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News: Ein haarfeiner Unterschied für's Immunsystem

Nahezu jede Transplantation von Gewebe verursacht bei den behandelten Patienten Abstoßungsreaktionen. Offensichtlich gilt dies nicht für Haarfollikel - der Geburtstätte eines jeden Haares: Ein britischer Forscher hat erfolgreich Follikelzellen von seiner Kopfhaut auf den Unterarm seiner Frau übertragen, ohne daß deren Körper abweisend darauf reagierte. Damit wird die schon seit längerem angenommene Sonderstellung dieser Zellen im Immunsystem bestätigt. Für von Haarausfall geplagte Menschen ist der Erfolg jedoch kein Grund zu Optimismus: Die Ursachen für ihre Probleme liegen meist ganz woanders.
Ein Haarfollikel ist eine komplexe Ansammlung von Zellen. In seinem Innern liegt die Papille, welche die "Anweisungen zur Bildung von Haaren bereithält", erläutert Colin Jahoda von der University of Durham in Großbritannien. Als Antwort auf diese Signale umschließen Epithelzellen die Haare, die von einer Hautscheide umschlossen sind, bis sie die Haut durchstoßen.

Frühere Beobachtungen zeigten, daß bestimmte Teile der Follikelzellen für das Immunsystem anscheinend irgendwie unerreichbar sind. Diese "immunologische Sonderstellung" teilen sie nur mit wenigen anderen Geweben wie der Hornhaut, Gelenkknorpel und dem Gehirn. Um die Beobachtung zu überprüfen, transplantierte Jahoda Teile von Follikeln auf den Unterarm seiner Frau und Mitarbeiterin Amanda Reynolds.

Reynolds stanzte mehrere kleine Hautstückchen aus der Kopfhaut ihres Mannes aus. Unter dem Mikroskop trennten die Wissenschaftler sorgfältig die einzelnen Follikel voneinander, bis sie stecknadelkopfgroße Proben von den Hautscheidezellen übrig behielten. Diese Zellen, von denen die Wissenschaftler annahmen, daß sie die Bildung von neuen Follikeln auslösen, verpflanzten sie auf die Innenseite des unbehaarten Unterarms von Reynolds.

Nach mehreren Wochen sprossen dort Haare, die dicker und dunkler waren als die übrigen Haare auf Reynolds Arm. Die verpflanzten Hautscheidezellen hatten sich in vollständig ausgereifte Follikel ausdifferenziert, die alle das männliche Y-Chromosom in der Haarpapille aufwiesen. Und selbst nach wiederholten Verpflanzungen beobachteten die Wissenschaftler keinerlei Spuren von Abstoßungsreaktionen gegen die transplantierten Zellen.

"Das ist sehr interessant und dabei so unglaublich einfach", meint Ralf Paus vom Universitäts-Krankenhaus Hamburg-Eppendorf. Für ihn ist das offensichtliche Fehlen der Abstoßungsreaktion überraschend, da die bekannte Sonderstellung im Immunsystem eigentlich für die Haare-produzierenden Epithelzellen gilt und nicht für die Hautscheidezellen, die Jahodas Arbeitsgruppe verpflanzt hatte.

Für Menschen mit Haarausfall bietet dieser Erfolg jedoch keinen Grund zu Optimismus: Ihre Probleme beruhen in der Regel auf Veränderungen in den Wachstumseigenschaften der Haare und einem Schrumpfen der Follikel, aber nicht auf einem Verlust dieser Zellen im Ganzen.

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