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News: Bilder vom gefrorenen Kontinent

Eindrucksvolle Bilder von einem der unzugänglichsten Gebiete unserer Erde sind jetzt verfügbar - der Antarktis. 1997 machte ein kanadischer Radarsatellit während des Frühlings auf der Südhalbkugel 18 Tage lang jeweils einzelne Aufnahmen, die von den Forschern jetzt wie ein Puzzle zusammengebastelt wurden. Daraus entstand die erste hochauflösende Aufnahme des gesamten 'gefrorenen Kontinents', auf der sogar einzelne Forschungsstationen und die Spuren der Schneemobile zu erkennen sind. Obwohl damit nun viele Fragen geklärt werden können, sind auf den Bildern auch neue mysteriöse Einzelheiten und Strukturen sichtbar, über die sich die Wissenschaftler wohl noch einige Zeit die Köpfe zerbrechen werden.
Zu den faszinierendsten Ergebnissen gehört die Entdeckung, daß sich bis tief ins Innere der Ostantarktis ein Netz aus Eisströmen zieht, in dem das Eis ins Meer geleitet wird. Eisströme sind riesige Flüsse, die aber nicht Wasser, sondern Eis führen und die bis zu hundertmal schneller fließen als das Eis, in das sie sich eingraben. So können sie Geschwindigkeiten von bis zu 900 Metern pro Jahr erreichen. "In der Ostantarktis gibt es einige außergewöhnliche Eisströme, die fast 800 Kilometer lang sind", erzählt Kenneth Jezek vom Byrd Polar Research Center der Ohio State University.

Viele Wissenschaftler befürchten, daß besonders die Eisströme sehr empfindlich auf Veränderungen der Umweltbedingungen reagieren. Sie sind die aktivsten Strukturen auf dem Kontinent und transportieren unter anderem auch den Großteil des gefallenen Schnees ins Meer. "Wir haben vor kurzem mit Hilfe der Daten von RADARSAT und anderen Satelliten abgeschätzt, daß so ein Eisstrom jährlich etwa 78 Kubikkilometer Eis ins Meer schüttet – das entspricht einer Menge, die Washington jedes Jahr unter Eisschicht von 500 Metern Dicke begraben würde", verdeutlicht Jezek.

Die Karten sind Teil des Antarctic Mapping Project der NASA. Die Aufnahmen stammen von RADARSAT, einem kanadischen Satelliten, der 1995 von der NASA in die Umlaufbahn geschossen wurde. Der Radarsatellit kann rund um die Uhr und unbeeinflußt vom Wetter Daten aufnehmen, weshalb die komplette Erfassung des Kontinents bereits nach 18 Tagen abgeschlossen war. In die Karten gingen außerdem zahlreiche Meßergebnisse von Untersuchungen verschiedener Wissenschaftler vor Ort ein. "Das gesamte Unternehmen war geprägt von einem Geist der internationalen Zusammenarbeit", lobt Verne Kaupp, einer der leitenden Wissenschaftler.

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