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News: Riesenmuscheln mögen's heiß

Kein Habitat ist zu ungewöhnlich, als dass es nicht besiedelt würde. So leben riesige Muscheln in hydrothermalen Spalten des Meeresbodens, aus denen heißes Sulfid-haltiges Wasser strömt. Wie die Mollusken diesen extremen Standort erobern konnten, ist noch unklar, aber anscheinend könnte verrottendes organisches Material wie Tierkadaver und Holz als eine Art Übergangsstufe gedient haben.
Seit Entdeckung der hydrothermalen Spalten, an denen heißes, Sulfid-reiches Seewasser aus dem Meeresgrund ausströmt, waren sich Wissenschaftler darüber bewusst, dass die dort lebenden Riesenmuscheln ausgesprochen ungewöhnlich sind. Energie erhalten die Tiere von Bakterien in ihren Kiemen, die Sulfid oxidieren. Mit Muscheln von Salzmarschen oder steinigen Gezeitenzonen scheinen die Exemplare aus den heißen Tiefseeschloten nur entfernt verwandt zu sein. Forscher von der University of Hawaii sind in Zusammenarbeit mit der University of Maine und der Harvard University der Frage genauer nachgegangen, wann und wie die Muscheln diese ungewöhnlichen Habitate eroberten.

DNA-Analysen von verschiedenen Muscheltypen ergaben, dass kleine Molluskenarten, die auf verrottenden Walüberresten und Holzfragmenten auf dem Meeresboden zu finden sind, mit den an hydrothermalen Schlitzen lebenden Riesenmuscheln eng verwandt sind. Beide Typen unterscheiden sich dagegen erheblich von ihren in Flachwasserbereichen lebenden Verwandten. Eine Art, die auf Walknochen und Holzstücken gefunden wurde, scheint ein evolutionäres Bindeglied zwischen den Riesenmuscheln und ihren Flachwasser-besiedelnden Cousinen zu sein.

"Verrottende Wale könnten das fehlende Verbindungsstück darstellen zwischen den Muscheln, die an heißen Spalten des Meeresboden zu sehen sind, und solchen, die wir auf unserem Teller in einem Restaurant finden", meint Craig R. Smith von der University of Hawaii. Verendete Wale, die auf den Grund herabsinken, stellen eine riesige Nahrungsquelle für zahlreiche Aasfresser, wie den Grönlandhai oder Schleimaale, dar, die den Kadaver innerhalb weniger Monate bis auf die Knochen beseitigen. Nach den Aasfressern siedeln sich Bakterien und diverse Wirbellose wie Würmer, Mollusken und Crustaceen auf den Überresten an. Diese Gemeinschaften können sich über Jahre prächtig entwickeln, sagt Smith und erklärt, dass Zehntausende Tiere von Hunderten verschiedener Arten auf einem einzigen Walskelett leben können.

Smiths Team untersuchte fünf Walkadaver auf dem Meeresgrund vor der Küste Südkaliforniens, von denen drei absichtlich versenkt wurden, nachdem die Tiere an einer natürlichen Ursache verendet waren. Die Wissenschaftler beobachteten die Skelette mit Hilfe bemannter Tauchboote über eine Reihe von Jahren, um die Gemeinschaften von Tieren zu untersuchen, die auf den Knochen leben, und die Bakterien zu identifizieren, die das Fett und die Proteine der Wale zersetzen (Nature vom 17. Februar 2000).

Dabei entdeckten die Forscher mindestens elf neue Arten, von denen einige auf tote Wale spezialisiert zu sein scheinen, sowie Bakterien, die Enzyme besitzen, mit denen sie Fette im kalten Wasser effizient aufschließen können und die eventuell als Waschmittelzusätze nützlich wären. Smith ist der Ansicht, dass verrottendes organisches Material wie Kadaver oder Holz ein ganz eigenes Habitat darstellen und eventuell im Laufe der Evolution als eine Art Übergang zu so extremen Lebensräumen wie hydrothermale Spalten im Meeresgrund gedient haben könnten.

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