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Kommentare - - Seite 832

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Was ist mit dem Widerstand gegen Kernenergie?

    29.07.2013, Paul R. Woods
    Es bestand nicht nur Euphorie. Von Wyhl, Brokdorf, Gorleben, Wackersdorf, Kalkar - um nur ein paar Fokuspunkte des Widerstandes zu nennen - spricht die obige Buchkritik nicht.
    Ein ganz anderes Beispiel: 1979 veranstaltet die RWE ein Preisausschreiben mit Besichtigung des Kernkraftwerkes Mülheim-Kärlich (Anreise im ICE, Schiffahrt auf dem Rhein, 2 Nächte in einem Sport-Hotel, Grillabend, Discoabend, volle Verpflegung), wobei von den 97 Teilnehmern (darunter ich) sich niemand pro Kernenergie äußerte, jedoch drei Personen meinten Dankbarkeit gegenüber der RWE bekunden zu müssen. Also wieder nichts mit "Euphorie".
  • Hybris

    28.07.2013, Martin Behr, Mörlenbach
    Der Artikel zeugt von einer kaum noch zu überbietenden Technikgläubigkeit - die antiken Griechen nannten das Hybris - und gleichzeitig einem völligen Unverständnis für ökologische Zusammenhänge. Für ökologische Probleme wie das Bienensterben gibt es keine technischen Lösungen! Immerhin erwähnen die Autoren, dass Bienen in der Lage sind, Feinden im Flug auszuweichen. Die Autoren möchten sich vielleicht nicht vorstellen, wie ihre Roboterbiene aussieht, nachdem sie im Schnabel eines Bienenfressers oder eines Wespenbussards gelandet ist. Vielleicht haben sie von der Existenz dieser Arten auch keine Ahnung oder sind schon so im Wahn ihrer Massenproduktion gefangen, dass sie das für belanglos halten. Ich jedenfalls möchte mir nicht vorstellen, wie die Vögel ein paar Tage nach ihrer ersten Roboterbienenmahlzeit aussehen werden. Immerhin ist bekannt, dass jegliches Meereslebewesen, das Nahrung aufnimmt, vom Einzeller über Fische und Vögel bis zu Säugern, Kunststoffteile, die im Meer schwimmen, mit Nahrung verwechselt und frisst, was nicht selten den Tod zur Folge hat. Die beiden oben genannten Vogelarten stehen übrigens unter gesetzlichem Schutz.
    Statt an einem technischen Ersatz für Bienen zu forschen, sollten die Autoren ihre IT-Fähigkeiten besser in den Dienst der Biologie stellen und die Umwelteinflüsse, die in Gegenden herrschen, in denen die Bienen massenhaft sterben, mit statistischen Methoden untersuchen.
    Vielleicht kämen sie ja, wie europäische Wissenschaftler, zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von Neonicotinoide genannten Insektiziden in der Landwirtschaft die Ursache des Bienensterbens ist. Immerhin hat die EU-Kommission inzwischen reagiert und Neonicotinoide in Europa ab dem 1. 12. 2013 für zwei Jahre verboten. Es wird sich zeigen, ob das Bienensterben nachlässt.
    Ein Zitat, das Albert Einstein zugeschrieben wird, drängt sich mir beim Lesen dieses Artikels auf: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Beim ersten bin ich mir noch nicht ganz sicher."
  • Die Grenzen des Gehirns

    28.07.2013, Wolfgang Herzner, Wien
    Bedauerlicherweise erwähnt der Autor nicht Douglas Fox' Artikel „Die Grenzen des Gehirns“ in SdW 5/12, S.26-33, der stellt dar, dass ohne tiefgreifende Änderungen der Physiologie und Anatomie des Menschen unser Gehirn nicht mehr grundlegend leistungsfähiger werden kann. Deshalb ist wohl davon auszugehen, dass die Verstärkung einzelner Fähigkeiten letztlich insgesamt auf Kosten anderer Fähigkeiten gehen wird. Die am Ende des Folger-Beitrags erwähnte Beschleunigung von Reaktionszeiten benötigt mehr Energie - die vermutlich mit energiereicherer Ernährung zur Verfügung gestellt werden kann – aber auch eine Verdickung der Axone, was bei gleichem Hirnvolumen jedoch eine Reduktion des Vernetzungsrades impliziert. All dies schränkt natürlich nicht die Steigerung der kollektiven Intelligenz der menschlichen Gesellschaft insgesamt ein, welche nebst verbesserter Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten auch von der Zahl beteiligter Individuen abhängt.
  • Viel zu wenig bekannt!

