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News: Leben wir zu steril?

Atemnot bis hin zu asthmatischen Anfällen wird oft mit Allergien zum Beispiel gegen Hausstaubmilben in Verbindung gebracht. Immer wieder wird in dem Zusammenhang von Wissenschaftlern und Ärzten die Vermutung geäußert, daß der Zuwachs an Allergien gerade bei Kindern in den westlichen Industrieländern auch darauf beruht, daß sie immer weniger mit Schmutz in Berührung kommen. Der Kontakt mit Erregern 'schult' das Immunsystem und verleiht mehr Widerstandskraft. Zu dieser Vermutung passen auch die ersten Ergebnisse einer Studie, in der ein neuer Impfstoff gegen Asthma getestet wurde. Der Impfstoff, dessen wirksame Substanz auch zum Beispiel in Tierkot vorhanden ist, brachte für zwei Drittel der Patienten Linderung ihrer Beschwerden.
Asthma, die gefährlichen Anfälle von Atemnot, betreffen etwa fünf Prozent der Bevölkerung. Die Krankheitsursache ist noch nicht endgültig geklärt, sehr häufig sind jedoch Allergien oder Luftverschmutzung beteiligt. Auch die Reaktion der Betroffenen auf verschiedene Behandlungsmethoden ist sehr unterschiedlich. Stephen Holgate von der University of Southampton untersuchte in einem dreijährigen Projekt die Unterschiede zwischen schwerem und leichterem Asthma, und wie sich diese auf die Behandlungsmöglichkeiten der Patienten auswirken.

Auf dem British Association Festival of Science (13.-17.9.1999) in Sheffield berichtete er von der Erprobung eines neuen Impfstoffes: "Zwei Drittel der Patienten haben sehr, sehr gut reagiert und ein Drittel überhaupt nicht. Das ist eine signifikante Verbesserung."

Der Professor für Immunopharmakologie hatte 24 Patienten mit mildem bis mäßigem Asthma jeweils vor und nach der Impfung mit den Ausscheidungen von Hausstaubmilben konfrontiert, die Asthma-Anfälle auslösen können. Bei zwei Dritteln der Probanden waren die Symptome durchschnittlich um dreißig Prozent reduziert, in einzelnen Fällen noch deutlich stärker.

Der Impfstoff namens SRL172 soll im Immunsystem des Körpers eine Reaktion auslösen, die zwar schützt, jedoch nicht zu einer Überreaktion und damit zu Asthma führt. Das Medikament besteht aus abgetöteten afrikanischen Bodenbakterien. Man nimmt an, daß es sich beim Wirkstoff in den Mikroorganismen um eine Substanz handelt, die auch in anderen Organismen und im Kot mancher Tiere enthalten sei. Das Forschungsunternehmen SR Pharma in London will das Mittel jetzt in einem groß angelegten Versuch erproben.

Nach den Worten von Holgate passen seine noch unveröffentlichten Ergebnisse zu der Mutmaßung, daß Allergien in den westlichen Industriestaaten deswegen so zugenommen haben, weil viele Kinder nicht mehr ausreichend mit Schmutz in Berührung kommen. Ein Drittel aller Kinder in Großbritannien leidet unter Allergien – 23mal mehr als beispielsweise in Albanien. Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, auf denen auch Tiere gehalten werden, haben sogar sechzig Prozent weniger Allergien als Kinder ohne Kontakt zu Tieren.

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