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News: Die unbequemen Fremden

Fremdenfeindlichkeit in Deutschland ist kein Problem gewaltbereiter junger Männer oder rechtsextremer Randgruppen. Einer neuen Studie zufolge sind fremdenfeindliche Einstellungen vielmehr in der 'Mitte der Gesellschaft' anzutreffen. Sie gehen oft einher mit einem individuellen Hang zu Vorurteilen, autoritärem und stereotypem Denken und einer Neigung zu einfachen Erklärungen.
Mit "pädagogischem Blick" legen Klaus Ahlheim und Bardo Heger in dem Band "Der unbequeme Fremde" empirische Befunde über die Entwicklung und Verbreitung fremdenfeindlicher Einstellungen in Ost- und Westdeutschland, über mögliche Ursachen und über den Zusammenhang von Erziehung, Schulbildung und Fremdenfeindlichkeit vor.

Die Studie der beiden an der Universität Essen tätigen Wissenschaftler ist ein gelungenes Beispiel für eine ebenso lesbare wie interessante empirische Untersuchung. Sie basiert auf einer Sekundäranalyse verschiedener Datenquellen, darunter als wichtigster die "Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften" (ALLBUS) aus den Jahren 1980 bis 1998.

Fremdenfeindliche Einstellungen, stellen die Verfasser fest, nehmen nach einem kontinuierlichen Rückgang in den achtziger Jahren seit 1994 wieder zu. 1996 waren 41 Prozent der Ostdeutschen und 27 Prozent der Westdeutschen "deutlich" beziehungsweise "stark" fremdenfeindlich eingestellt. Eine "Belastung" durch Ausländer sei dafür nicht die Erklärung, sagen die Autoren. Denn Fremdenfeindlichkeit ist nach ihren Untersuchungsergebnissen dort besonders hoch, wo der Ausländeranteil eher gering ist – umgekehrt ist Fremdenfeindlichkeit dort besonders gering, wo der Ausländeranteil eher hoch ist.

Die Autoren nähern sich der Erklärung möglicher Ursachen von Fremdenfeindlichkeit über den Rückgriff auf die klassischen "Studien zum autoritären Charakter" und zeigen, daß fremdenfeindliche Einstellungen in der Regel Ausdruck einer individuellen Vorurteilsbereitschaft, einer Neigung zu autoritären und stereotypen Denkmustern, zu einfachen Erklärungen sind. Monokausale Erklärungen wie die, Arbeitslosigkeit führe zu Fremdenfeindlichkeit, weisen die Autoren zurück. Sie belegen, daß die Mehrzahl der fremdenfeindlich eingestellten Personen nie arbeitslos gewesen ist und auch nicht um ihren Arbeitsplatz fürchtet. Vielmehr sind Arbeitslose vor allem dann fremdenfeindlich eingestellt, wenn sie überhaupt für Vorurteile anfällig sind.

Schließlich zeigen Ahlheim und Heger, daß sowohl ein zuverlässig-akzeptierender Erziehungsstil als auch eine höhere Schulbildung der Entstehung fremdenfeindlicher Einstellungen entgegenwirken. Sie werten diesen Zusammenhang mit aller Vorsicht als Hinweis auf die wichtige Rolle, die schulische und außerschulische politische Bildung in der Auseinandersetzung mit fremdenfeindlichen Einstellungen und Vorurteilen spielt beziehungsweise spielen könnte.

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