    28.07.2013, Walter Weiss
    Diese sehr gute Zusammenstellung sollte jedem Bundestagsangehörigen und allen Parteien ins Stammbuchgeschrieben werden, sie sollte Pflichtlektüre für jeden Jounalisten in Deutschland sein - damit nicht ständig in den Medien haarsträubend falsche Darstellungen erscheinen, die dann im Zweifel Grundlage für die Überlegungen des Wahlbürgers sind, welche Partei er wählen soll (falls er überhaupt Überlegungen anstellt und nicht die übliche Einstellung hat, er verstehe ohnehin diese komplzierten Dinge nicht und wäerde wählen wie immer).

    Trotzdem hätte ich gern an einigen Stellen Ergänzungen und Vertiefungen:

    (1) Die völlig unnötigen und zehnmal so teuren Offshore-Windkraftwerke, die auf durch sehr tüchtige Lobbyisten veranlaßte Anregung der Bundesregierung zurückgehen (und natürlich von den bisherigen Atommeiler-Betreibern gebaut werden, die dann auch noch identisch mit den Stromliefer-Oligarchen sind) und deren Leistung bezahlt werden soll, obwohl sie noch gar nicht am Netz sind (!), sollten doch sehr deutlich in Frage gestellt werden.

    (2) Die unverantwortliche Vernachlässigung der bestehenden Stromnetze, wiederum von denselben Verantwortlichen verursacht, sollte weiterführend erörtert werden: würde nur der Zustand der bestehenden Netze aug neuwertig verbessert (wozu die Betreiber auf ihre Kosten verpflichtet wären!), wäre bei der allein richtigen dezentralen Betriebsart keinerlei neue Höchstspannungsleitung erforderlich.

    (3) Die regelrechte Pervertierung des Strommarktes durch die Netzbetreiber sollte näher ausgeführt werden: warum zB besteht die Bundesregierung nicht darauf, dass die greifbaren Vorteile des Marktes, die ja gerade auf der Erzeugung der erneuerbaren Energien berufen, an den Stromkunden in vollem Umfang weitergegeben werden müssen? Zumal solange der Stromkunde die Kosten der erneuerbaren Energien allein tragen soll/muß?

    (4) Warum muß der Stromkunde diese Kosten überhaupt tragen? Die jeweils weitaus höheren Kosten der Atomstromerforschung und -Einführung, der Steinkohleförderung und auch der Braunkohleförderung (die übrigens alle drei immer noch weiterlaufen!) fielen und fallen ALLEN Steuerzahlern, nämlich dem Staat, zur Last, ganz wesentlich auch noch zu Zeiten, in denen die Steuerquellen weit sparsamer sprudelten als heute.

    (5) Warum muß der kleine Stromkunde obendrein auch noch die Stromkosten der größten Stromfresser-Industrien tragen?

    (6) Warum holt sich der Staat auch noch von den völlig unnötig höher und höher werdenden Stromkosten ungerührt seine anteiligen Steuern?

    (7) Warum kümmert sich der Staat ÜBERHAUPT NICHT um eine Förderung der entscheidend wichtigen Stromspeicherfrage?

    (8) Es ist nur allzu deutlich: seit geraumer Zeit steuern Koalition und Bundesregierung mehr oder weniger versteckt GEGEN die erneuerbaren Energien und FÜR eine Stärkung der oligarchenmäßig agierenden großen Stromlieferanten. Auch das sollte in genügend deutlicher Weise verbalisiert werden.

