Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
Wer heutzutage die Gehirnforschung als "Modewissenschaft" bezeichnet, dem sind offenbar deren Ergebnisse unangenehm, sie grenzen allmählich die so schönen Spekulationen über ehedem als unerforschlich Postuliertes schrittchenweise ein. Zur Argumentation dagegen eignen sich vorläufig immer wieder mal nicht ganz verstandene Argumente aus der Evolutionswissenschaft, gewürzt mit Zitaten von Du Bois-Reymond. Man sollte sich besser über Fortschritte, die von der Hirnforschung erzielt werden, freuen und hoffen, dass der Mensch damit aus seinem recht beschränkten Wissen über sich selbst weitere Fortschritte macht. So könnte man Antonio R. Damasios Buch besser lesen und rezensieren.
Das Buch ist doch schon relativ lange am Markt. Warum erst jetzt eine so destruktive Rezension im Spektrum? In der vorliegenden Rezension ist das Buch nicht wiederzuerkennen. Damasio gehört zum Kreis der führenden Kognitionswissenschaftler, behauptet jedoch nicht, bereits fertige Lösungen für das Phänomen Bewusstsein anbieten zu können. Vielmehr versucht er einige Schritte in diese Richtung auszuloten. Dass er dabei mit den Verfechtern der philosophischen Richtungen, die den "Geist" in die Metaphysik auslagern, nicht sehr zimperlich umgeht, mag wohl mit eine Ursache für diese seltsame Rezension sein.
Vielen Dank für den interessanten und sehr alltagsrelevanten Artikel! Die Problematik rund um die Xenohormone (z. B. Übertragbarkeit der Zellkulturversuche auf den Menschen) wird prima erklärt.
Diese Zusammenfassung des Originalartikels in "Cell" hat einen sehr wichtigen Fehler: Die Resultate der Forscher zeigen, dass die Mäuse das Gedächtnis verlieren, wenn die Rezeptoren an den Astrozyten fehlen. In ihrer Zusammenfassung wurde das Experiment verwechselt, und die Zusammenfassung sagt, dass der Gedächtnisschwund existierte, wenn die Rezeptoren auf den Neuronen fehlten, was zeigen würde, dass die Neurone und nicht die Astrozyten für den Effekt von Cannabis verantwortlich sind. Diese Schlussfolgerung ist nicht, was der Originalartikel zeigt.
Stellungnahme der Redaktion
Liebe Frau Grimm-Jorgensen,
vielen Dank für Ihren Hinweis. Das Ergebnis der vorgestellten Studie von Jing Han et al. in "Cell" klingt in der Tat auf den ersten Blick verwirrend. Es ist aber tatsächlich so, dass die Mäuse dann keinen Gedächtnisverlust erleiden, wenn die Cannabinoid-Rezeptoren - wie in der Nachricht beschrieben - an den Astrozyten ausfallen.
Erhält eine normale Maus THC, dockt die Droge an die Typ-1-Cannabinoid-Rezeptoren an und beeinträchtigt das räumliche Arbeitsgedächtnis. Fehlen diese Rezeptoren nun an den Neuronen genetisch veränderter Nager, die THC erhalten, ändert sich nichts: Die Tiere leiden ebenfalls an ein beeinträchtigtes Arbeitsgedächtnis. Die Cannabinoid-Rezeptoren an diesen Zellen können also nicht entscheidend für die THC-Wirkung sein. Fehlen dagegen die Rezeptoren an den Astrozyten, dann verhalten sich die Mäuse wie Artgenossen ohne Drogenkonsum - THC verliert also seine Wirkung. Demnach sind die Rezeptoren an den Astrozyten für die Drogenwirkung verantwortlich.
Die Autoren der Originalstudie fassen diese Beobachtung wie folgt zusammen: "Here, we demonstrate that the impairment of spatial working memory (...), induced by an acute exposure of exogenous cannabinoids, is fully abolished in conditional mutant mice lacking type-1 cannabinoid receptors (CB1R) in brain astroglial cells but is conserved in mice lacking CB1R in glutamateric or GABAeric neurons."
Es gehört schon, seit ich denken kann, zur Propaganda, dass Marihuana vergesslich macht. Eigentlich wird aber nur vergessen, was die Werbung erzählt hat. Die Konzentrationsfähigkeit verlagert sich, geht aber nicht verloren. Im Gegensatz zu vielen Psychopharmaka, die genau das bekämpfen, was dem Marihuana-Raucher am wichtigsten war: das struktive Zentrum des Ich-Bewusstseins. Ist ein Mensch auf diese Weise um seine Lebenserfahrung beraubt, wird offensichtlich, dass die Psychologen nicht wissen, was sie tun. Marihuanabenebelte Autofahrer wissen das auch nicht. Dennoch werden die meisten Menschen ganz nüchtern überfahren.
