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Kommentare - - Seite 883

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Schweizer Studie

    25.09.2012, Steffen Schmidt
    Unter http://www.nfp59.ch/d_index.cfm findet sich zwar eine umfangreiche Literaturstudie aber eben keine "peer reviewed" Studie die eigene experimentelle Daten erhoben hätte. Und bei den experimentellen Daten aus den Zulassungsverfahren dürfte es nicht anders sein als vielerorts bei den Studien für neue Arzneimittel. Veröffentlicht wird nur was passt. Und sorry, das gilt eben leider nicht nur für die Herren aus Frankreich. Und soweit ich weiß erheben die Zulassungsbehörden in beiden Bereichen keine eigenen experimentellen Daten.
    Und: Klar kann man sich einen Namen machen, wenn man passende Argumente liefert. Aber auch das gilt für beide Richtungen. Und bei der Industrie gibt's zudem auch mehr Kohle als an einer französischen Uni, die keine der staatlichen Kaderschmieden ist.
  • Realität

    25.09.2012, Tim
    Ist das tatsächlich eine "Spektrum"-Rezension? Ich staune.

    Es ist seit langem bekannt, womit man den Hunger (vor allem in Afrika) bekämpft: mit besseren Straßen und der zunehmenden Verbreitung der Mobilfunknetze. Dadurch entsteht eine Marktstruktur, so dass die erzeugten Produkte auch tatsächlich bei den Menschen ankommen. Genau daran mangelte es (vor allem in Afrika) seit Jahrzehnten. Aber seit wenigstens 10 Jahren geht es aufwärts. In spätestens 5 Jahren wird es sich auch im Westen herumgesprochen haben, daß Afrika ein Kontinent der Hoffnung geworden ist.

    "Ökologische Intensivierung"? Öhm, nö. Der Buchautor (der ja wie beschrieben Lobbyist in eigener Sache ist) hat sich auf einer ganz falschen Baustelle abgerackert.
    Stellungnahme der Redaktion

    Das ist natürlich ein wichtiger Punkt. Löwenstein erwähnt ihn im Buch an prominenter Stelle. Schon im Vorfeld seiner ökologischen Konzepte macht er ausgiebig klar , dass der Hunger auf der Welt grundsätzlich nicht an einer unzureichenden Menge an Nahrungsmitteln liegt. Die fehlende Infrastruktur in Afrika (die nicht nur die schlechten Straßen einschließt, sondern vor allem auch das Fehlen von Lagereinrichtungen) soll dort zum Verlust von 10 bis 20 Prozent des geernteten Getreides und von bis zu 40 Prozent der verderblichen Produkte wie Obst und Gemüse führen (siehe auch www.aphlis.net).

    Über die Infrastruktur-Problematik hinaus macht es Sinn, sich über die adäquate Landbaumethode Gedanken zu machen. Denn in Afrika wird nur 20 Prozent des potenziellen Ackerlands tatsächlich bewirtschaftet; umso wichtiger ist es, dort maximale Erträge zu erzielen. In dem geschilderten Fall gelang das mit der Öko-Variante besser. Außerdem können sich die Bauern nur ein Minimum an Hilfsmitteln wie etwa chemischen Dünger leisten, also könnte dort die Kompost-Methode (die ja im Prinzip nichts kostet) wirklich vom Vorteil sein. Die Ertragssteigerung von 30 Prozent im Vergleich zu konventionellen Methoden, die im Rahmen der FAO-Studie im Tigray erzielt wurde, ist nicht zu vernachlässigen, vor allem wenn es nun – wie Sie schreiben – mit der Infrastruktur in Afrika "seit zehn Jahren aufwärts geht".

    Dass solche Methoden alleine das Problem der Welternährung nicht lösen werden: ganz klar; das behauptet der Autor meines Erachtens auch nicht (siehe auch Jonathan Foley: Solutions for a cultivated planet, Nature 478, S.
    337-342, 2011). Dass dieser sich grundsätzlich "auf einer ganz falschen Baustelle abgerackert hat": mit Sicherheit nicht.

