News: HIV in Gentherapie einsetzbar
Um einen auf HIV basierenden Vektor herzustellen, zerteilten Kafri und seine Kollegen das Virengenom in viele Einzelteile (Molecular Therapy vom 24. Juni 2000). Durch Entfernen der für die Vervielfältigung benötigten Komponente veränderten sie das Virus so stark, dass es nicht mehr krankheitserregend wirken kann. In diesen Replikations-defekten Vektor verstauten die Forscher neben einem Reportergen, dessen Aktivität sich einfach nachweisen lässt, noch einen molekularen Schalter.
Diesen Vektor injizierten die Forscher in die Gehirne von zwölf Ratten. Wenn das Reportergen erfolgreich in die Nervenzellen der Tiere eingeschleust, in das Genom eingebaut und aktiviert wurde, zeigte sich das deutlich an einer grünen Fluoreszenz der veränderten Zellen. Diese erlosch allerdings, wenn die Wissenschaftlern den Nagern das Antibiotikum Doxycyclin ins Trinkwasser mischten. Sobald sie den Wirkstoff aber wieder weg ließen, trat die grüne Fluoreszenz erneut auf, was bedeutet, dass das Gen wieder aktiv war.
"Unsere Studie zeigt, dass ein induzierbarer Lentivirus-Vektor Gene erfolgreich übertragen und transgene Expression in vivo regulieren kann", erklärt Kafri. Er sieht den Erfolg von Gentherapien unbedingt vom Vektor abhängig. "Ich denke, dass wir einen Punkt erreicht haben, an dem Gentherapeuten ihre eigene Grundlagenforschung aufbauen müssen." Und die sollte sich vor allem mit dem Vektor beschäftigen.
Im Falle des Lentivirus sieht der Forscher den größten Vorzug in der effizienten Übertragung therapeutischer Gene in blutbildende Stammzellen. "Das lässt einige Möglichkeiten der Behandlung von Störungen zu, die mit Blut zusammenhängen, wie etwa Fanconie Anämie, Sichelzellenanämie und Immunschwächekrankheiten." Könnte das auch bedeuten, dass man HIV auf diese Weise angreifen könnte? "Sicher, wenn man gegen HIV vorgehen wollte, wäre ein Lentivirus der Vektor der Wahl."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 31.5.2000
"Der Lieferanteneingang für trojanische Pferde" - Spektrum Ticker vom 31.5.2000
"HIV einmal als Helfer" - Spektrum Ticker vom 1.2.1999
"Wie geschaffen für diese Aufgabe"
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