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News: Filter im Gehirn

Farben werden häufig höchst unterschiedlich wahrgenommen. Das Umgebungslicht spielt dabei eine Rolle, oder etwa die Färbung der unmittelbaren Umgebung. Daß das Gehirn die Faktoren berücksichtigt und die Wahrnehmung entsprechend korrigiert, haben jetzt englische Wissenschaftler dargelegt.
Die britischen Forscher unterzogen Freiwillige einem einfachen Test. Den Versuchspersonen wurde eine zweigeteilte Karte vor das Gesicht gehalten, die eine Seite war rot, die andere weiß. Die Probanden nahmen die weiße Seite als rosa wahr. Durch die Reflexionen der beiden Kartenseiten hätte die weiße Seite allerdings noch viel stärker rosa erscheinen müssen, als es den Teilnehmern erschien. Das Gehirn kompensierte bereits im Verarbeiten der Sinneseindrücke von den Sehnerven diese Reflexionen, daher erschien die weiße Seite heller, als sie aufgrund der Physik ist. "Das visuelle System subtrahiert die indirekte Beleuchtung von der Szene, um einen Eindruck zu bekommen, wie die Oberfläche aussieht, nämlich, daß sie weiß ist", erläutert Karl Gegenfurtner, Psychologe am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen (Nature vom 23. Dezember 1999). Allerdings gelingt die Kompensation dieser sogenannten Interreflexionen nicht völlig, weshalb die weiße Kartenseite ihren Rotstich erhält.

Diesen Korrekturmechanismus des Gehirn spürten die Marina Bloj und ihre Kollegen von der englischen University Newcastle upon Tyne mit einer weiteren Stufe des Experiments auf: Sie zeigten den Probanden die zweigeteilte Karte erneut, diesmal allerdings durch ein komplexes optisches System, das die Karte als nach außen gewölbt erscheinen ließ. Und tatsächlich erschien dieselbe Karte, die vorher zweifarbig erschien, den Testpersonen diesmal als nahezu durchgehend rot gefärbt. Aufgrund der Form ging das Gehirn nicht davon aus, daß der Farbeindruck durch irgendwelche Umweltfaktoren verfälscht sein könnte und korrigierte ihn auch nicht.

Die Interreflexionen sind im übrigen der Grund, warum Computeranimationen immer noch so künstlich wirken, allen Fortschritten in der Rechnerleistung zum Trotz. "Die Algorithmen sind sehr, sehr effizient", so Gegenfurtner, "aber sogar auf den schnellsten Computern dauert es immer noch mehrere Minuten bis zu Stunden, um diese Interreflexionen zu berechnen."

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