News: Päckchen aus dem All
Durch diese Funde ermutigt, untersuchten die Wissenschaftler Sedimente aus der Übergangszeit von Kreide zu Tertiär an unterschiedlichsten Standorte, unter anderem auch in Dänemark, Neuseeland und Nordamerika auf das Vorkommen und die Beschaffenheit von Fullerenen hin (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 28. März 2000). Das Team um Becker entdeckte, dass die Moleküle in allen Fällen Edelgase mit eindeutig extraterristrischer und eventuell sogar extrasolarer Herkunft enthielten. "Helium von der Erde, das aus dem Vulkanismus oder unsere Atmosphäre stammt, weist deutliche Unterschiede zu dem Gas aus den Meteoriten auf", erklärt Becker. " Das Helium, das wir in den Fullerenen des australischen Murchison Meteoriten gefunden haben, ist dem Edelgas, das existierte, als sich unser Sonnensystem bildete, sehr ähnlich." Dieses Ergebnis deutet auf einen kosmischen Ursprung von Fullerenen hin, da Moleküle, die durch einen Meteoriteneinschlag auf der Erde oder durch die Hitze eines Waldbrandes entstanden wären, auch terrestrisches Helium eingeschlossen hätten.
Die Wissenschaftler wählten die Grenzschicht zwischen Kreide und Tertiär für ihre Analysen aus, da in diesen sehr gut untersuchten Sedimenten bereits extraterrestrisches Iridium gefunden worden war. In dieser Zeit ereigneten sich einschneidende Veränderungen er Geologie und des Lebens auf der Erde, wie das Massenaussterben der Dinosaurier, das heute im Allgemeinen auf einen verheerenden Asteroideneinschlag zurückgeführt wird.
Becker wird ihre Untersuchungen auf andere Zeitpunkte von Massenaussterben wie etwas den Übergang vom Perm zur Trias vor 250 Millionen Jahren erweitern. Sie hofft, die Frage klären zu können, ob extraterrestrische Ereignisse globale Veränderungen auslösen konnten und ob Fullerene eine Art "kosmische Care-Pakete" waren, die Gase und den für die Entstehung des Lebens nötigen Kohlenstoff lieferten. In Zusammenarbeit mit Astronomen will die Geophysikerin die Bildung von Fullerenen genauer untersuchen. "Wir müssen herausfinden, warum diese Moleküle existieren und was sie uns über die Entstehung von Kohlenstoff im Universum sagen können."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 15.6.1999
"Fußbälle aus Kohlenstoff" - Spektrum Ticker vom 6.12.1999
"Im Flug erwischt"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 18.10.1999
"Anorganische Fußbälle werfen philosophische Fragen auf"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 12/96, Seite 18
"Nobelpreis für Chemie – Kohlenstoff in Fußballform"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.