News: Bunt ist alles, was ich seh'
Mit dem Mikroskop, das Marshall für seine Messungen verwendet hatte, konnte er lediglich die Wirkung von sichtbarem Licht auf die Netzhaut untersuchen. Daher hat er zusammen mit Johannes Oberwinkler von der University of Groningen, Niederlande, zusätzlich die Ultraviolettsensibilität der Netzhaut gemessen. Bei der Absorption von Licht auf den Zellen der Netzhaut fließt ein winziger Strom. Dessen Stärke ist abhängig von der Wellenlänge des einfallenden Lichtes und wurde von Oberwinkler gemessen, indem er winzige Elektroden in die einzelnen Zellen steckte. Die Meßergebnisse waren erstaunlich, denn neben dem ausgeprägten Sehvermögen der Fangschreckenkrebse im sichtbaren Wellenlängenbereich, sprachen einige Rezeptoren auch auf vier Farben im ultravioletten Bereich an (Nature, vom 28. Oktober 1999).
Es scheint, als hätten die Fangschreckenkrebse das entwickelt, was die Forscher als digitales Farbempfinden bezeichnen. Die zwölf verschiedenen Rezeptorarten, acht im sichtbaren und vier im ultravioletten Bereich, und deren Filter unterteilen den Wellenlängenbereich in schmalere Banden. Durch die diskreten Banden sehen die Krebse sehr kontrastreiche Bilder. Doch dieses Farbempfinden hat auch eine Schattenseite, denn die Filter absorbieren Licht, und das führt wiederum dazu, daß die Welt für die Krebse dunkler erscheint. Oberwinkler vermutet, daß die farbenprächtige Heimat der Fangschreckenkrebse, mit ihren bunten Beutetieren und Sexualpartnern, für die Evolution dieses unglaublichen Farbsehvermögens verantwortlich sind. Aber wie und warum ist immer noch ein Rätsel. "Im Moment haben wir noch keine gute Idee, was das angeht," gesteht er.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 27.7.1999
"Gute Sicht unter Wasser"
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