News: Machos in Bewegung
Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter Leitung von Rodrigo Ibata vom European Southern Observatory (ESO) in München entdeckte bei einem Vergleich von zwei Bildern des Hubble Space Telescopes die fünf Objekte, welche sich ganz leicht innerhalb des Halos aus alten Sternen bewegen, die unsere Galaxie umkreisen (Veröffentlichung erfolgt in Astrophysical Journal Letters, Jahrgang 1999). Die Forscher suchten zunächst in einer Aufnahme von 1995, dem Deep Field North, nach den schwachen Spuren von MACHOs. Auf der Grundlage eines einzelnen Bildes konnte nicht beurteilt werden, inwieweit es sich bei einigen Objekten um MACHOs handelt. Doch durch den Vergleich mit einer zweiten Aufnahme war es möglich, aufgrund der erfolgten Bewegung die Objekte zu selektieren, die innerhalb des Halo kreisten.
Ibana und seine Kollegen vermuten, es handle sich bei den Objekten um alte, schwache Weiße Zwerge, die sich ein paar Tausend Lichtjahre von der Erde entfernt befinden. Eine genaue Hochrechnung auf der Grundlage einer so kleinen Menge ist natürlich recht schwierig, aber bezogen auf die Gesamtzahl aller weißen Zwerge in der Galaxie würde sich eine Größenordnung von einigen Trillionen ergeben. Diese Zahl stimmt gut mit den Ergebnissen der indirekten MACHO-Suchen überein, in denen das Aufflackern von entfernten Sternen als dunkle Objekte interpretiert wird, welche den Pfad des Lichtes kreuzen. Eine definitive Bestätigung könnte durch Weitwinkel-Untersuchungen mit großen erdgebundenen Teleskopen erfolgen. Richer und seine Kollegen drücken alle Daumen: "Wenn die erdgebundenen Untersuchungen sie nicht finden, dann ist unsere Vorstellung nicht korrekt."
Andere Astronomen geben zu bedenken, daß dieses Szenarium seine eigenen Probleme für Theoretiker mit sich bringt. Weiße Zwerge sind relativ kleine und dichte Sterne. Sie stellen ein mögliches Endstadium alternder Sterne dar, die sich in einer Explosion eines Teils ihrer Materie entledigen und fortan als kompakte Himmelskörper weiter existieren. Reicht ihre Masse nicht aus, um zu einem Schwarzen Loch oder Neutronenstern zu kollabieren, dann glühen sie als sogenannter Weißer Zwerg aus. Eine Hülle von undurchsichtigem Wasserstoff und Helium umgibt seinen Kern aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Unter dieser Hülle bilden Kohlenstoff und Sauerstoff sozusagen die nukleare "Asche", die bei der Kernfusion von Wasserstoff und Helium entsteht und auch in den abgestoßenen Teilen vzu finden ist. Wären Weiße Zwerge in gewaltigen Mengen entstanden, dann müßte das Universum mit den entsprechenden Stoffen angereichert sein – was nicht mit bisherigen Beobachtungen übereinstimmt. Ken Freeman vom Mount Stromlo Observatory in Canberra, Australien, äußert sich ebenfalls eher bedenklich:"Bisher ist noch gar nicht exakt geklärt, was MACHOs eigentlich sind, daher bin ich auch nicht sicher, ob dieses das erste Mal ist, daß MACHOs direkt abgebildet wurden."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 1.7.1999
Der Kern eines Weißen Zwerges"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 28.5.1999
"Die schönsten kosmischen Linsen" - Spektrum Ticker vom 20.8.1998
"Dicke, dunkle Klumpen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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