    Emmanuelle Vaniet

  • Die "Heiligen Schriften" der Religionen sind gefährlich

    25.09.2012, Joachim Datko
    Die abrahamitischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam laufen einer Fata Morgana ohne realem Hintergrund nach. Ihre Gottesvorstellung beruht auf der Erlebniswelt von aggressiven Hirtenvölkern. Nimmt man z.B. die mystische Geschichte von der Vernichtung der Städte Sodom und Gomorra durch den fiktiven Gott, dann würde man heute bei so einem Verhalten psychiatrische Gutachten anfertigen lassen und Sicherheitsverwahrung anordnen.

    Stadtgesellschaft, Humanismus, Selbstbestimmungsrecht und Wissenschaften sind den abrahamitischen Religionen fremd. Sie drehen sich seit Jahrhunderten im Kreis, immer wieder die selben alten Texte und Riten. Manipulation von klein auf, Generation für Generation.

    Ich bin gerne bereit, gegenüber Print- und Internetmedien zum Unterschied zwischen religiöser Weltsicht und rationaler Welterklärung Stellung zu nehmen.

    Joachim Datko - Physiker, Philosoph
    Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
    http://www.monopole.de
  • Analog-Rechner

    24.09.2012, Josef Gnadl, Regensburg
    In dem Artikel wird als Vorteil der analogen Arbeitsweise herausgestellt, welche Einsparungen bezüglich Komplexität und Stromverbrauch dies im Vergleich zur digitalen Simulation mit sich bringt. Noch viel wichtiger scheint mir aber zu sein, dass die analoge Arbeitsweise die Möglichkeit eröffnet, dass die Quantenmechanik eine Rolle spielen könnte. Dies wäre nach meiner Meinung die Voraussetzung dafür, dass ein solches Gerät Bewusstsein entwickeln könnte.
    http://www.drillingsraum.de/room-forum/showthread.php?tid=2907
  • Virtuelle Teilchen

    24.09.2012, Florian König, Münster
    In dem Artikel wird der Eindruck erweckt, dass virtuelle Teilchen nur in Feynman-Diagrammen mit Schleifen auftreten. Das ist falsch. Bereits die inneren Linien in Feynman-Diagrammen auf Baumgraphenniveau können virtuelle Teilchen darstellen. So erfüllt z. B. das innere d-Quark in dem auf S. 41 gezeigten Diagramm (bei Abstrahlung eines Gluons endlicher Energie) nicht mehr die relativistische Energie-Impuls-Beziehung für ein d-Quark, ist also virtuell.

    Schade, dass nicht ein wenig detaillierter darauf eingegangen wurde, was denn nun die Unitaritätsmethode ausmacht.
  • Frankenstein & Co.

    24.09.2012, Ernst Hammann, München
    Das Ganze erinnert mich ein bisschen an Frankenstein, aber davon haben sich Menschen ja noch nie aufhalten lassen, im Gegenteil. Das Projekt könnte aber an einer ganz anderen Klippe zerschellen. Was, wenn das simulierte Gehirn erwacht und ein Bewusstsein und eine Persönlichkeit entwickelt? Dann ist es wohl als Mensch anzusehen (zumindest werden die üblichen gesellschaftlich querulanten Gruppen das lautstark fordern). Als Mensch hat es dann alle Menschenrechte, und man darf es nie mehr abschalten oder daran herumexperimentieren. An dieser Stelle endet dann unser Gott-Spielen.
  • Eher ein offener Brief

    24.09.2012, Martin Streller, Berlin
    Deutlich schwächer, als der Silizium-Artikel ist diese Schrift eher ein Bewerbungsschreiben für Flaggschiffgelder.

    In sich ist diese Bewerbung unschlüssig, weil die Projektierung von Zwischenschritten auf dem Weg zum großen Ziel unerwähnt bleibt. Das angesprochene Rattenhirn inkl. Interaktion mit virtueller Umgebung + Körper wäre in seiner perfekten Realisierung genau ein solcher Schritt. Es drängt sich der Eindruck auf, dass analog der Fusionsreaktorkonstante (zurzeit in 50 Jahren) eine neue Human-Gehirnsimulationskonstante - hier 10 Jahre - geschaffen wird.

