Direkt zum Inhalt

News: Zusammenstöße halten jung

Die Vorstellung, dass Sterne kollidieren und sich vereinigen können, hat den Bereich des Science Fiction verlassen und ist in die ernst zu nehmende Astronomie eingegangen. Offenbar existieren in der Mitte eines etwa 8500 Lichtjahre von der Erde entfernten Kugelsternhaufens vermeintlich junge Sterne, die durch mehrfache Zusammenstöße entstanden sind.
Kugelsternhaufen gehören zu den ältesten Objekten in der Milchstraße: Ihre Sterne entstanden schon vor Milliarden von Jahren, weshalb sie heute nur noch schwach leuchten. Aber einige ihrer Mitglieder strahlen so hell wie junge Riesensterne. Wissenschaftler bezeichnen diese Ausnahmen als blaue Nachzügler, da sie in ihrer Entwicklung den anderen Sternen hinterher zu hängen scheinen. Eine mögliche Erklärung für ihre ungewöhnliche Helligkeit könnte sein, dass ein Begleiter sie mit zusätzlichem Gas versorgt. Sie könnte aber auch durch die Kollision zweier Sterne entstehen.

Die meisten blauen Nachzügler in den äußeren Bereichen des Kugelsternhaufens NGC 6397 sind relativ leichtgewichtig. Diese Exemplare besitzen vermutlich einen Begleiter, der sie "füttert", erklärt Rex Saffer von der Villanova University in Pennsylvania. Aber die fünf blauen Sterne in der Mitte des Haufens scheinen einen anderen Ursprung zu haben. Daher ermittelten Saffer und seine Kollegen die Masse der fünf Sterne mit Hilfe des Faint Object Spectrographs an Bord des Hubble Space Telescopes.

Vier der untersuchten Objekte waren mindestens zwei Mal so massereich wie die größten normalen Sterne in ihrer Umgebung – eine zusätzliche Masse, die zu groß ist, als dass sie von einem Begleiter stammen könnte. Der fünfte blaue Nachzügler ist sogar drei Mal so schwer, was mehrfache Kollisionen vermuten lässt. "Sterne krachen offenbar wirklich ineinander und verschmelzen dabei", erklärt Saffer. In dem Kugelsternhaufen, dessen Zentrum eine millionenfach höhere stellare Dichte aufweist als der uns umgebende Weltraum, könnte der Zusammenstoß von Sternen an der Tagesordnung sein.

"Das ist sehr faszinierend", sagt Simon Portegies-Zwart von der Boston University, der die Existenz von zwei deutlich unerscheidbaren Typen von blauen Nachzüglern schon 1996 vorhergesagt hatte. Die Ergebnisse sind "eine nette Bestätigung der Voraussagen". Der Wissenschaftler ist der Meinung, dass auch vier oder mehr Sterne miteinander verschmelzen können, aber die entstehenden Schwergewichtler derart schnell verbrennen, dass sie vermutlich unentdeckt bleiben.

Siehe auch

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.