News: Hohen Energiezuständen auf die Finger geschaut
Bo Gao von der University of Toledo in Ohio hat die Rotations- und Schwingungszustände von zweiatomigen Molekülen kurz vor dem Zerfall untersucht. Er war überrascht, als die semiklassischen Voraussagen immer weniger zutrafen, je stärker die Schwingung und je höher folglich die Quantenzahlen waren. Gao vemutet, daß die Annahme, je höher der Energiezustand, um so "klassischer" das Verhalten, nicht unbedingt zutreffen müsse. Die wirkliche klassische Grenze sei der Zustand, bei dem die quantenmechanische Welle, die mit dem Partikel in Verbindung steht, eine kurze Wellenlänge hat (Physical Review Letters vom 22. November 1999).
Ultrakalte Atome können extrem lange Wellenlängen haben, und wenn so ein Atompaar ein anderes über eine große Distanz anzieht – ähnlich wie ein Molekül in einem hoch angeregten Schwingungszustand – wird die semiklassische Theorie wahrscheinlich nicht zutreffen. Und neutrale Atome ziehen sich nicht so stark an, wie entgegengesetzt geladene Teilchen, die dem Coulombschen Gesetz folgen, deren Anziehungskraft also quadratisch mit dem Abstand abnimmt. Gao stellte fest, daß die meisten gemeinhin untersuchten atomaren Kraftgesetze, wie zum Beispiel die Van der Waals Wechselwirkungen, das Bohrschen Korrespondenzprinzip nicht erfüllen.
"Wir haben keine gute Quantentheorie für solche hoch angeregten Molekülzustände", sagt Gao, daher verwenden die meisten Forscher komplexe Computerprogramme, um die Eigenschaften zu berechnen. Ohne eine treffendere Theorie, ist die semiklassische Näherung populär geblieben, "weil sie sehr einfach ist", sagt er und fügt hinzu, daß man das Verständnis des Korrespondenzprinzips neu überdenken müsse.
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