    (9) Und bedauerlicherweise nicht zuletzt: Die Oppositionsparteien (vielleicht bis auf die Linke) greifen unverständlicherweise diese regelrechten Steilpässe überhaupt nicht oder doch nur äußerst zaghaft auf - und sind selbst jetzt in der Wahlphase, die doch heiß sein sollte, aber noch nicht einmal lauwarm ist, nicht in der Lage, auch nur ein ganz klein wenig aufzubegehren.

    Sie sollen sich nicht wundern, wenn sie insbesondere dafür die Quittung des Wahlvolks dafür bekommen werden.
  • Foschung mit Humor?

    27.07.2013, Michael
    Könnte es sein, dass die Forscher sich einen kleinen Scherz erlaubt haben? Ich denke, dass man voraussetzen kann, dass Schlafforscher schon mal von der biologischen Uhr gehört haben.

    Vor kurzem hörte ich, dass eine unsere biologischen Uhren ein wenig nachgeht. In etwa so zwischen 5 - 15 Minuten. Der Tag-Nacht-Zyklus sorgt dann für eine Synchronisation dieser biologischen Uhr. Haben die Forscher das berücksichtigt? Immerhin könnte es ja sein, dass die Probanden gewußt haben, dass Vollmond war. Dann wäre ein psychologischer Effekt nicht ganz auszuschließen.

    17 Probanden finde ich ein bisschen wenig. Außerdem hätte man wenigstens versuchen sollen Daten eines Schlaflabors von einem anderen Ort (am besten aus einer anderen Klimazone/ Kulturkreis) zum Vergleich heranzuziehen. Es könnte ja auch ein lokal bedingtes Luftdruckphänomen sein, das zufälligerweise mit dem Vollmand korreliert. Periodisch auftretende lokale Umweltverschmutzung, die ebenfalls aus Zufall mit dem Vollmand korrelieren kann, könnte ja auch möglich sein. Und schließlich könnte die Probanden in ihrem Privatleben Stress ausgesetzt sein, der von Leuten herrührt die vom Einfluß des Vollmondes gehört haben und im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung dann besonders erregt sind.

    All diese Erklärungsversuche scheint man nicht berücksichtigt zu haben.

    Unter diesen Voraussetzung scheint mir die Vermutung angebracht, dass es sich vielleicht um einen Scherz unter Kollegen handelt. Insbesondere, wenn man daran denkt, dass sie beim Besuch einer Bar auf diese Idee gekommen sind.
    Stellungnahme der Redaktion

    Hallo Herr Schneider (?),

    tatsächlich haben die Forscher nach meinem Eindruck sicher Humor (immerhin sagen sie selbst, dass ihre Idee in der Stammkneipe Gestalt angenommen hat. Sicher wären die Forscher aber ein wenig beleidigt, wenn sie von Angesicht zu Angesicht gefragt würden, ob sie schon von einer "inneren Uhr" gehört haben).

    An einen Scherz (womöglich mit einem erfundenen Ergebnis, wie sie zwischen den Zeilen nahelegen?) kann ich nicht glauben. Tatsächlich haben sich die Forscher aus meiner Sicht (und aus der Sicht der am Reviewprozess von Current Biology beteiligten Experten) rein methodisch bei der Studie nichts vorzuwerfen. Natürlich haben sie nur wenige Personen einbeziehen können - allerdings sollte berücksichtigt werden, dass zu allen Probanden über einen längeren Zeitraum hinweg vergleichbare Daten vollständig vorliegen mussten, damit überhaupt eine sinnvolle Auswertung möglich wurde. Ich persönlich würde viel stutziger werden, wenn die Forscher behauptet hätten, sie hätten von mehreren Hundert Personen aus vielen unterschiedlichen Regionen über mehrere Wochen hinweg lückenlos erhobene Schalfphasen-Aufzeichnungen, Hormondaten und Fragebögen nun nachträglich für eine völlig vom eigentlichen Studiendesign abweichende Fragestellung problemlos auswerten können.

