News: Tumorzellen locken eigene Widersacher an
Tests dazu hat es schon Anfang dieses Jahrhunderts gegeben: Man spritzte Patienten zum Beispiel erfolglos inaktive Tumorzellen, oder man versuchte, den Tumor durch die Injektion von abgetöteten Bakterien zu brandmarken. Durch gentechnische Maßnahmen brachte man Tumorzellen dann dazu, selbst Lockstoffe (Cytokine) zu produzieren, die Immunzellen anlocken. Aus all den Erkenntnissen dieser Versuche entwickelten die Mediziner um Frank Falkenberg von der Ruhr-Universität Bochum nun eine ganz neue Methode: Sie injizieren eine Mischung aus inaktiven Tumorzellen und Cytokinen in Depotform. Das Cytokin lockt Freßzellen an, die am Injektionsort cytokinhaltige Depotpartikel und Tumorzellfragmente aufnehmen und dann in die Lymphknoten wandern. Dort stimulieren sie T-Zellen in Anwesenheit von Tumormaterial – der Körper wird immun. Das verblüffend einfache Konzept hat viele Vorteile: Der Impfstoff ist zum Beispiel sehr unkompliziert und gezielt herstellbar, da keine Genveränderung mehr notwendig ist. Die Herausforderung ist nun, die Methode vom Versuchstier auf den Menschen zu übertragen. Gegenüber den genetisch identischen Labormäusen sind Menschen und auch ihre Tumoren vielfältiger, außerdem leiden sie oft an Alterskrankheiten. Eine Hürde stellt auch das strenge Arzneimittelgesetz dar, das noch die Inaktivierung von Zellen durch Behandlung mit ionisiserenden Strahlen verbietet. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse im soeben erschienenen RUBIN – Wissenschaftsmagazin 2/99.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 16.11.1999
"Das Gedächtnis der Zellen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 4.11.1999
"Warum Tumorzellen keinen Selbstmord begehen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 5/93, Seite 58
"Tumor-Abstoßungsantigene"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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