Also Kiffer, lest Bücher, Darwin, Wegner, Newton, Lavoisier, Kurz und schaut Filme & Dokumentationen an. Dann schwingt euch aufs Rad und fahrt zum Sport. Ein Besuch in der Sternwarte macht Spaß. Seid unternehmungslustig und lasst euch nicht erzählen, Marihuana mache süchtig, kiffen macht süchtig. Haltet Euch den Kopf mit anderen Aktivitäten frei.
Was? Dieser Absatz steht doch in völligem Widerspruch zum restlichen Text:
Bei Mäusen schalteten die Wissenschaftler daraufhin gezielt die Gene ab, welche für die selektive Ausbildung dieser Typ-1-Cannabinoidrezeptoren kodieren. Fehlten die Rezeptoren nur an den Neuronen, beeinträchtigte THC weiterhin das räumliche Arbeitsgedächtnis der Tiere – die Nager fanden etwa vorher erlernte Wege nicht mehr wieder. Besaßen dagegen die Gliazellen keine THC-Rezeptoren, wiesen die Mäuse keine Erinnerungslücken auf.
Da muss was falsch verstanden worden sein ...
Stellungnahme der Redaktion
Lieber Leser,
vielen Dank für Ihren Hinweis. Das Ergebnis der vorgestellten Studie von Jing Han et al. in "Cell" klingt in der Tat auf den ersten Blick verwirrend. Es ist aber tatsächlich so, dass die Mäuse dann keinen Gedächtnisverlust erleiden, wenn die Cannabinoid-Rezeptoren - wie in der Nachricht beschrieben - an den Astrozyten ausfallen.
Erhält eine normale Maus THC, dockt die Droge an die Typ-1-Cannabinoid-Rezeptoren an und beeinträchtigt das räumliche Arbeitsgedächtnis. Fehlen diese Rezeptoren nun an den Neuronen genetisch veränderter Nager, die THC erhalten, ändert sich nichts: Die Tiere leiden ebenfalls an ein beeinträchtigtes Arbeitsgedächtnis. Die Cannabinoid-Rezeptoren an diesen Zellen können also nicht entscheidend für die THC-Wirkung sein. Fehlen dagegen die Rezeptoren an den Astrozyten, dann verhalten sich die Mäuse wie Artgenossen ohne Drogenkonsum - THC verliert also seine Wirkung. Demnach sind die Rezeptoren an den Astrozyten für die Drogenwirkung verantwortlich.
Die Autoren der Originalstudie fassen diese Beobachtung wie folgt zusammen: "Here, we demonstrate that the impairment of spatial working memory (...), induced by an acute exposure of exogenous cannabinoids, is fully abolished in conditional mutant mice lacking type-1 cannabinoid receptors (CB1R) in brain astroglial cells but is conserved in mice lacking CB1R in glutamateric or GABAeric neurons."
Es wird gerne über die Doppelmoral von Politikern berichtet. Doch wie sieht es mit der Moral der Berichtenden aus? Da wird gerne auf Objektivität verwiesen, doch wo ist die Objektivität, wenn in einem Fall in der Wortwahl die juristische Unschuldsvermutung deutlich hervorgehoben wird, in einem anderen Fall, in dem die Beweislage im Verhältnis zum ersten geradezu lächerlich ist, aber nicht verwendet wird? Vor einiger Zeit wurde auf Arte ein Gespräch über Albert Camus gezeigt. Dabei wurde erklärt, dass Albert Camus auf Moralpredigten verzichtet hätte, weil eine Moralpredigt üblicherweise von einem "Drecksack" gehalten würde. Ich denke diese Aussage ist korrekt.
Dieser Artikel zeigt auf, wie komplex Giftwirkungen sein können und die bisher gültige 500 Jahre Regel von Paracelsus hier nicht gilt, dass eine kleine Dosis weniger als eine große Dosis schadet. Dieses Phänomen kann auch bei radiaoaktiver Strahlung auftreten. Hier ist noch viel Forschungsbedarf.
Zu Beginn des Beitrags „Frische Brise“ aus dem Spektrumheft vom Januar 2012 zitiert der Autor, eine Studie der amerikanische Harvard University nach der sich mit Windrädern mehr als das 40-Fache des derzeitigen globalen Bedarfs an elektrischer Energie decken lässt, selbst wenn ausschließlich mittelgroße Anlagen mit einer Leistung von 2,5 Megawatt aufgestellt würden und diese zu 80 Prozent der Zeit stillstünden.