    Das Ergebnis der Forscher an sich finde ich auch gar nicht so überraschend, wenn auch zur Diskussion anregend: warum sollten Menschen bei Vollmond nicht ein wenig schlechter schlafen? Gründe dafür könnte es viele geben (die Forscher spekulieren ja, wie auch Sie, über einige. Ausgeschlossen haben sie nichts, weil sie dazu keine Daten vorlegen können).

    Mit freundlichem Gruß
    Jan Osterkamp
    Redaktion Spektrum.de

    PS: Übrigens gingen nicht 17, sondern 33 Probanden in die Studie ein. Die erste Zahl hatte ich in der ersten Version meiner Nachricht leider falsch behauptet. Entschuldigung!

  • Gravitationswirkung

    27.07.2013, Steffen Seidel
    1. Auch wenn ich annehme, das die Gravitation auf die Phänomene in diesem Artikel keinen direkten Einfluss hat, ganz so vernachlässigbar ist die Gravitationswirkung des Mondes wohl nicht:

    Neben Ebbe und Flut im Wasser, wird auch der Erdmantel selbst bewegt. Diese vertikale Bewegung auch des Festlandes folgt den Meeresgezeiten im Abstand von 2 Stunden. Auch wenn 20 bis 30 cm nicht sehr viel erscheinen, Schläfer und Schlafzimmerwand werden um diese Höhe bewegt. Der Formel, nach der die Wirkung der Schlafzimmerwand stärker wäre, als die des Mondes, fehlt offenbar mindestens ein wesentlicher Parameter.

    2. Wenn ich mich recht entsinne, gab es eine Untersuchung im Auftrage der Polizei NRW, nach der die 3 Tage vor dem eigentlichen Vollmondtermin signifikante Auffälligkeiten zeigen, während der Vollmondtag nur noch dem Monatsdurchschnitt entspricht. (Da die 3 vorangegangenen Tage den Durchschnitt deutlich geliftet haben, ist auch der Vollmondtag immer noch leicht erhöht.)

    3. Da die Mondumlaufbahn nicht kreisförmig, sondern elliptisch, mit einem Abstand zwischen einer Lichtsekunde und anderthalb Lichtsekunden, um die Erde verläuft, ist damit zu rechnen, das es zyklisch schwache und starke Auswirkungen gibt. Da dieser Abstand nicht zu den Mondphasen synchron verläuft, bedarf es wohl ausgesprochener Langzeitstudien, um herauszufinden, was das Verhalten der Menschen verursacht.

    4. Nehmen wir eine einfache mathematische Sinuskurve. Dort sind mathematisch nicht die Scheitelpunkte, sondern die Durchgänge durch die x-Achse sogenannte kritische Punkte. (Dort kehrt sich die Steigung der Kurven um.) Bei den Mondphasen also jeweils der Halbmond. (Hieraus lassen sich eine ganze Reihe von Vermutungen ableiten.) Die Wetterlagen sind dann eher unbestimmt, während sich auf Vollmond und auf Neumond zu, stabile Wetterlagen etablieren. Ich würde also auch auf Einfluss mondinduzierter Wetterlagen untersuchen. In Richtung Vollmond kommt dann die aufputschende Lichtwirkung hinzu. Möglicherweise sind die besonders "Mondsüchtigen" nur auf besondere Art wetterfühlig. Die oben (Punkt 1) erwähnte mondinduzierte Hebung und Senkung des Erdmantels könnte (selbst in einem Tiefenbunker) erlerntes Verhalten längere Zeit synchronisieren, auch wenn es keinen Blick auf den Mond gibt.
    Stellungnahme der Redaktion

    Hallo Herr Seidel,

    schön, dass Sie sich für unsere Berichterstattung interessieren! Kurz zu den von Ihnen angesprochenen Punkten.

    Zu Details der unter 1) aufgeworfenen Frage verweise ich aus Platzgründen auf die Orginalberechnung von Roger Culver und Kollegen aus dem Jahr 1988, die Sie in Psychol Rep 62, S. 683–710, 1988 (Quelle [3] unseres Artikels) finden können.

