Direkt zum Inhalt

News: Pinguinkot und das Klima

Wer in einer so abgeschiedenen Gegend wohnt, wie die Pinguine in der Antarktis, der hat ein geruhsames Leben, sollte man meinen. Aber auch sie sind nicht völlig ungefährdet. Denn der Kot aus Seesedimenten zeigt, dass eine Kältewelle vor etwa 2 000 Jahren die Populationen stark dezimierte.
Schon vor einigen Jahren konnten Wissenschaftler bei Säugetieren Populationsschwankungen nachweisen, indem sie Sedimente mit Robbenhaaren untersuchten. Jetzt haben chinesische Forscher um Liguang Sun vom Institute of Polar Environment von der University of Science and Technology of China in Hefei Kotablagerungen in antarktischen Sedimenten untersucht, um Populationsschwankungen von Pinguinen zu erfassen (Nature vom 19. Oktober 2000).

Während einer Expedition von Dezember 1998 bis März 1999 sammelten die Wissenschaftler Bohrkerne aus den Sedimenten eines Sees der Ardley Halbinsel im Südpolarmeer. Die Bohrkerne mit einem Durchmesser von 12 Zentimetern und einer Länge von 67,5 Zentimetern erfassten laut Radiokarbondatierung fast 3 000 Jahre. Sun und sein Team zerschnitten die Kerne in ein Zentimeter dicke Scheiben, um so schichtenweise die Konzentrationen der geochemischen Elemente und des Kohlenstoff-Isotops 13C zu erfassen. Es stellte sich heraus, dass bestimmte Elemente, wie Schwefel, Phosphor und Calcium, deutlich höher konzentriert waren als in anderen Seesedimenten der Region. Die Fluorid-Konzentration liegt sogar bei 7 700 ppm (parts per million), fast dreißig Mal höher als in anderen Böden der Gegend.

Die Forscher führen diese erhöhten Werte auf den Pinguinkot zurück, der besonders reich an diesen Elementen ist. Sie vermuten, dass die Ausscheidungen einer Pinguin-Kolonie, wie auch heute noch eine am Ufer des Sees lebt, entweder auf direktem Weg oder mit Regenwasser in das Gewässer gelangte.

Durch Radiokarbonmessungen konnten die Forscher die einzelnen Sedimentablagerungen datieren und mit unterschiedlichen Mengen an Pinguin-Ausscheidungen korrelieren. So entstand eine indirekte Populationskurve der Pinguin-Kolonie für die letzten 3 000 Jahre. Die Kurve zeigte, dass die Zahl der Tiere vor etwa 3 000 Jahren begann abzunehmen und zwischen 1 800 bis 2 300 Jahren vor heute ihren Tiefpunkt erreichte – zu einer Zeit, in der es einige Grad kälter war als heute. Dann nahm die Häufigkeit der Pinguine wieder zu und erreichte einen Höhepunkt vor 1 800 bis 1 400 Jahren.

Pinguin-Populationen reagieren empfindlich auf die Entwicklung des Klimas. Die Wissenschaftler sind daher überzeugt, dass auch heute Pinguine durch Klimaveränderungen gefährdet sind.

Siehe auch

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.