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News: Diabetes-Therapie ohne Spritzen

Wer an Diabetes Typ I erkrankt, muss bereits in frühen Lebensjahren starke Einschränkungen in der Lebensqualität in Kauf nehmen. Diabetiker haben nicht nur besonders auf ihre Ernährung zu achten, mehrmals täglich müssen sie sich auch ihr fehlendes Insulin selbst spritzen. Amerikanische Wissenschaftler vermelden jetzt Erfolge in der Suche nach einer Transplantations-Methode gesunder Zellen, damit Patienten ohne äußere Hormon-Zufuhr auskommen. Unter anderem haben die Mediziner eine neue Substanz eingesetzt, welche die Abstossungsreaktion des Immunsystems unterdrückt.
Hundertausende von Menschen in den USA leiden an Diabetes vom Typ I, der bereits in der Kindheit beginnt. Nach der allgemeinen Ansicht setzt die Krankheit ein, weil das Immunsystem die Insulin-produzierenden Langerhansschen Inseln der Bauchspeicheldrüse zerstört. Der Körper ist auf dieses Hormon jedoch angewiesen, damit Traubenzucker schneller in die Zellen gelangt und somit der Blutzuckerspiegel sinkt. Um den Verlust der körpereigenen Produktion auszugleichen, müssen sich Diabetiker mühsam mehrmals am Tag Insulin spritzen. Doch trotz dieser Injektionen schwankt der Blutzuckerspiegel so stark, dass sich Nebenwirkungen einstellen können, beispielsweise Nierenversagen, Nervenschäden oder Blindheit. Seit Jahren suchen Forscher nach einer Möglichkeit, den Patienten gesunde Insulin-bildende Zellen zu transplantieren. Allerdings waren bisher die meisten Verfahren nur teilweise erfolgreich: Nicht einmal einer von zehn Patienten kann ein Jahr nach der Operation ohne Injektionen auskommen. Darüber hinaus müssen alle Betroffenen die Nebenwirkungen von Medikamenten erdulden, die das Immunsystem unterdrücken, um die körpereigene Abstossung der neuen Zellen zu verhindern.

Wissenschaftler um James Shapiro von der University of Alberta in Kanada haben auf dem Transplant 2000 Meeting in Chicago ein Verfahren vorgestellt, das deutlich bessere Anfangsergebnisse aufweist. Jeder ihrer acht Patienten zeigt einen normalen Blutzucker-Spiegel ohne jegliche zusätzliche Insulin-Gaben, in einem Fall bereits seit einem Jahr. Ihren Erfolg führen die Forscher auf mehrere Gründe zurück: Zum einen haben sie die Hormon-produzierenden Zellen so früh wie möglich nach der Entnahme aus dem Spender-Organ überführt. Zum anderen haben die Wissenschaftler gänzlich auf nichtmenschliche Proteine verzichtet, um die Zellen vor der Transplantation zu behandeln. Und schließlich haben sie eine neue Substanz eingesetzt, die ein CD25 genanntes Protein blockiert und dadurch die Abstossung der neuen Zellen verhindert. Bisher haben Mediziner dafür Medikamente auf der Grundlage von Steroiden verwendet, die allerdings für die Zellen der Bauchspeicheldrüse nicht ungefährlich sind, meint Norma Kenyon von der University of Miami in Florida. Die neue Substanz ist anscheinend besser verträglich.

Dennoch betont Kenyon, dass die Patienten im Alter von 29 bis 53 Jahren ihr Leben lang immunsupprimierende Arzneimittel nehmen müssen. Ausserdem bleibt die Methode zur Zeit noch auf einen kleinen Patientenkreis beschränkt. Damit mehr Patienten in den Genuss der neuen Therapie kommen, müssen die Wissenschaftler menschliche Insel-Zellen in Kultur züchten können oder einen Weg finden, wie sie tierische Insel-Zellen verwenden können. Das neue Verfahren ist zwar ein "wirklich wundervoller Schritt," so Hugh Auchincloss von der Harvard Medical School, "aber es ist nur ein Schritt", noch nicht die ganze Behandlung.

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