Im Folgenden diskutiert der Autor beide Prämissen dieser Aussage:
a) Wie realistisch ist eine Anlage mit einer Leistung von 2,5 Megawatt und
b) ist die Zeitangabe, wie lange die Anlagen Strom liefern, stichhaltig?
Zunächst diskutiert der Autor die angegebene Leistung der Windräder: Er verweist darauf, dass mittlerweile Anlagen auf dem Markt sind, die das Dreifache der Leistung erbringen können. Zudem verweist er auf Planungen, Windräder zu entwickeln, die sogar bis zu sechsmal mehr Leistung haben sollen. Die von der amerikanischen Studie genannte Anlagengröße ist demnach durchaus realistisch.
Anschließend betrachtet der Autor die Laufzeit der Windenergieanlagen. Dazu errechnete er aus öffentlichen, statistischen Angaben eine durchschnittliche Auslastung der Windräder in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren von 17±2,2 Prozent. Der von der amerikanischen Studie genannte Wert war demnach ein bisschen zu hoch gegriffen, lag aber durchaus im Rahmen.
Damit konnte der Autor zeigen, dass zumindest die Prämissen der Studie stichhaltig sind. Und wenn man nun davon ausgeht, dass die Kollegen von der Harvard University richtig gerechnet haben, scheint die Aussage realistisch zu sein, dass man mit der Windenergie ein Vielfaches des globalen Bedarfs an elektrischer Energie decken könne.
Das ist die Kernaussage dieses Abschnitts und die ist offensichtlich unbestritten.
Um die relativ unhandliche physikalische Größe „Megawatt“ etwas anschaulicher darzustellen, hat der Autor in einem Nebensatz ferner angegeben, wie viele Haushalte sich bei einer Leistung von 7,5 Megawatt mit Strom versorgen ließen. Dabei ist er von einem Wert ausgegangen, der in der Literatur dazu zu finden ist und sich mit seinen Erfahrungen deckt, nämlich von einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 3500 bis 4500 Kilowattstunden pro Jahr pro (deutschem) Haushalt. (Hier wird übrigens das erste Mal von Energie geredet, um sie aber umgehend in eine Leistung umzurechnen!) Um auf die durchschnittliche Leistung eines Haushalts zu kommen, muss man diesen Wert durch die Anzahl der Stunden eines Jahres dividieren. Damit erhält man Werte zwischen 400 und etwa 520 Watt. Bezogen auf die Leistung von 7,5 Megawatt ließen sich somit zwischen 14000 und 18000 Haushalte mit Strom versorgen, wenn die Anlage ihre Nennleistung erbringt.
Da die benötigte Leistung eines Haushalts starken Schwankungen unterliegt – je nachdem, ob sich Personen gerade im Haushalt befinden, sie bei der Arbeit sind, sie schlafen oder Essen zubereiten – und es dem Autor ausschließlich um eine grobe Abschätzung ging, rundete er diesen Wert großzügig auf die Zahl 10000 ab und fügte noch ein „gut“ hinzu, um anzudeuten, dass es sich hierbei ausschließlich um eine Größenordnung handelt.
In diesem Kontext macht es übrigens nur Sinn, eine solche Größenordnung für die Nennleistung anzugeben, weil ja bereits mehrfach im Abschnitt erwähnt wird, dass diese nur zu etwa 17 bis 20 Prozent der Zeit abgegeben wird. Einige Leser haben nun - wie vom Autor gewünscht - beide Zahlen kombiniert. Das ist legitim und korrekt. Dem Autor aber deswegen vorzuhalten, er hätte die Begriffe Leistung und Energie durcheinander gebracht, ist schlichtweg falsch. Auch der Vorwurf, der Autor sei Lobbyist der Windenergiebranche ist unhaltbar, zumal er mit seinen Zahlen sogar untertrieb: 17 Prozent von 10000 Haushalten sind immerhin nur etwa gut die Hälfte der rund 3000 Haushalte, von denen selbst die Kritiker behaupten, es sei ein realistischer Wert.