    Zu 2) würde mich Ihre Quelle interessieren - meines Wissens nach hielt bislang keine Statistik, die eine Verhaltensänderung um den Vollmond herum behauptet hatte, bislang einer genauen Nachprüfung stand - selbst wenn die Polizei sie angeordnet hat (siehe etwa Eur. J. Emerg. Med 9, 127-130, 2002). Womöglich habe ich hier etwas übersehen? Die Autoren der vorliegenden Studie grenzen übrigens ihre Beobachtung nicht auf den Vollmondtag ein, sondern auf ein mehrtägiges Zeitfenster um den Vollmondtag herum.

    Zu 3) Auf den Punkt, dass Mondphasen und Schwerkrafteinfluss nichts miteinander zu tun haben, war ich ja in meinem Artikel bereits eingegangen.

    Die anderen von Ihnen kurz angerissenen möglichen Ursachen des Ergebnisses sind natürlich spannend, erfordern aber wohl in der Tat aufwändige Langzeitstudien zur Überprüfung.

    Ich selbst vermute ja immer noch das störende Zusatzlicht (und den psychologischen Effekt der Selbstsuggestion, man können bei Vollmond eben schlecht schlafen) als eher profane Ursache eines womöglich tatsächlich leicht gestörten Schlafverhaltens bei Vollmond. Völlig ausschließen konnten die Forscher diesen Lichteffekt auch im abgedunkelten Schlaflobor übrigens nicht, wie sie selber zugeben: Auf dem Weg ins Labor mag der Vollmond etwa an Winterabenden die Personen zusätzlich beleuchtet und beeinflusst haben. Auch das bleibt Spekulation (wie auch die von den Autoren vorgestellte Erklärung mit den evolutiv alten lunaren Zellmechanismus-Relikten).

    Das erhobene Resultat bleibt indes bestehen und ist ein schöner Anlass zur Diskussion, wie die rege Leserbeteiligung bei uns zeigt.

    Mit freundlichem Gruß,
    Jan Osterkamp
    Redaktion Spektrum.de

  • Überzeugende statistische Relevanz?

    26.07.2013, Robert Orso
    waren "nach einer Vollmondnacht abends in der Bar" auf die Idee gekommen, ältere, für andere Zwecke erhobene Schlaflabordaten nachträglich mit dem Mondzyklus während der Experimente abzugleichen. Insgesamt eigneten sich für diesen Zweck die Aufzeichnungen von *17 Personen*
    --
    Da haben also tatsächlich 17(!) Personen aus den "älteren Daten" ins Schema der Untersuchung gepasst und selbst diese Daten sind bereits 10 Jahre alt. Da ich davon ausgehe, dass in diesem Schlaflabor eine bedeutend größere Anzahl von Personen während ihres Schlafs überwacht wurden, wäre doch interessant zu erfahren, warum der bei weitem überwiegende Teil der der erhobenen Daten für diese Analyse offenbar nicht verwendbar war.

    Ich würde dieser Analyse gerne eine statistische Gesamt Auswertung gegenüber stellen. Geeignet sind alle Patienten, die eine Woche oder länger beobachtet wurden. Ein eventuell vorhandener Trend lässt sich in dieser Zeit sicherlich ablesen.

    In der Beschreibung der Studie wird zwar darauf hin gewiesen, dass weder die Untersuchten noch die beteiligten Personen von einer den Mondzyklus betreffenden Auswertung der Daten informiert waren, aber nicht, dass die beteiligten Personen, vor allem die Schlaf Patienten, die jeweilige ungefähre Mondphase auch nicht kannten. Was ja auch nicht sein kann, sonst hätte man diese Information nämlich erheben müssen, was eben der vorigen Aussage widersprechen würde. Der Faktor "es ist Vollmond, da werde ich nicht gut schlafen" ist also keineswegs dadurch ausgeschlossen worden.

