News: Ein Rezeptor für den guten Geschmack
In der Folgezeit haben Forscher nach den Proteinen auf der Zunge gesucht, die auf den entsprechenden chemischen Bestandteil in der Nahrung ansprechen und dabei den Geschmack auslösen. Nirupa Chaudhari und ihre Kollegen von der University of Miami School of Medicine haben nun den Glutamat-Rezeptor auf der Zunge gefunden und seine besondere Struktur aufgeklärt. Im Gehirn existieren mehr als zwanzig Glutamat-Rezeptoren welche die Signale zwischen Neuronen weiterleiten. Vor vier Jahren fanden die Wissenschaftler aus Miami einen Hinweis darauf, dass der mGluR4-Rezeptor nicht nur im Gehirn vorkommt, sondern auch in den Geschmackssensoren von Ratten vorhanden ist. Allerdings benötigen die Sensoren eine 100-mal höhere Konzentration als die Glutamat-Rezeptoren im Gehirn, um auf die Substanz anzusprechen. Aufgrund der Erkenntnis und einigen weiteren Hinweisen, sahen es daher einige Forscher als erwiesen an, es gäbe keine eigene Erregung für Glutamat, vielmehr setzte sich diese aus den vier Grundrichtungen süß, sauer, salzig und bitter zusammen.
Doch durch weitere Untersuchungen wiesen Chaudhari und ihre Mitarbeiter nach, dass sich die verschiedenen Sensitivitäten durch unterschiedliche Strukturen der Rezeptoren erklären lassen. Denn den Rezeptoren auf der Zunge fehlen etwa die Hälfte der antennenähnlichen Gebilde, die aus den Zellen herausragen und das Glutamat an sich binden. Für einige Forscher sind diese Erkenntnisse sensationell, weil sie zum ersten Mal zeigen, dass der Geschmack tatsächlich auf molekularer Ebene abläuft.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 3.3.1999
"Bitter und süß – dem Geschmack auf der Spur"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 31.1.1999
"Der Kick beim Riechen"
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.