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News: Hochdosis-Chemotherapie bringt nichts

Patientinnen mit Brustkrebs und Onkologen sind eine Hoffnung ärmer: Eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender Knochenmarktransplantation bringt bei Frauen mit erneut auftretenden Tumoren oder einem sich ausbreitenden Mammakarzinom keinen Vorteil. Anders lautende Daten sind von einem südafrikanischen Wissenschaftlern manipuliert worden, was einen veritablen Forschungsskandal in der internationalen Krebsforschung ausgelöst hat.
"Wir sollten mit einem hohen Grad der Wahrscheinlichkeit akzeptieren, dass diese Form der Behandlung von Brustkrebs unwirksam ist und aufgegeben werden sollte – zugunsten anderer und gut bewiesener Strategien", stellte jetzt Marc E. Lipman vom Lombardi Cancer Center in einem Kommentar im New England Journal of Medicine fest. Das negative Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung durch Forschern in Philadelphia hat gravierende Konsequenzen für die Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs. Um Frauen auf der ganzen Welt die heftigen Nebenwirkungen einer unnötig starken Chemotherapie zu ersparen, veröffentlichte das New England Journal of Medicine sowohl den Kommentar von Lipman als auch den Artikel im Volltext sechs Wochen vor Erscheinen der gedruckten Ausgabe vom 13. April 2000 jetzt schon auf seinen Internet-Seiten.

Jahrelang hatte eine ultra hoch dosierte Behandlung mit Cytostatika bei solchen Schwerkranken als möglicher Rettungsanker gegolten. Dabei "killten" die Ärzte buchstäblich das Knochenmark der Betroffenen – hoffentlich samt den Krebszellen des Tumors. Dann wurde eine Knochenmarktransplantation zur Wiederherstellung des Knochenmarks und der Blutbildung durchgeführt.

Doch die neue wissenschaftliche Untersuchung aus den USA bläst der Hoffnung das Lebenslicht aus: 89 Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs waren mit einer konventionellen und schonenderen Chemotherapie behandelt worden. 110 Frauen aber hatten eine Hochdosis-Behandlung mit den "schärfsten Waffen" an Cytostatika bekommen.

Das Knochenmark der Patientinnen wurde irreversibel geschädigt. Dadurch versagte ihre Immunabwehr total, ebenso die Blutbildung. Freilich, danach erhielten die Patientinnen Blutstammzellen, die ihnen vor der Chemotherapie abgenommen worden waren. Sie sollten das Knochenmark wieder aufbauen. Der Preis dafür aber war die vorübergehende Todesgefahr zumindest durch die Immunschwäche.

Die Auswertung der Studie brachte eine große Enttäuschung: Nach drei Jahren zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den konventionell und den besonders aggressiv behandelten Frauen. In der ersten Gruppe waren noch 38 Prozent am Leben, in der Hochdosis-Gruppe 32 Prozent. Und der Zeitraum bis zum Fortschreiten der Erkrankung betrug in der Hochdosis-Gruppe 9,6 Monate und in der Vergleichsgruppe neun Monate.

Doch hinter ehemaligen Hoffnungen auf die Hochdosis-Chemotherapie bei Brustkrebs verbirgt sich auch ein veritabler Wissenschaftsskandal. Im Jahr 1999 hatte der südafrikanische Forscher Werner Bezwoda beim amerikanischen Onkologenkongress (ASCO-Meeting) die bisher einzige Studie zu dem Thema mit positiven Resultaten präsentiert. Doch eine unabhängige Expertengruppe überprüfte vor kurzem die Originaldaten in Südafrika.

Am 4. Februar 2000 warnte die American Society of Clinical Oncology (ASCO) ihre Mitglieder vor den Hoffnungen. Die Deutsche Krebshilfe mit Hinblick auf diesen Schritt: "Bei dieser Qualitätskontrolle wurden Fehlverhalten und erhebliche Unregelmäßigkeiten in der Studienführung festgestellt, die zur falschen Darstellung der Studienergebnisse führten. Bezwoda gab zu, gegen die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis verstoßen zu haben. Er wurde von seinem bisherigen Posten (...) enthoben."

Die Deutsche Krebshilfe betonte in ihrer Aussendung, dass die Hochdosis-Chemotherapie bestenfalls in wissenschaftlichen Studien weiter geprüft werden sollte. In der anerkannten Routine-Behandlung von Brustkrebspatientinnen hätte sie derzeit keinen Platz.

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