News: Sonnenwind heizt Klima ein
Die beiden Wissenschaftler widmeten ihre Forschung der kosmischen Strahlung, die aus dem Weltall auf die Erde trifft. Dabei entdeckten sie, dass ein Nachlassen der Sonnenaktivität größeren Mengen von kosmischen Strahlen erlaubt, die Erdatmosphäre zu durchdringen und dass dies dann die Wolkenbildung beeinflusst (Physical Review Letters vom 4. Dezember 2000, Abstract).
Die Wärmeproduktion der Sonne variiert in einem Rhythmus von etwa elf Jahren. Die Sonnenflecken sind für diese Aktivitäten ein guter Indikator. In diesem Zeitraum ändert sich die Wärmeabstrahlung der Sonne nur geringfügig um 0,1 Prozent. Damit ist sie sicher nicht direkt an irdischen Klimaveränderungen beteiligt, wie die Forscher meinen. Aber verschiedene indirekte Einflüsse kommen in Frage. Unter anderem ist das ihre Wirkung auf kosmische Strahlen. Bei diesen handelt es sich um eine sehr hochenergetische Strahlung, vor der das irdische Leben geschützt werden muss – beispielsweise durch die Atmosphäre. Auch die Sonne trägt mit ihrem Sonnenwind zu diesem Schutz bei, indem sie ständig geladene subatomare Partikel freisetzt. Doch die Kraft des Sonnenwindes hängt stark von der Sonnenaktivität ab und schwankt daher mit der Veränderung der Sonnenflecken.
Die Theorie, nach der kosmische Strahlen die Wolkenbildung beeinflussen, stellte Svensmark bereits 1997 vor, als er nachwies, dass ein Zusammenhang besteht zwischen einer totalen Wolkenbedeckung der Erde und der kosmischen Strahlung, die Katasrophen in unserer Galaxie hervorbringen. Die Wissenschaftler denken, dass die Strahlen mit Teilchen und Molekülen in der Atmosphäre zusammenstoßen und diese elektrisch aufladen, ionisieren. Diese ionisierten Partikel bilden dann die Keime für die Entstehung von Wassertröpfchen der späteren Wolken.
Durch Auswertungen von Satellitenmessungen, die verschiedene Wolkentypen seit 1980 erfassen, haben Svensmark und Marsh herausgefunden, dass nur Wolken, die sich in einer Höhe bis 3,2 Kilomertern über der Erdoberfläche befinden, mit dem Rhythmus der zu- und abnehmenden kosmischen Strahlung in Verbindung zu bringen sind. Wolken in größeren Höhen scheinen jedoch nicht beeinflußt zu werden. Die Forscher denken nun, dass der Einfluss des Magnetfeldes der Sonne auf den Sonnenwind in den letzten hundert Jahren zugenommen hat. Dadurch könnte sich gleichzeitig der Schutz vor kosmischen Strahlen verstärkt und die Bildung von niedrigen Wolken vermindert haben. So – ohne die fehlende Wirkung der kühlenden Wolken – könnte sich ein Beitrag zu der beobachteten Erderwärmung der letzen hundert Jahre ergeben haben.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 10.8.2000
"Trockene Aussichten?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 1.8.2000
"Nachwuchs in der Familie der Treibhausgase"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 24.6.2000
"Grönland schmilzt am Rand dahin"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.