    Am interessantesten war noch der Kasten "Die europäische Flaggschiffinitiative"; mir bisher unbekannt. Und die Links am Artikelende. By the way hätte ich den TR-Artikel hier gerne anklickbar vorgefunden.
  • Tatkraft durch Erleuchtung

    24.09.2012, Rudolf Passawa, Krems (Österreich)
    Sehr geehrter Herr Michael Springer,ich schätze an Ihren Beiträgen sehr, dass Sie darin immer wieder auch über den Tellerrand schauen. In Ihrem Essay Komplexität und Emergenz verweisen Sie auf den Zustand eines "Erleuchteten" nach buddhistischer Auffassung. Hier möchte ich auf eine folgenschwere unrichtige Fehlinterpretation des erleuchteten Zustands hinweisen. Sie schreiben:

    „… Übrigens entspricht diese Situation (Ihres Freundes mit dem Krankheitsbild Herpes-Enzephalitis, Anm.) ziemlich genau derjenigen eines buddhistischen Bettelmönchs, der völlige Erleuchtung erreicht hat. Ihm erscheinen alle Lebenstatsachen gleich (un)wichtig; er bleibt untätig und überlebt nur, solange Mitmenschen ihn mit Kleidung und Nahrung versorgen.“

    Diese Interpretation des Zustands der Erleuchtung entspricht keineswegs den Erfahrungen und Verhalten solcher Menschen und ist unmittelbar widerlegbar. Im buddhistischen Sinn hat vielmehr derjenige, der Erleuchtung erlangt hat, die Soheit der uns umgebenden Welt erkannt – wissenschaftlich ausgedrückt: die Wahrheit und Zusammenhänge aller Zustände und Dinge dieser Welt. Ein Mensch, der diese Fähigkeit erreicht hat, steht weiterhin mit beiden Beinen fest im Leben, vielmehr noch: Er versteht nun auf Grundlage seiner Erfahrung richtig und vor allem sinnvoll zu handeln! Siddharta Gautama, der den Buddhismus in die Welt setze, erlangte selbst mit 30 Jahren diesen Geisteszustand und verbrachte anschließend 50 Jahre lang höchst aktiv damit, seine Erfahrung seinen Mitmenschen nahezubringen.
    Beispiele „erleuchteter“ Menschen aus Geschichte und Gegenwart gibt es genug, die wir alle kennen, und auf die die (buddhistische) Definition bei genauer Betrachtung voll zutrifft: Von Jesus Christus („Christus“ = der Gesalbte, Erleuchtete) bis zum Dalai Lama, von Franz von Assisi bis Mutter Theresa, von Mahatma Ghandi ganz zu schweigen. Siehe dazu zur Selbstlektüre auch die Definition des Bodhisattva („Erleuchtungswesen“) in der tibetisch-buddhistischen Tradition.

    Zum Verständnis, was es im Buddhismus mit der Erleuchtung auf sich hat, empfehle ich z. B. die Lektüre „Wie Siddhartha zum Buddha wurde: Eine Einführung in den Buddhismus“, eine Biografie über den historischen Religionsgründer (Autor Thich Nhat Hanh, Übersetzung Ursula Richard, Verlag Kamphausen).

    Zur Horizonterweiterung eines jeden in der Wissenschaft Tätigen, zu denen auch ich mich zähle, empfehle ich übrigens wärmstens ein weiteres Buch: „Die Welt in einem einzigen Atom: Meine Reise durch Wissenschaft und Buddhismus“ (Autor Dalai Lama, Übersetzung Bernd Bender, Verlag Herder spektrum). Es erweitert meines Erachtens unsere einseitige, streng rationale materialistische Weltsicht, die wir im aufgeklärten Westen etwas anmaßend „wissenschaftlich“ nennen.
    Der Autor zieht darin Bilanz über die von ihm ins Leben gerufenen, periodisch stattfindenden Mind and Life Conferences zu allen wichtigen Wissenschaftssparten der Gegenwart, u. a. Quantenphysik, Philosophie, Genetik und Neurobiologie, an denen u. a. Persönlichkeiten wie Anton Zeilinger und Carl Friedrich von Weizsäcker teilnahmen.

