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News: Kein Aufatmen in Sicht

Die Luftverschmutzung in Erfurt ist nicht geringer, sondern anders geworden. Die Belastung mit groben Stäuben aus Zweitaktmotoren und Hausbrand ist zwar zurückgegangen. Die größere Zahl an Benzin- und vor allem Dieselfahrzeugen hat jedoch die Konzentration an feinsten Staubpartikeln in der Luft verdoppelt. Diese winzigen Teilchen können in die Lungenbläschen und sogar in Blutgefäße eindringen und dort gesundheitsschädlich wirken. Inwieweit die Ergebnisse auch für andere Städte gelten, müssen die Wissenschaftler noch überprüfen.
Das GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit veröffentlicht eine Studie, die eine Abnahme grober Staubpartikel in der Erfurter Luft nachweist. Die Belastung durch ultrafeine Staubpartikel, wie sie von Dieselmotoren verursacht wird, hat dagegen zugenommen. Von diesem mikroskopisch kleinen Staub scheint eine beträchtliche Gesundheitsgefahr auszugehen.

Als Umweltwissenschaftler 1992 in Erfurt mit Luftmessungen begannen, lag in der ostdeutschen Stadt vieles noch im Argen: stinkende Trabbis beherrschten den Verkehr und die Haushalte verfeuerten schwefelhaltige Braunkohle. Damals installierten Wissenschaftler vom GSF-Forschungszentrum erstmals sogenannte Partikelzähler in Erfurt. Auf einem Filterpapier sammelt sich der Staub an und anschließend lässt sich seine Masse bestimmen. Die Wissenschaftler konnten einen Rückgang der Belastung durch grobe und feine Stäube feststellen. Vermeintlich saubere Benzin- oder Dieselfahrzeuge haben die Trabbis weitgehend ersetzt. Ultrafeine Staub-Partikel können durch diese Messmethode jedoch kaum erfasst werden, denn sie sind nur um die 100 Nanometer klein und wiegen sehr wenig.

Die Konzentration dieser ultrafeinen Partikel habe sich in den letzten Jahren verdoppelt, klagt Professor Erich Wichmann vom GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit. Vor allem der Autoverkehr scheint für diesen Anstieg verantwortlich zu sein. Dieselfahrzeuge sind als Partikelschleudern bekannt. Die mikroskopisch feinen Stäube sind so tückisch, weil sie besonders lungengängig sind. Sie können in die Zellen der Lungenbläschen und sogar in Blutgefäße eindringen. Dort beeinflussen sie vermutlich die Blutgerinnung und können so Herzinfarkte auslösen. Auch Asthma-Patienten leiden besonders an den Tagen mit hoher Belastung durch ultrafeine Partikel.

Ob sich die Ergebnisse aus Erfurt nun auch auf andere Städte übertragen lassen, weiß derzeit niemand. Obwohl die Gefahr durch die Partikel bekannt ist, misst niemand die Partikelzahlen. In den USA werden derzeit große Partikelmessprogramme aufgebaut, weil man dort das Problem sehr ernst nimmt. Eine Initiative, die Erich Wichmann auch sehr gerne in Deutschland verwirklichen würde.

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