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News: Chandras scharfe Augen

Das Röntgenteleskop Chandra hat mit neuen Bildern wieder die Wissenschaftler begeistert. Nach den Aufnahmen von Cassiopeia A im August 1999 zeigen Bilder der hochauflösenden Kamera detaillierte Einzelheiten aus den Überresten einer Supernova in der Großen Magellanschen Wolke. Die Analyse der Daten liefert den Forschern vielleicht die Erklärung für die besondere Form der heißen Gashülle.
Die hochauflösende Kamera des Chandra Röntgen-Observatoriums, das am 23. Juli 1999 ins All gebracht wurde, hat ihre ersten Bilder geschossen. Zu Fokussierungszwecken wurde sie zunächst auf LMC X-1 gerichtet, eine punktförmige Quelle von Röntgenstrahlen, die etwa 180 000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Sie gehört zur Großen Magellanschen Wolke, einer unserer Milchstraße benachbarten Galaxie. Nach der Überprüfung der Schärfeeinstellungen richteten die Wissenschaftler die Kamera auf N132D, einen Überrest einer Supernova, der sich ebenfalls in der Großen Magellanschen Wolke befindet. Das Auflösungsvermögen der Kamera beträgt eine halbe Bogensekunde – damit könnte aus knapp zwanzig Kilometern Entfernung ein Stoppschild entziffert werden.

Die Aufnahmen stellen nach Aussage von Stephen Murray vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics nur vorläufige Testbeobachtungen dar, aber die Wissenschaftler sind mit der Qualität der Aufnahmen sehr zufrieden.

Auf dem Bild ist der im Durchmesser achtzig Lichtjahre große, reich strukturierte Überrest – oder die Hülle – aus Gas mit einer Temperatur von zehn Millionen Grad Celsius zu sehen. Eine derartige Hülle in der Nachbarschaft unserer Sonne würde mehr als fünfzig nahegelegene Sterne umfassen. Die Materiemenge in dem heißen Gasüberrest entspricht 600 Sonnen.

Der Überrest des explodierten Sterns scheint mit einer riesigen Molekülwolke zu kollidieren, wodurch die Aufhellung am unteren Rand des Restes entsteht. Die mit einem Radioteleskop sichtbare Molekülwolke hat eine Masse von 300 000 Sonnen. Die relativ schwache Röntgenstrahlung oben links auf dem Bild zeigt, daß die Schockwelle sich in eine weniger dichte Region am Rand der Molekülwolke ausdehnt. In der Mitte sind eine Reihe von kleinen, kreisförmigen Strukturen zu erkennen, und im oberen Teil des Überrests deutet sich eine große Schleife an.

Die Auswertung der Daten wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. "Das Bild ist so strukturreich, daß es eine Weile dauern wird, bis wir herausgefunden haben, was wirklich abläuft", sagt Murray. "Es könnten mehrere Supernovae oder absorbierende Wolken in der Umgebung der Supernova sein." Die Wissenschaftler hoffen, daß sie dann eine Erklärung für die besondere Gestalt des Überrestes entdecken.

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