    Ein, wie ich finde, sehr interessantes Buch für alle, die sich dafür interessieren, wie alles in der Welt zusammenhängt und wie Geist und Materie sich ergänzen. Schlussfolgernd wird dabei klar und selbstverständlich, dass Wissenschaft und Spiritualität zwei untrennbare Seiten der Medaille – sprich des menschlichen Wesens – sind.
  • So macht man sich bekannt

    24.09.2012, Roland Schröder
    Im Grunde ist das Thema austauschbar, die Mechanismen bleiben die gleichen. Immer wieder gibt es "Forscher" die sich einer gesellschftlichen Strömung andienen. Wenn ihr Thema schon vorher in der Bevölkerung genügend kontrvers diskutiert wurde, dürfen sich diese "Wissenschaftler" eines regen öffentlichen Interesses sicher sein, egal, was sie behaupten. Es muss nur einer der beiden diskutierenden Gruppen als Argumentationshilfe nützlich sein. So kann man sich als Wissenschaftler einen Namen machen.
  • Fossile Nahrung

    23.09.2012, Tom Schülke
    Ich frage mich, inwieweit das Buch auch die dramatische Abhängigkeit der Ernährungsversorgung von fossiler Energie angeht.

    Für jede Nahrungskalorie verbrauchen wir bekanntlich zwischen 7 und 10 Kalorien fossiler Energie.

    Nach dem "Peak Oil" ist mit konventioneller Landwirtschaft also ohnehin irgendwann Schluss. Bleibt abzuwarten, ob man schlau genug ist, alternative Konzepte frühzeitig genug zu integrieren.

    Stellungnahme der Redaktion

    Die konventionelle Landwirtschaft ist bekanntermaßen energieintensiv. Das liegt vor allem an dem hohen Energieaufwand für die Herstellung von synthetischen Düngern, Pestiziden und Futtermitteln. Vor allem ersteres wird im Buch heftig angeprangert: Pro Jahr werden weltweit laut dem Autor 100 Millionen an mineralischem Stickstoffdünger hergestellt, was 200 Millionen Tonnen Erdöl beziehungsweise Erdgas verbrauche. Das entfällt mit ökologischen Methoden, da im Prinzip nur organische Dünger eingesetzt werden.

    Was die gesamte Energieeffizienz pro Ertragseinheit angeht, ergibt sich allerdings kein eindeutiges Bild. Zwar sind ökologische Anbaumethoden für die meisten Produkte in dieser Hinsicht günstiger als konventionelle, für bestimmte Anbausorten allerdings nicht. Ein Grund ist, dass die Erträge der Öko-Landwirtschaft pro Quadratmeter in der Regel geringer sind und dass die Bauern deshalb größere Flächen bewirtschaften müssen.

    Emmanuelle Vaniet

  • Nie wieder Fisch!

    23.09.2012, york karsunke
    Igitt! Aber so ist das mit den kulturellen Unterschieden. Der Stinkekäse, den ich voller Appetit verspeise, dreht meinen Artgenossen in vielen Teilen der Welt wohl auch den Magen um :-)
  • Phantastisch

    22.09.2012, Baumann Eduard
    Das ist ein phantastisches Thema. Konkrete Geometrie und so modern!
  • Was sie alles wissen

    22.09.2012, Jochen W.
    Erst kürzlich wurde ein umfangreiche peer reviewed Studie in der Schweiz veröffentlicht!
    http://www.nfp59.ch/d_index.cfm
    Die schon 2005 damit begonnen hat, systematisch viele Papers auf eventuelle Gefahren der Gentechnik zu durchforsten!
    Diese Studie wurde hauptsächlich vom Staat finanziert, der auch über erhebliche Geldmittel verfügt um ebendiesen Interessenkonflikt zu vermeiden.
    Und wenn man eine Studie richtig aufzieht bleibt eben nicht so viel Spielraum wie sie meinen, auch wenn es nicht um die Physik geht.
    Aber es ist schwierig auf eine Studie deren Ergebnis man sehnlichst erwartet, unvoreingenommen heranzugehen, sagt sie doch aus was man schon immer irgendwie gewusst/gefühlt hat!
    Gentechnik = des Teufels
    Monsanto = des Teufels Helfer
    wir sind in einer neuen Postreligiösen Ära angelangt, wo es reicht Hexe verbrennt sie zu rufen
  • Vergessenes neu entdeckt