Ich bin mehrfacher Großvater. Bei der Geburt meiner Enkelkinder begann ein Gedanke in mir aufzukeimen (erst jetzt): Alle Stoffe, die im Laufe von 9 Monaten das kleine menschliche Wesen bilden, stammen von der Mutter. Das ganze Skelett mit dem sicher großen Anteil an Kalzium muss die Mutter zur Verfügung stellen. Und meistens tut sie das, ohne große Mangelerscheinungen zu zeigen. Möglicherweise nimmt sie dabei ständig kalziumreichere Nahrung zu sich, weil ihr Körper das so verlangt. Aber im Allgemeinen fällt den Mitmenschen ja keine besondere Abweichung der Essensgewohnheiten bei jungen Müttern auf. Natürlich ist das vielen interessierten Personen längst bekannt, aber für mich bedeutete dies einmal mehr ein Wunder des Lebens. Nun lese ich im Artikel Folgendes: „Ein Weibchen investiert einen Teil seiner Energie … in den Nachwuchs. Das Männchen … muss diesen Anteil auf andere Weise loswerden.“ Und dann folgt das Beispiel mit dem Pfau und dem Hahn. Nun meine Frage: Kann man sagen, dass beim Menschen das Männchen diese Proteine z. B. in den größeren Haarwuchs (z. B. Bart) steckt? Ist das vergleichbar?
Stellungnahme der Redaktion
Die Schlussfolgerung von Herrn Walter Graf entspricht in der Tat meiner schon wiederholt geäußerten Arbeitshypothese, dass auch das Keratin der Haare ursprünglich eine Proteinentsorgung über die Haut darstellte. Nachweisbar ist dies bereits bei afrikanischen Rietfröschen, die sich täglich häuten, aber bei Proteinmangel ihre eigene Haut auch wieder verzehren. In diese physiologischen Vorgänge können sodann die Prozesse der sexuellen Selektion einbezogen werden. Das gilt insbesondere für "Mantel"-Pavian, Guereza (Mantelaffe), Löwen- und andere Mähnen, je nach Menge insbesondere der schwefelhaltigen Aminosäuren in den Proteinen der Nahrung. Dass dabei auch komplexe, im Stoffwechsel schwer abzubauende oder ganz persistente Giftstoffe aus dem Körper entsorgt werden können, ist uns geläufig vom Nachweis von Stoffen wie Heroin, Haschisch oder auch Blei, Cadmium, Quecksilber usw. aus Haarproben. Besonders aufschlussreiche Beispiele unter den "Haartieren" (also den Säugern) bieten die exzessiven Haarbildungen bei Ameisenbären und Schuppentieren (Umwandlung zu Hornschuppen), die in direktem Zusammenhang mit ihrer außerordentlich einseitigen, sehr eiweißreichen Termitennahrung stehen.
Umgekehrt werden bei Frauen, die viele Kinder geboren haben, die Kopfhaare rasch dünner, während sich bei den Männern mit zunehmendem Alter und geringerer körperlicher (Abbau-)Aktivität der Bartwuchs verstärkt, was in vielen, wenn nicht allen Kulturen als Zeichen von Würde gilt. Siehe Darwin und Imitatoren! Die Konzentation des Haarwuchses beim Menschen auf das Kopfhaar steht zudem in Verbindung mit (1.) dessen kontinuierlichem, nicht schubweisem Wachstum und wird (2.) nicht nur im religiösen Kontext als Ausdruck der zu erwartenden Fruchtbarkeit insbesondere der jungen Frauen gewertet, was auch zum bekannten Kopftuchgebot geführt hat. Das sind nur einige Aspekte, die sich zur Beantwortung der Nachfrage von Herrn Graf anführen lassen.
29.02.2012, Gerhard Rudolf, Bad Homburg v. d. Höhe
Solide langfristige Politik ist langfristig vonnöten, gerade auch in der Energiefrage. Da hätte ich ein Plädoyer für nachhaltige Energieerzeugung erwartet, die Sie langfristig ja auch befürworten. Langfristige Politik auf die lange Bank zu schieben aber erscheint, mit Verlaub, wie eine allzu bekannte Mogelpackung.