    Implizit wird den gemessenen physiologischen Werten unterstellt, dass sie es sind, die durch die Mondphase beeinflusst werden und sekundär zu einem schlechteren Schlaf führen. Die Körperchemie ist allerdings umgekehrt auch durch das Verhalten manipulierbar (etwa die Anpassung an den Jetlag). Ursache und Wirkung sind hier nicht so einfach darstellbar.

    Irgend eine konkrete Aussage aufgrund so weniger, Hand selektierter Daten halte ich für gewagt.
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Orso,

    tatsächlich sind wissenschaftlich wasserdichte, über jeden Zweifel erhabene Studien über den Einfluss der Mondphasen auf den Schlaf ja rar gesät. Die Autoren der vorliegenden Studie (deren Arbeitsgruppe ja immerhin seit vielen Jahren auf dem Gebiet tätig ist und Schlaflabordaten unter penibler wissenschaftlicher Kontrolle produziert) sprechen sogar davon, dass ihre Studie die allererste Studie ist, die exakt erhobene physiologische Daten eines Schläfers (also im Labor vermessene Schlafphasen oder Schlafhormonspiegel) mit den Mondphasen abgleicht.

    Und dabei kommt nun heraus, dass die Mondphasen womöglich tatsächlich mit dem Schlaf korrelieren. Die Forscher können über die Ursache zwar nur spekulieren - aber sollte ihr Ergebnis nun nicht publikationsreif sein, obwohl an der Methode aus Sicht der Qualitätskontrolle des wissenschaftlichen Journals (und übrigens auch meiner Sicht) zunächst einmal nichts auszusetzen ist?

    Oder vermuten Sie tatsächlich, dass die Autoren ihre Daten vorsorglich so "per Hand selektiert" haben, um ein bestimmtes Ergebnis herauszubekommen? Dies wäre nun schon ein harter Betrugsvorwurf, den man nur mit gutem Grund äußern und mit Beweisen unterlegen sollte, um nicht etwa eine eigene Verschwörungstheorie in die Welt zu setzten.

    Mit freundlichen Grüßen
    Jan Osterkamp
    Redaktion Spektrum.de

    PS: Übrigens gingen nicht 17, sondern 33 Probanden in die Studie ein. Die erste Zahl hatte ich in der ersten Version meiner Nachricht leider falsch behauptet. Entschuldigung!

  • Vorsorge ist die Krebsstrategie der Zukunft

    26.07.2013, Peter Kosek
    Das Titelthema "Krebsmedizin" ist wissenschaftlich für den Bereich medizinischer Gegenmaßnahmen sauber beschrieben, hilft aber im heutigen medizinischen Alltag nicht weiter. Entscheidend ist nicht, "wie kann Krebs besser behandelt werden" sondern: "wie lässt er sich vermeiden". Die Parallele hierzu liefern die demenziellen Erkrankungen. Für Demenzen wie für Krebserkrankungen gilt: Es werden Milliarden von Forschungsgeldern für den Bereich der Therapie ausgegeben, ohne dass diese Erkankungen an Häufigkeit und Schrecknis für die Betroffenen zurückgingen. Dabei gibt es für Krebserkrankungen eine ganze Reihe von statistisch gesicherten Zusammenhängen: Rauchen und Bronchialkrebs, hoher Fleischkonsum und Darmkrebs sowie ein wenig effektives Immunsystem durch einseitige oder mangelhafte Ernährung sind nur drei von sicher 100 derartiger bewiesener Faktoren. Wie bitte will man Krebs im Mikrostadium entdecken, wenn nur einigen Krebszellen im Blut vielen Milliarden gesunder Zellen gegenüberstehen (S. 31)? Jedes Vierteljahr müsste man sämtliche Patienten, die dies wünschten, auf Krebszellen im Blut checken. Damit würde das gesamte Laborwesen zusammenbrechen. In jedem der vier Artikel des Titelthemas kommt der Begriff der "riesigen und komplexen Datenmenge" vor, die Wissenschaftler rund um die Krebsentstehung und -ausbreitung gesammelt haben. Gatenby trifft dabei auf den Punkt, wenn er sagt: "Würden wir die Evolution und Ökologie von Tumoren verstehen, was bislang nicht der Fall ist, dann würden wir vermutlich auch klarer erkennen, dass die Aussagefähigkeit dieser Daten begrenzt ist" (S. 24). Allein schon die Tatsache, dass einzelne Krebsformen in unterschiedliche Organe mit unterschiedlicher Spezifität und Dichte metastasieren (z. B. Bronchialkrebs in Gehirn, Leber, Niere, Knochen), zeigt doch, dass die Krebszellen desselben Ursprungstumors unterschiedliche Strategien verwenden. Also besser Krebs vermeiden und mehr Geld in die Prävention stecken, wobei die heute übliche angebliche "Krebsvorsorge" nur eine Krebsfrüherkennung darstellt. Sie ist keine Vermeidungsstrategie.
  • Publication bias

