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News: Hilfreicher Fehler

Fehler im Erbgut sind meist schädlich - oft enden sie sogar tödlich. Mitunter kann eine kleine Mutation für den Träger jedoch sehr hilfreich sein. Wissenschaftler fanden jetzt eine genetische Veränderung bei Hirntumoren, die darüber entscheiden kann, ob eine Chemotherapie gegen Krebs erfolgreich verläuft oder nicht.
Eine besonders aggressive Form von Hirntumoren sind die so genannten Gliomen. Sie entstehen aus dem "Leim" des Nervensystems, den Gliazellen. Diese Stütz- und Nährzellen behalten im Gegensatz zu den Nervenzellen ihre Fähigkeit, sich zu teilen und zu vermehren. Gerät die normale Vermehrung der Gliazellen außer Kontrolle, entstehen Tumoren, die sehr schnell im Hirn Ableger bilden können. Die behandelnden Ärzte versuchen, das unkontrollierte Wachstum durch Chemotherapie zu bändigen. Die Medikamente greifen die DNA der Tumorzellen an und verhindern damit deren Teilung.

Wie jede Zelle verfügen jedoch auch Tumorzellen über DNA-Reparaturmechanismen, welche die Wirkung der Therapie wieder zunichte machen können. Eines dieser Reparaturproteine ist die Methyl-Guanin-DNA-Methyltransferase (MGMT). Das Gen für dieses Protein verfügt, wie viele Gene, über einen Schalter. Ist dieser Schalter, der Promotor, methyliert, dann ist das Gen abgeschaltet. Die Zelle kann das Reparaturenzym nicht produzieren und ist dem Medikament schutzlos ausgeliefert.

James Herman vom Johns Hopkins Oncology Center in Baltimore hat sich zusammen mit seinen Kollegen das MGTM-Gen in Hirntumoren von 47 Patienten angeschaut (New England Journal of Medicine vom 9. November 2000, Abstract). Über einen spezifischen Polymerase-Kettenreaktions-Test fanden die Wissenschaftler bei 19 Patienten einen methylierten Promotor des Gens – das Gen war damit abgeschaltet. Die Ärzte behandelten alle Patienten mit dem Medikament Carmustin. Die Therapie schlug bei 12 der 19 Patienten mit dem veränderten MTGM-Gen besser an. Die Tumoren gingen zurück, die Patienten überlebten im Schnitt etwa 13 Monate länger. Im Gegensatz dazu half die Chemotherapie nur bei einem der 28 Patienten mit dem normalen MGTM-Gen.

Der von den Wissenschaftlern entwickelte Nachweis ist zwar noch nicht frei auf dem Markt verfügbar, Herman betont jedoch: "Die Möglichkeit, die methylierte Form des MGMT-Gens nachzuweisen, weist einen neuen Weg auf, um auf der Grundlage des Tumorprofils den Erfolg einiger Krebstherapien vorherzusagen."

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