Da Sonnenenergie auf Dauer im Überfluss verfügbar ist, plädiere ich vor allem für diese Energiequelle und -form. Ich habe es immer für ieal gehalten, dass der größte Fusionsreaktor, den es im Umkreis von Lichtjahren gibt (und jemals geben wird), im sicheren Abstand am Himmel kreist und mit der ungefährlichsten Technologie so gut wie überall angezapft werden kann; wenn auch, etwas gefährlicher, via Wasser- und Windenergie. Dass in manchen Gegenden mehr, in anderen weniger einfällt, ist kein Gegenargument, da gerade diese Technologie erfahrungsgemäß durch Massenproduktion und weiter Forschung immer biliger wird. Also kann man nicht früh genug anfangen damit zu pflastern, und ist die weitere Kürzung der Förderung das falsche Signal. Wozu sind Hausdächer und Fassaden gut? Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen ist immer ein starkes Argument; es ist elegant, da Schönheit und Eleganz eng zusammenhängen, werden Glitzerdächer bald als elegant gelten. Gezielte Förderung ist keine "Zwangsgeglückung", gilt doch Freiwilligkeit, anders als bei Atomanlagen. Das größte Problem dezentraler Energiegewinnung scheint jene andere Unkontrollierbarkeit zu sein, die sie für Energiekonzern bedeutet. Kernenergie erzwingt die zentralste Produktion.
Den nötigen Anschub vorausgesetzt, ist die vollständige Versorgung der Menschheit mit regenerativer Energie nur eine Frage weniger Jahrzehnte (siehe etwa "Emissionsfreie Welt bis 2030", Spektrum der Wissenschaft 12/2009). Haben wir vergessen, mit welch gewaltigem öffentlichen Aufwand die Kernernergie gefördert wurde, und per Entsorgung, (End-)Lagerung und Forschung auf absehbare Zeit gefördert werden muss? Nur ein Energiepreis, der das alles enthält, lässt sich fair vergleichen. Diese Mittel wären anderweitig besser eingesetzt gewesen. Eine regenerative Energiewelt könnte heute schon Wirklichkeit sein. Die Frage nach der Weltsicht in Wissenschaft wie Politik stellt sich nicht nur in diesem Zusammenhang.
In jedem Fall ist Vorreiter- und Vorbildfunktion alles andere als "antieuropäisch". Auch widerspricht sie keiner "globalen Enegiestrategie", die es meines Wissens nicht gibt. Ich vermute, dass Sie damit das allgemeine dem westlichen Vorbil Nacheifern meinen. Lasten zu hinterlassen, indem man auf zukünftigen Fortschritt setzt, ist schlicht unverantwortlich, da dieser stets unsicher ist. Unfälle, Pannen und Fehler sind nicht nur jederzeit möglich, sondern erfahrungsgemäß die Regel. Folglich lohnt es sich umso mehr, auf möglichst ungefährliche Technologien zu setzen. Fukushima war ein Wachrüttler, der im ökologisch sensiblen Deutschland ein kleines Beben ausgelöst hat, das die Welt erfassen sollte.
Nicht planloses, aber schnellstmögliches Umschwenken in der Energiepolitik samt Ausstieg aus der Kernenergie ist daher nur logisch und konsequent und nicht zuletzt dringend erforderlich, schon um nicht noch mehr radioaktiven Abfall zu erzeugen, der ein großes, doch kein "separates" Sicherheitsproblem darstellt, da es von der Kernenergienutzung nicht zu trennen ist. Ein weiteres großes findet sich in Abbaumethoden samt gesundheitlichen und ökologischen Folgen, ein weiteres in der Proliferation von Bombenmaterial. Eine seriöse Kosten-Nutzen-Rechnung muss immer den ganzen Kreislauf einbeziehen.
Wenn die Lebensbedingungen unserer Nachkommen und ihr Bild von uns schon nicht viel gelten, möchte ich hinzufügen. Dass das Verbrennen der fossilen Vorräte hunderter Jahrmillionen in nur wenigen Jahrzehnten das Klima ruinieren muss, liegt auf der Hand, abgesehen davon, dass sie als Rohstoff zum Verbrennen viel zu wertvoll sind. – Alles "nur" eine Intelligenzfrage also? So würde ich es jedenfalls sagen. Sagen wir, Wissenschaft findet Wege, stellt sich Fakten und weiß, dass sie durch Erfahrung und auch durch Irrtum lernt.
Die Ergebnisse der Tests sollten nicht zeigen, dass Leute, die in bestimmten Situationen für ihren Vorteil sorgen, unmenschlich sind bzw. erniedrigt werden dadurch, sondern dass Leute in Ämtern, in denen sie über andere Entscheidungen fällen, eben kein Recht haben, ihren eigenen Vorteil daraus zu ziehen. Manche machen das trotzdem, und ich finde die Ergebnisse der Tests sehr interessant. Es ist einleuchtend, wie "menschlich" sich die Probanden verhalten, aber letztlich dürfte dann niemand Politiker oder Chef eines großen Unternehmens sein, weil Menschen anscheinend nicht dafür gemacht sind, Macht auszuüben. Es ist ein Unterschied, ob ich mir unter 100 Verhungernden das letzte Stück Brot kralle oder ob ich mir eine Million Euro mal eben von den Bürgern in meine Tasche stecke.
