News: Meister im Maul aufreißen
Die Mesosaurier sind eine fossile Gruppe mariner Echsen, die in der späten Kreidezeit vor etwa hundert Millionen Jahren lebte. Sie wurden drei bis zehn Meter lang und hatten einen stromlinienförmigen Körper mit paddelartigen Beinen. Als Räuber ernährten sie sich von Seeschildkröten und anderen marinen Reptilien. Die Tiere hatten wie Schlangen einen sehr beweglichen Unterkiefer, bei dem die vordere und hintere Hälfte nur lose miteinander verbunden sind. Ihr Oberkiefer war wie bei allen anderen Echsen unbeweglich. Sie besaßen jedoch wie Schlangen am Gaumen lange Zähne, mit denen sie die Beute ergriffen. Bei Schlangen sind dagegen die einzelnen Kieferknochen nicht miteinander verbunden und können sich so unabhängig voneinander bewegen. Deshalb können Schlangen Beutetiere verschlingen, die viel größer sind als ihr Kopf.
Schlangen und Mosasaurier haben einen gemeinsamen Vorfahren, doch im Laufe der Evolution hat sich die Abstammungslinie aufgespalten. Die Forscher konnten so die anatomischen Veränderungen verfolgen, mit denen die Schlangen die einzigartige Weise entwickelten, ihre Beute zu verschlingen. Zuerst muß die Beweglichkeit der Unterkiefer bei dem gemeinsamen Vorfahren von Schlangen und Mosasaurier entstanden sein. Nachdem sich die Linie der Schlangen abgespalten hatte, prägten sich die Merkmale des Oberkiefers aus.
Auch innerhalb der heute lebenden Schlangenarten ist eine Weiterentwicklung zu sehen. Ursprüngliche Gruppen haben dehnbare Bänder zwischen den Oberkieferknochen sowie zusätzliche Zähne am Gaumen. Die abgeleiteten Arten besitzen zusätzlich noch ein Band zwischen den beiden Knochen des Unterkiefers, die sich damit noch auseinander bewegen können.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 15.1.1999
"Wie die Schlange ihre Beine verlor"
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