News: Manipulierte Malaria-Mücken
Das wollten Flaminia Catteruccia vom Imperial College London und ihre Kollegen ändern. Die Wissenschaftler entwickelten ein System, genetisches Material in die Keimbahnzellen der Insekten effizient und stabil einzubringen (Nature vom 22. Juni 2000). Ein solches genetisches Transformationsverfahren existiert für die Taufliege Drosophila melanogaster schon seit gut zwanzig Jahren und bescherte der Wissenschaft eine enorme Anzahl neuer Erkenntnisse über das Insekt und seine Physiologie. Versuche, eine ähnliche Methode auch bei den Malaria-übertragenden Mücken anzuwenden, waren bisher immer gescheitert. Aber durch eine leichte Abänderung der Standard-Prozedur schafften es die Forscher nun doch, ein Markergen im Genom einer Anopheles-Art (A. stephensi) zu integrieren.
Sie lagerten die Mückeneier in einer Lösung, die das Verhärten des Chorion – der Eihülle – für mehrere Stunden verhinderte. Dadurch steigerten die Wissenschaftler die Effizienz, mit der sie die fremde Erbinformation – in Form von kleinen DNA-Ringen – direkt in die Eier injizieren konnten. Diese so genannten Plasmide enthalten Transposons – "springende Gene" – die sich selbstständig aus dem Plasmid heraus an eine beliebige Stelle im Mückengenom bewegen können. Wenn dies geschieht, ist das aus dem Ei entstehende Tier genetisch verändert. Da sich aber nicht in allen Fällen das Transposon im Erbmaterial des Insekts integrieren kann, bauten die Forscher zusätzlich ein Markergen in das mobile Element ein, um genmanipulierte von normalen Tieren unterscheiden zu können. Wenn das Transposon sich mitsamt dem Markergen erfolgreich in das Insektengenom einbauen konnte, wird im Ei und später im Embryo ein fluoreszierendes Protein gebildet, das die Forscher dann leicht nachweisen können.
Auf diese Weise gelang es Catteruccia und ihren Kollegen zum ersten Mal, das Erbgut einer Anopheles-Art über mehrere Generationen hinweg stabil zu verändern. Als nächstes wollen die Forscher die modifizierte Methode auf Anopheles gambiae anwenden – dem Hauptüberträger von Malaria in den Gebieten Afrikas, die südlich der Sahara liegen. Dort treten etwa 90 Prozent aller Sumpffieber-Fälle auf. Da nicht alle Anopheles-Arten den Menschen mit Plasmodium infizieren, hoffen die Forscher nun, Hinweise auf die physiologischen Grundlagen dieses Unterschiedes zu erhalten und dieses Wissen in Zukunft zur Eindämmung von Malaria-Infektionen nutzen zu können.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 9.3.1999
"Mobilität bringt neue Ideen" - Spektrum Ticker vom 8.9.1999
"Ein Weg zur Bekämpfung der Malaria"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 9.4.1999
"Der Plasmodium-Blocker"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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