Hätten Sie Interesse an meinen alten Heften? Kostenlos natürlich. Komplette Jahrgänge von 1982 bis 2006. Ich bringe es einfach nicht übers Herz, sie ins Altpapier zu werfen. E-Mail an komossa@netcologne.de .
"Rein statistisch hätte nun der Zufall in 14 Fällen den Mitspieler begünstigen müssen. Dies berichteten aber nur vier Teilnehmer. Zirka zehn Probanden hatten wohl nur so getan, als würden sie die Münze entscheiden lassen, sich dann aber doch selbst begünstigt, als der Zufall nicht das erwünschte Ergebnis brachte."
Wir lernen: 10 von 14 in einer 'Klemme' entscheiden sich zu ihren Gunsten und pfeifen auf das, was hier als 'Moral' identifiziert wird.
"Es dürfte Wulff allerdings in seiner fragwürdigen Amtsmoral bestätigt haben, dass trotzdem nur jeder zweite seinen Rücktritt forderte. Offenbar störten sich viele nicht daran, dass der Präsident an der Grenze zur Illegalität manövrierte. Er selbst beschrieb sein Verhalten ungeniert als "normal und menschlich"."
"Normal" heißt, dass die Mehrheit es so machen würde. Die Autorin hat genau dies mit ihrem vorherigen Beispiel belegt: Wulff hatte demnach mit seiner Beschreibung recht - er verhielt sich "normal und menschlich" - ergo achtete er mehr auf den eigenen Vorteil als auf den anderer.
Was also soll mit dem Artikel bezweckt werden? Es geht scheinbar nicht um Fragen der Moral als solche, dafür wäre das Wulff-Beispiel überflüssig. Scheinbar dient das Sammelsurium der 'Belege' nur dazu, sich selbst in einer imaginierten Gruppe moralisch Erhabener über einen anderen Menschen zu stellen. Wäre es nicht moralischer, die Autorin würde sich und ihre eigene Moral kritisch hinterfragen, statt Artikel zu fabrizieren, deren einziger Gehalt Moralin ist?
"Ein [Medienschaffender] sollte die moralische Messlatte nicht tiefer, sondern höher legen. Doch immerhin repräsentierte [die Autorin] die verbreitete Neigung zu Selbstbetrug und Doppelmoral ganz vortrefflich."
Der Rezensent will es nicht wissen
04.03.2012, Dr. Kurt LangnerRezension zu 'Selbst ist der Mensch'
04.03.2012, Gernot DittrichIn der vorliegenden Rezension ist das Buch nicht wiederzuerkennen. Damasio gehört zum Kreis der führenden Kognitionswissenschaftler, behauptet jedoch nicht, bereits fertige Lösungen für das Phänomen Bewusstsein anbieten zu können. Vielmehr versucht er einige Schritte in diese Richtung auszuloten. Dass er dabei mit den Verfechtern der philosophischen Richtungen, die den "Geist" in die Metaphysik auslagern, nicht sehr zimperlich umgeht, mag wohl mit eine Ursache für diese seltsame Rezension sein.
Prima erklärt!
03.03.2012, Ulrike GebhardtFehler in der Darstellung der Studie
03.03.2012, Yvonne Grimm-JorgensenLiebe Frau Grimm-Jorgensen,
vielen Dank für Ihren Hinweis. Das Ergebnis der vorgestellten Studie von Jing Han et al. in "Cell" klingt in der Tat auf den ersten Blick verwirrend. Es ist aber tatsächlich so, dass die Mäuse dann keinen Gedächtnisverlust erleiden, wenn die Cannabinoid-Rezeptoren - wie in der Nachricht beschrieben - an den Astrozyten ausfallen.
Erhält eine normale Maus THC, dockt die Droge an die Typ-1-Cannabinoid-Rezeptoren an und beeinträchtigt das räumliche Arbeitsgedächtnis. Fehlen diese Rezeptoren nun an den Neuronen genetisch veränderter Nager, die THC erhalten, ändert sich nichts: Die Tiere leiden ebenfalls an ein beeinträchtigtes Arbeitsgedächtnis. Die Cannabinoid-Rezeptoren an diesen Zellen können also nicht entscheidend für die THC-Wirkung sein. Fehlen dagegen die Rezeptoren an den Astrozyten, dann verhalten sich die Mäuse wie Artgenossen ohne Drogenkonsum - THC verliert also seine Wirkung. Demnach sind die Rezeptoren an den Astrozyten für die Drogenwirkung verantwortlich.