    26.07.2013, Peter Wolf
    Die Stichprobe ist mit n=17 relativ klein und es stellt sich die Frage, ob ein Journal die 1001 negative Studie zum Zusammenhang von Mondphase und Schlafqualität mit dieser Fallzahl akzeptiert hätte. Auch das retrospektive Design ist nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal.
    Eine positive Studie (also Heureka! Wir haben was gefunden, was sowieso die halbe Welt glaubt (s. Homöopathie-Studien)) wird viel eher akzeptiert und wie man sieht auch gerne zitiert. Das hebt nicht nur die Laune der Autoren sondern auch den Impact-Faktor. Ich bleibe skeptisch und vermute einen publication bias.
    Stellungnahme der Redaktion

    Hallo Herr Stadler,

    Sie haben wohl recht: Das ärgerliche Phänomen des "publication bias" ist bei Forschung zu derart öffentlichkeitswirksamen Themenfeldern womöglich nie ganz auszuschließen. Und Skepsis ist in diesem Zusammenhang sicher nie ganz verkehrt. Allerdings gibt es nach meiner Kenntnis gar nicht so unheimlich viele (oder gar: 1001) gut gemachte (am Ende sogar prospektive?) Studien, die den Einfluss des Vollmonds auf den Schlaf mit wissenschaftlicher Gründlichkeit *ausschließen*. Vielleicht haben Sie da ein paar Beispiele? Ganz offenbar gibt es hier Forschungsbedarf, und zwar ganz abseits des esoterisch-obskuranten Felds.

    Meiner Meinung nach hat das (notgedrungen) retrospektive Studiendesign in diesem Fall übrigens sogar einen kleinen Vorteil: Die Experimentatoren wussten zum Zeitpunkt der Datenerhebung ja nicht, dass ihre Daten einmal unter dem Aspekt der Mondphasen analysiert werden würden. Somit konnten sie auch die Probanden im Schlaflabor nicht dahingehend unbewusst beeinflussen. Im Übrigen weisen aber auch die Autoren der Studie auf die geringe Stichprobe hin. Das Ergebnis steht dennoch, muss wegen dem kleinen n-Wert ja nicht unbedingt falsch sein und bleibt zumindest in unseren Augen recht spannend.

    Mit freundlichem Gruß
    Jan Osterkamp
    Redaktion Spektrum.de

  • Licht

    26.07.2013, Nikolaus Rapp
    Vielleicht, weil wir uns seit 200000 Jahren bei Vollmond anders verhalten, als bei anderen Monden. Feste Feiern, zu Göttern beten, die Liebste treffen, fischen, jagen und pflücken gehen, Holz schlagen, Angst vorm Werwolf haben, ... die Kultur ist darauf synchronisiert.
  • @Thomas

    25.07.2013, MH
    Sie sind hier auf der Seite vom "Spektrum der Wissenschaft", nicht beim "Spektrum der Philosophie".
  • Onkologische Störgrößen

    25.07.2013, Paul Kalbhen, Gummersbach
    Die ganzheitlichen Bemühungen der Physiker, die "Tumortherapie zu revolutionieren", indem sie nicht wie die Molekulargenetik nur die Symptome aufgrund von Zellmutationen, sondern die Ursachen von Krebserkrankungen - z.B. über Computermodelle - bekämpfen wollen, setzen meiner Meinung nach darauf, den Einfluss der vielfältigen onkologischen Störgrößen auf den inneren Regelkreis der gesunden Körperzelle zu ergründen. Wird ihnen das gelingen?
  • Sensation

    25.07.2013, Thomas
    Das Empathie etwas relatives ist, ist ja mal eine ganz neue Erkenntnis. Hat von den ganzen Hirnforschen überhaupt mal Nietzsche gelesen bzw. etwas von "Sklaven- und Herrenmoral"?
  • Verachtung von Gentechnik?

