News: Hört, hört
Seit Jahrzehnten wissen Forscher, dass Tiere eines bestimmten Mäusestamms, denen das Gen Math1 fehlt – ein Gen, das andere Gene an- oder abschaltet –, ohne Haarzellen und daher gehörlos zur Welt kommen. Die Neurobiologen Wei-Qiang Gao und J. Lisa Zheng von Genentech Inc. in South San Francisco wollten nun wissen, ob eine Extra-Dosis Math1 nicht vielleicht doch ein neuerliches Wachstum von Haarzellen auslösen kann, auch wenn die Embryonalentwicklung bereits abgeschlossen ist.
Die Wissenschaftler fertigten dünne Schnitte des Innenrohrs frischgeborener Ratten an und kultivierten sie in Petrischalen. Anschließend machten sie die Membranen mittels Elektroporation durchlässig. So konnten sie ein speziell konstruiertes Stück DNA, welches das Math1-Gen enthielt, in die Zellen einschleusen.
Die Zellen reagierten wie gewünscht. Kaum hatten sie das entsprechende Gen, begannen sie, das dazugehörige Protein zu synthetisieren. Innerhalb der nächsten Tage verwandelten sich die Zellen mit dem Extra-Gen langsam in Haarzellen, was elektronenmikroskopische Aufnahmen bestätigten (Nature Neuroscience vom Juni 2000).
Die Ergebnisse wecken Hoffnungen auf eine Gen-Therapie für Menschen mit Schädigungen der Haarzellen. Bis dahin müssen die Wissenschaftler jedoch noch viele Schwierigkeiten überwinden und Unsicherheiten klären. So verwendeten die Forscher in dem Experiment Gewebe von Neugeborenen, aber nicht von ausgewachsenen Tieren. Und ob sich dieselben Erfolge auch dort wiederholen lassen, müssen weitere Versuche erst zeigen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 11.5.2000
"Turbo im Ohr" - Spektrum Ticker vom 9.2.2000
"Blasebalg im Ohr"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 13.4.1999
"'Haarwuchsmittel' gegen Hörverlust"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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