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News: Integration läuft über Sprache

Junge Aussiedler in Deutschland passen sich umso besser an die neuen Lebensverhältnisse an, je länger sie hier sind. Schwierigkeiten in der Schule, depressive Verstimmungen und andere Anpassungsprobleme treten bei rund drei Vierteln drei Jahre nach der Einreise üblicherweise nicht mehr auf. Das ermittelten Psychologen in einer Längsschnittstudie mit 220 Migranten aus Polen, Rumänien und der ehemaligen Sowjetunion, die sie viermal über zwei Jahre hinweg befragten.
Die Wissenschaftler der Universität Jena widersprechen mit ihren Ergebnissen dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer, der bei jungen Aussiedlern mit zunehmender Aufenthaltsdauer ein wachsendes Frustrationspotenzial vermutet. "Die psychosoziale Anpassung braucht natürlich ein paar Monate Zeit", beschreibt die Entwicklungspsychologin Eva Schmitt-Rodermund die Situation junger Neuankömmlinge, "aber sind die typischen Anfangsschwierigkeiten erst überwunden, sind die meisten jugendlichen Spätaussiedler gesellschaftlich voll integriert."

Problematische Verhaltensweisen wie Depressionen oder Scheitern in der Schule, beides bekannt als Vorläufer von Drogenkonsum und Kriminalität, machen sie und ihr Jenaer Kollege Rainer K. Silbereisen nur bei solchen jugendlichen Aussiedlern aus, die in der Übergangsphase nicht zurecht kommen. Etwa, weil sie ihre Sprachprobleme nicht überwinden, weil sie keinen sozialen Kontakt zu gleichaltrigen Deutschen knüpfen, sie keinen Rückhalt in ihren Familien finden oder weil sie selbst Vorbehalte gegen die Einwanderung nach Deutschland hegten. "Diese Risikogruppen machen aber nur geringe Prozentsätze aus", erläutert Schmitt-Rodermund, "von einer grundsätzlichen Delinquenzneigung zu sprechen, halten wir für irreführend."

In ihrer Studie haben die Jenaer Psychologen gemeinsam mit fünf Forscherteams in Wuppertal, Kassel, Gießen und Osnabrück im Auftrag des Bundesinnenministeriums die psychosoziale Adaption einer Auswahlgruppe über einen längeren Zeitraum verfolgt.

"Ein wichtiger Schritt ist die Überwindung der Sprachbarriere", erläutert Schmitt-Rodermund, "Aussiedlerjugendliche, die gut Deutsch gelernt haben, finden in Schule und Freizeit leichter Kontakt zu Gleichaltrigen." Dieser Anpassungsprozess muss aber durch sozialpolitische Maßnahmen zusätzlich unterstützt werden, fordert sie: "Jugendzentren und Sportvereine sind wichtige Orte der Integration, aber oftmals muss man Orientierung suchende jugendliche Spätaussiedler regelrecht vor der Haustür abholen, um dort mitzumachen."

Als zentrales Instrument der Förderpolitik machen die Entwicklungspsychologen jedoch intensive Sprachkurse aus. Wer hier außen vor bleibt, hat folgerichtig Probleme in der Schule, rutscht in depressive Verstimmungen ab und versucht, den Misserfolg durch Drogenkonsum oder Kriminalität zu kompensieren. "Wer sozial ausgegrenzt bleibt, dem hilft auch kein deutscher Pass, um sich als 'Einheimischer' zu fühlen", so Schmitt-Rodermund. "Dann bilden sich soziale Randgruppen, die untereinander auch weiter die Sprache ihrer alten Heimat pflegen." – Ein Teufelskreis.

Die vollständige soziale Integration von Spätaussiedlern dauere natürlich Jahre und erfolge unter Umständen erst in der nächsten Generation, konzedieren Schmitt-Rodermund und Silbereisen. "Man darf nicht vergessen, dass neben den vergleichsweise einfach zu bewältigenden Sprachproblemen eine andere kulturelle, soziale und auch religiöse Prägung eine Rolle spielt", erläutert Schmitt-Rodermund. Eine Grundlage für die von Pfeiffer nahegelegte pauschale Diskriminierung von Spätaussiedlern sieht sie nicht: "Das wäre politisches Brandstiftertum, das Konfliktpotenziale schürt, indem die Ablehnung von deutschstämmigen Spätaussiedlern durch einheimische Deutsche forciert und scheinbar legitimiert wird."

Tatsächlich hatten in der Jenaer Studie fast drei Viertel der Befragten schon nach drei Jahren gleichaltrige einheimische Freunde. Schmitt-Rodermund: "Das zeigt, dass der Integrationsprozess bei den meisten recht positiv verläuft."

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