News: Eisige Salzwüsten
Huiming Bao vom Department of Chemistry & Biochemistry der University of California in San Diego und seine Kollegen glauben nun, der Lösung ein gutes Stück näher gekommen zu sein. Aufgrund einer anomalen Verteilung der Sauerstoffisotope in den Sulfaten kamen sie zu dem Schluss, dass die Sulfate ihren Ursprung in Schwefelgasen haben, die während ihres Verweilens in der Atmosphäre chemischen Veränderungen unterlagen. Als einzig mögliche Quelle identifizierten die Forscher Schwefel produzierende Algen, die in den antarktischen Meeren weit verbreitet sind (Nature vom 28. September 2000).
Damit können die Wissenschaftler erstmals schlagkräftige Argumente für die biologische Herkunft eines Teils der Salze liefern. Interessanterweise nimmt dieser Anteil mit größerer Entfernung zur Küste zu. Der Grund dafür liegt darin, dass die Salze in den küstennahen Regionen vor allem durch die Gischt eingetragen werden, während die Schwefelgase mit den Winden viel weiter ins Innere des Kontinents gelangen.
Aber es scheint nicht nur zur lateralen Verteilung der Salzanteile zu kommen, sondern auch zu einer vertikalen im Boden selber. Bao fand nämlich in den Bodenprofilen einen mit der Tiefe zunehmenden Anteil von Sulfaten biologischer Herkunft. Dies ist offenbar darauf zurückzuführen, dass die aus der Gischt auskristallisierenden Salze größere und sperrigere Verbindungen bilden und somit in geringerem Maße nach unten verlagert werden.
Natürlich begnügt sich die Arbeitsgruppe nicht mit diesen Ergebnissen und sieht in ihnen allerlei Potential für Höheres. So glauben sie, dass sie damit einen wesentlichen Beitrag zur Suche nach Lebenszeichen auf dem Mars liefern können. "Die Bedingungen in den Trockentälern sind denen auf dem Mars am ähnlichsten", meint Baos Kollege Mark Thiemens. "Will man unter kontrollierten Bedingungen die Prozesse extremer Umweltbedingungen studieren, wie sie auch auf dem Mars ablaufen, dann muss man hier herkommen." Auch wenn biogene Salze in den Böden des Mars nicht auszuschließen sind, so scheinen die Forscher dennoch reichlich optimistisch. Allein der Nachweis des biologischen Ursprungs dürfte mit der hier angewandten Isotopen-Methode kaum möglich sein. Jedenfalls nicht, solange die Zusammensetzungen des einst vielleicht vorhandenen Wassers und der Uratmosphäre auf dem Mars nicht bekannt sind.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 5.9.1997
"Besuch beim roten Nachbarn"
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