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News: Eis auf dem Rückzug

Unbeeindruckt von natürlichen und anthropogen bedingten Klimaschwankungen zieht sich ein riesiges Eisschild in der Antarktis beständig zurück. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit wird in etwa 7000 Jahren der letzte Tropfen davon ins Meer sickern. Ein nicht auszuschließender plötzlicher Zusammenbruch der Eismassen würde den Meeresspiegel um bis zu sechs Meter anheben und so viele Küstenbereiche überschwemmen.
Das westantarktische Eisschild besteht aus mehreren dicken Gletschern, die insgesamt eine Fläche von nahezu einer Million Quadratkilometer bedecken. Seine "Füße" stehen im Wasser, da das enorme Gewicht die Landoberfläche in die Tiefe drückt. Der Wasserkontakt vor allem bei steigendem Meeresspiegel könnte dazu führen, daß das Eis instabiler wird als auf höher gelegenen Flächen und schneller schmilzt.

Wissenschaftler um Howard Conway von der University of Washington und Brenda Hall von der University of Maine, Orono, verfolgten über Radaraufnahmen von alten Schichten im Eis die Spuren des Kolosses in den letzten Jahrtausenden. Sie stellten fest, daß die Eismasse seit 10 000 Jahren kontinuierlich dünner wird und sich um etwa 120 Meter pro Jahr zurückzieht (Science vom 8. Oktober 1999). Zusätzlich datierten die Forscher den Rückzug anhand von organischen Überresten, die – ehemals im Eis eingeschlossen – beim Abtauen an den sich hebenden Küsten abgelagert wurden.

Die Wissenschaftler vermuten, daß der Schmelzvorgang in Verbindung steht mit dem Abschmelzen der Gletscher auf der Nordhalbkugel nach dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor etwa 20 000 Jahren. "Dieser Zusammenbruch scheint Teil eines andauernden natürlichen Zyklus zu sein", erklärt Conway. Kein Mensch kann daher das Abschmelzen der Eismassen aufhalten, betonen die Wissenschaftler. Eine globale Erwärmung könnte den Vorgang jedoch deutlich beschleunigen.

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