Die Autoren der Originalstudie fassen diese Beobachtung wie folgt zusammen: "Here, we demonstrate that the impairment of spatial working memory (...), induced by an acute exposure of exogenous cannabinoids, is fully abolished in conditional mutant mice lacking type-1 cannabinoid receptors (CB1R) in brain astroglial cells but is conserved in mice lacking CB1R in glutamateric or GABAeric neurons."
Herzliche Grüße
Daniela Zeibig
Redaktion "Gehirn&Geist"
Lob dem Vergessen
03.03.2012, Holger BoßAlso Kiffer, lest Bücher, Darwin, Wegner, Newton, Lavoisier, Kurz und schaut Filme & Dokumentationen an. Dann schwingt euch aufs Rad und fahrt zum Sport. Ein Besuch in der Sternwarte macht Spaß. Seid unternehmungslustig und lasst euch nicht erzählen, Marihuana mache süchtig, kiffen macht süchtig. Haltet Euch den Kopf mit anderen Aktivitäten frei.
Widerspruch im Text
03.03.2012, m.gotthalmseder@eduhi.atBei Mäusen schalteten die Wissenschaftler daraufhin gezielt die Gene ab, welche für die selektive Ausbildung dieser Typ-1-Cannabinoidrezeptoren kodieren. Fehlten die Rezeptoren nur an den Neuronen, beeinträchtigte THC weiterhin das räumliche Arbeitsgedächtnis der Tiere – die Nager fanden etwa vorher erlernte Wege nicht mehr wieder. Besaßen dagegen die Gliazellen keine THC-Rezeptoren, wiesen die Mäuse keine Erinnerungslücken auf.
Da muss was falsch verstanden worden sein ...
Lieber Leser,
vielen Dank für Ihren Hinweis. Das Ergebnis der vorgestellten Studie von Jing Han et al. in "Cell" klingt in der Tat auf den ersten Blick verwirrend. Es ist aber tatsächlich so, dass die Mäuse dann keinen Gedächtnisverlust erleiden, wenn die Cannabinoid-Rezeptoren - wie in der Nachricht beschrieben - an den Astrozyten ausfallen.
Erhält eine normale Maus THC, dockt die Droge an die Typ-1-Cannabinoid-Rezeptoren an und beeinträchtigt das räumliche Arbeitsgedächtnis. Fehlen diese Rezeptoren nun an den Neuronen genetisch veränderter Nager, die THC erhalten, ändert sich nichts: Die Tiere leiden ebenfalls an ein beeinträchtigtes Arbeitsgedächtnis. Die Cannabinoid-Rezeptoren an diesen Zellen können also nicht entscheidend für die THC-Wirkung sein. Fehlen dagegen die Rezeptoren an den Astrozyten, dann verhalten sich die Mäuse wie Artgenossen ohne Drogenkonsum - THC verliert also seine Wirkung. Demnach sind die Rezeptoren an den Astrozyten für die Drogenwirkung verantwortlich.
Die Autoren der Originalstudie fassen diese Beobachtung wie folgt zusammen: "Here, we demonstrate that the impairment of spatial working memory (...), induced by an acute exposure of exogenous cannabinoids, is fully abolished in conditional mutant mice lacking type-1 cannabinoid receptors (CB1R) in brain astroglial cells but is conserved in mice lacking CB1R in glutamateric or GABAeric neurons."
Herzliche Grüße
Daniela Zeibig
Redaktion "Gehirn&Geist"
Nicht nur Politiker haben Doppelmoral
02.03.2012, Uli Z.Da wird gerne auf Objektivität verwiesen, doch wo ist die Objektivität, wenn in einem Fall in der Wortwahl die juristische Unschuldsvermutung deutlich hervorgehoben wird, in einem anderen Fall, in dem die Beweislage im Verhältnis zum ersten geradezu lächerlich ist, aber nicht verwendet wird?
Vor einiger Zeit wurde auf Arte ein Gespräch über Albert Camus gezeigt. Dabei wurde erklärt, dass Albert Camus auf Moralpredigten verzichtet hätte, weil eine Moralpredigt üblicherweise von einem "Drecksack" gehalten würde. Ich denke diese Aussage ist korrekt.
