später hatten die transplantierten Zellen zahlreiche Gehirn- und Rückenmarkszellen wieder mit Myelinscheiden überzogen. Nach Ansicht der Wissenschaftler kann man daraus schließen, daß auf diese Art und Weise auch PMD-Patienten oder Menschen mit ähnlichen Krankheiten geholfen werden könnte.
David Solter vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg hält die Ergebnisse für vielversprechend. Die Wissenschaftler konnten seiner Ansicht nach untermauern, daß Stammzellen therapeutisch einsetzbar sind. Vielleicht könnte man später einmal Menschen mit Multipler Sklerose oder anderen Entmarkungskrankheiten mit ähnlichen Verfahren behandeln.
Dem steht die momentane Gesetzeslage entgegen. In den USA ist es verboten, öffentliche Mittel für die Gewinnung von Stammzellen aus menschlichen Embryonen einzusetzen. In Deutschland ist jegliche Forschung an oder mit menschlichen Embryonen untersagt, sofern es nicht zum unmittelbaren Nutzen des Embryos geschieht. Erst im März hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie von einer Änderung der momentanen Gesetzeslage abrät.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 25.1.1999
"Umschulung für Stammzellen" - Spektrum Ticker vom 14.6.1999
"Die Mädchen für alles"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Brennpunkt-Thema vom 14.7.1998
"Der Joker aus der Petrischale" - Spektrum der Wissenschaft 1/98, Seite 46
"Konzepte zur Gentherapie des Zentralnervensystems"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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