    22.09.2012, Martin Bitter
    Wieder mal ein Beispiel für vergessene Geschichte!
    Ältere, die ein gutes Gedächtnis haben, werden sich vielleicht erinnern: 1950, also im letzten Jahrtausend wurde der DAF (delayed acoustic feedback) entdeckt. Nach seinem Entdecker/Erforscher nannte man ihn auch Lee-Effekt. Damit konnte man a) gesunde Sprechende zu so starkem Stottern bringen, dass ihnen ein Sprechen unmöglich wurde und b) stellte man fest, dass unter DAF einige Stotterer aufhörten zu stottern. Die Hoffnungen dies als Stotterertherapieansatz zu verwenden, zerschlugen sich: Gewöhnungseffekt.
    Gelegentlich nehme ich bei Hörfunkreportagen u.Ä. Sprecher war, die ganz leichte DAF-Symptome zeigen. Zumeist sind dies 'neue' unerfahrene Reporter. Sie haben unfreiwillig eine DAF-Erfahrung, da sie sich wegen langer Übertragungswege über Mikrophon und Kopfhörer selbst verzögert hören (oder machen dies boshafte Tontechniker mit Absicht?).
    Ich gönne Kazutaka Kurihara und Koji Tsukada ihren IgNobelpreis für den SpeechJammer - trotzdem: das sieht für mich verdächtig nach Lee-Effekt und DAF aus. Aber hoffen wir mal, dass ihre Forschungen 'irgendwie' gründlicher waren und 'irgendwie' Neueres gebracht haben.
    Fazit: Es kommt häufiger vor, dass Altes neu entdeckt wird!
  • Kein Empathie-Gen!

    22.09.2012, Walter Weiss
    Die jetzt erkannte deutliche Verringerung der Mutationsgeschwindigkeit verfestigt die leider viel zu selten erörterte These vom völligen Fehlen einer genetisch angelegten Fähigkeit des Menschen, friedlich mit anderen Menschen in größeren Gemeinschaften zusammenzuleben. Genetisch ist diese Fähigkeit allenfalls in kleinen und kleinsten Gruppen angelegt (Kleinfamilien, vielleicht Großfamilien, die in der Frühzeit durch die Wlldnis streiften). Größere Gemeinschaften gab es erst zu einer Zeit, die viel zu kurz zurückliegt, als dass sich durch Mutationen ein angeborenes 'Gemeinschaftsgefühl' hätte bilden können.

    Das konnte man bereits bisher aus den einfachen Evolutionsregeln ableiten, dass Mutationen-Willkühr im Zusammenwirken mit dem Selektionsdruck niemals auf Dauer angelegte 'Zukunftseigenschaften' bilden kann, die also nicht zur Anpassung an die derzeitige Umgebung besser geeignet waren, die vielmehr erst auf eine noch gar nicht vorhandene künftige Umgebung passten. Derartige Mutationen werden alsbald wieder aufgelöst, eben weil der Selektionsdruck schlicht fehlt.

    Das schließt nicht aus, dass auch solche Vorratseigenschaften mitunter zum Zuge kommen, wenn nämlich nur wenig Zeit bis zum Eintreffen der von ihnen geregelten neuen Umwelt verstreicht. Die jetzt erkannte generelle Verlängerung der Mutationsraten macht das aber noch viel unwahrscheinlicher bei dem soeben skizzierten Problem.

    Man kann diese These als wohl feststehende und nachgewiesene wissenschaftliche Erkenntnis formulieren: als sich größere menschliche Gemeinschaften (größer als Familien) dauerhaft wegen der einsetzenden erheblichen Vermehrung bildeten, FEHLTE eine genetisch angelegte Eigenschaft, die dafür sorgte, dass es in diesen Gemeinschaften friedlich zuging, dass also nicht jeder einzelne nach dem 'Recht' des Stärkeren nur den eigenen Vorteil (oder den seiner Familie) auf Kosten der anderen verfolgte, dass also stattdessen Gemeinsinn entstand. Bekanntlich haben sich schlaue Menschen in dieser Situation die Religionen ausgedacht, die Abhilfe schaffen sollten - leider aber immer nur für die konkreten eigenen Gemeinschaften in noch krasserer Abgrenzung gegen Außenstehende als früher.

    Und erst die grandiose Erfindung des Demokratiegedankens mit Menschenrechten, einer unabhängigen Justiz und weiteren Folgeentwicklungen hat die Möglichkeit ergeben, generell friedlich leben zu können. Wie mühsam indessen ist es, hier immer wieder diese Erfindung in jeder Generation und bei jedem Menschen, Tag für Tag lernen zu müssen
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