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News: Vom sprichwörtlichen Elefantengedächtnis

Es kursieren ja eine Menge Dummheiten wie 'Vom Schielen bleiben die Augen stehen' oder 'Schwarzer Kaffee macht schön'. Aber manchmal hat der Volksmund einfach recht. Denn Elefanten scheinen wirklich über das unglaublich gute Gedächtnis zu verfügen, das man ihnen nachsagt. Die Dickhäuter vergessen nichts - zumindest nicht ihre wirklich dicken Freunde.
"So sagt ein Elefant 'Ich bin's!'", erklärt Karen McComb von der University of Sussex, während sie dem Getröte auf ihrem Tonband lauscht. Um das komplexe soziale Netz der grauen Dickhäuter zu untersuchen, nahmen die Verhaltensökologin und ihre Kollegen die Begrüßungsrufe der im Amboseli Nationalpark in Kenia lebenden Tiere auf. Freunde und Bekannte sowie die eigene Familie heißen die gutmütigen Riesen nämlich mit einem freundlichen Laut in einer tiefen Stimmlage willkommen. Nachdem die Forscher genauestens ermittelt hatten, welche Elefanten sozialen Umgang miteinander pflegten und welche sich dagegen völlig unbekannt waren, spielten sie einzelnen Tieren aus insgesamt 27 Familien die aufgezeichneten individuellen Begrüßungsformeln vor.

Wenn die Elefanten den "Rufer" von Band gut kannten, antworteten sie ihm freundlich. Wenn er ihnen zumindest nicht fremd war, hörten sie sich die Begrüßung an, reagierten aber nicht weiter auf sie. Doch wenn die Rüsseltiere eine unbekannte Stimme hörten, zeigten sie ein ganz anderes Verhalten: Aufgeregt versuchten sie, sich und ihre Familie gegen den vermeintlichen Fremden zu verteidigen (New Scientist vom 15. Juli 2000).

Offenbar können Elefanten in ihrem riesigen Schädel auch eine ganze Menge speichern, denn die Tiere erkannten Mitglieder von mindestens 14 anderen Familien an ihrem individuellen Begrüßungslaut. Somit kann sich ein einzelner Dickhäuter schätzungsweise 100 Stimmen zu den passenden Gesichtern seiner Artgenossen merken – und das sogar für längere Zeit. Denn als die Verhaltensforscher den Ruf eines bereits vor zwei Jahren verstorbenen Tieres seinen nächsten Angehörigen vorspielten, antworteten die Familienmitglieder und bewegten sich freudig auf die Lautquelle zu. Hierbei wäre interessant zu wissen, wie rasch die Wissenschaftler ihr Tonband einpackten und verschwanden – und wie lange sie sich an dieses Erlebnis erinnern werden.

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