    25.07.2013, Paul R. Woods
    Es hat nichts mit "Verachtung" zu tun, wenn herbizid-resistenter Weizen außerhalb der kontrollierten Anbauflächen nicht erwünscht ist.
    Kommerzieller Ackerbau ist meist Monokultur und in einer solchen werden die nicht geplant angebauten Pflanzen als Unkraut angesehen. Weizen im Kartoffelfeld, Mais zwischen Rüben und dann keine schnelle (sprich: wirtschaftliche) Möglichkeit den Störenfried zu entfernen? Was hat das mit Verachtung zu tun?
    Welchen Zusatzaufwand Roundup-resistente Pflanzen verursachen, weiß ich von 10,000 ha Kautschuk-Wiederaufpflanzung in West Sumatra, wo Alang-Alang (imperata cylindrica) und wilde Bananen nach mehrfachen Roundup-Einsatz von Hand bekämpft werden mussten.
  • Denisova DNA auch bei Europäern

    24.07.2013, Udo Döbbeling, Pforzheim
    Im Artikel über die Seitensprünge des Menschen referiert (SdW Juli 2013, Seitensprünge des Homo Sapiens)Michael F. Hammer zum Teil über die Forschungsergebnisse der Gruppe von Svante Pääbo, die zeigen, dass sich Homo sapiens mit Neandertalern und Denisova-Menschen vermischt hat. Diese Ereignisse sollen im vorderen Orient und Südostasien stattgefunden haben. Demnach sollten gemäß der Karte auf Seite 28 Europäer keine Denisova DNA enthalten. Das Genographic Project des National Geographic scheint jetzt jedoch ein differenzierteres Bild zu zeichnen. Ich habe an diesem Projekt teilgenommen und erhielt das Ergebnis 2,1% Neandertaler und 1,7% Denisova DNA Beimischung. Die reine Homo sapiens DNA verteilte sich auf 47% nordeuropäische Marker, 33% mediterrane Marker und 19% südwestasiatische Marker, eine Zusammensetzung, die typisch für Norddeutschland und Britannien ist. Es wurde jedoch keine nennenswerte Zahl von südostasiatischen oder ozeanischen Markern gefunden, obwohl diese ca. 44 bis 45% ausmachen sollten, wenn ich Vorfahren aus diesem Raum gehabt hätte, um so den Anteil von Denisova DNA zu erklären. Auch aus den Stammbüchern meiner Großeltern, die bis ca. 1840 zurückgehen, lässt sich keine Einheirat von Südostasiaten oder Ozeaniern feststellen. Alle meine Ururgroßeltern lebten in der Region zwischen Niedersachsen und Ostpreußen.
    Hieraus lässt sich ableiten, dass es eine Vermischung von Voreuropäern und Denisova-Menschen im Raum Zentralasien/Iran/Nordindien gegeben hat. In diesen Regionen entstanden auch vor ca. 20 – 25000 Jahren die Y-chromosomalen Haplogruppen R1a und R1b, deren Abkömmlinge wahrscheinlich nach der Würm Eiszeit in Europa einwanderten. Im gegenwärtigen Europa machen die Angehörigen dieser beiden Haplogruppen zusammen ca. 25% (Südosteuropa) bis 85% (Nordwesteuropa)aller Männer aus (Deutschland ca. 58%). Ich selber gehöre zur Haplogruppe R1b und habe die Blutgruppe B, die in Zentralasien und Nordindien am häufigsten ist.
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