Ein weitreichender Artikel
02.03.2012, Walther EnßlinErläuterung zu den Leseranfragen
01.03.2012, Gerhard SamulatZu Beginn des Beitrags „Frische Brise“ aus dem
Spektrumheft vom Januar 2012 zitiert der Autor, eine Studie der
amerikanische Harvard University nach der sich mit Windrädern mehr als das
40-Fache des derzeitigen globalen Bedarfs an elektrischer Energie decken
lässt, selbst wenn ausschließlich mittelgroße Anlagen mit einer Leistung
von 2,5 Megawatt aufgestellt würden und diese zu 80 Prozent der Zeit
stillstünden.
Im Folgenden diskutiert der Autor beide
Prämissen dieser Aussage:
a) Wie realistisch ist eine Anlage mit einer
Leistung von 2,5 Megawatt und
b) ist die Zeitangabe, wie lange die Anlagen
Strom liefern, stichhaltig?
Zunächst diskutiert der Autor die angegebene
Leistung der Windräder: Er verweist darauf, dass mittlerweile Anlagen auf
dem Markt sind, die das Dreifache der Leistung erbringen können. Zudem
verweist er auf Planungen, Windräder zu entwickeln, die sogar bis zu
sechsmal mehr Leistung haben sollen. Die von der amerikanischen Studie
genannte Anlagengröße ist demnach durchaus realistisch.
Anschließend betrachtet der Autor die Laufzeit
der Windenergieanlagen. Dazu errechnete er aus öffentlichen, statistischen
Angaben eine durchschnittliche Auslastung der Windräder in Deutschland in
den vergangenen zehn Jahren von 17±2,2 Prozent. Der von der amerikanischen
Studie genannte Wert war demnach ein bisschen zu hoch gegriffen, lag aber
durchaus im Rahmen.
Damit konnte der Autor zeigen, dass zumindest
die Prämissen der Studie stichhaltig sind. Und wenn man nun davon ausgeht,
dass die Kollegen von der Harvard University richtig gerechnet haben,
scheint die Aussage realistisch zu sein, dass man mit der Windenergie ein
Vielfaches des globalen Bedarfs an elektrischer Energie decken könne.
Das ist die Kernaussage dieses Abschnitts und
die ist offensichtlich unbestritten.
Um die relativ unhandliche physikalische Größe
„Megawatt“ etwas anschaulicher darzustellen, hat der Autor in einem
Nebensatz ferner angegeben, wie viele Haushalte sich bei einer Leistung
von 7,5 Megawatt mit Strom versorgen ließen. Dabei ist er von einem Wert
ausgegangen, der in der Literatur dazu zu finden ist und sich mit seinen
Erfahrungen deckt, nämlich von einem durchschnittlichen Energieverbrauch
von 3500 bis 4500 Kilowattstunden pro Jahr pro (deutschem) Haushalt. (Hier
wird übrigens das erste Mal von Energie geredet, um sie aber umgehend in
eine Leistung umzurechnen!) Um auf die durchschnittliche Leistung eines
Haushalts zu kommen, muss man diesen Wert durch die Anzahl der Stunden
eines Jahres dividieren. Damit erhält man Werte zwischen 400 und etwa 520
Watt. Bezogen auf die Leistung von 7,5 Megawatt ließen sich somit zwischen
14000 und 18000 Haushalte mit Strom versorgen, wenn die Anlage ihre
Nennleistung erbringt.
Da die benötigte Leistung eines Haushalts
starken Schwankungen unterliegt – je nachdem, ob sich Personen gerade im
Haushalt befinden, sie bei der Arbeit sind, sie schlafen oder Essen
zubereiten – und es dem Autor ausschließlich um eine grobe Abschätzung
ging, rundete er diesen Wert großzügig auf die Zahl 10000 ab und fügte
noch ein „gut“ hinzu, um anzudeuten, dass es sich hierbei ausschließlich
um eine Größenordnung handelt.
In diesem Kontext macht es übrigens nur Sinn,
eine solche Größenordnung für die Nennleistung anzugeben, weil ja bereits
mehrfach im Abschnitt erwähnt wird, dass diese nur zu etwa 17 bis 20
Prozent der Zeit abgegeben wird. Einige Leser haben nun - wie vom Autor
gewünscht - beide Zahlen kombiniert. Das ist legitim und korrekt. Dem
Autor aber deswegen vorzuhalten, er hätte die Begriffe Leistung und
Energie durcheinander gebracht, ist schlichtweg falsch. Auch der Vorwurf,
der Autor sei Lobbyist der Windenergiebranche ist unhaltbar, zumal er mit
seinen Zahlen sogar untertrieb: 17 Prozent von 10000 Haushalten sind
immerhin nur etwa gut die Hälfte der rund 3000 Haushalte, von denen selbst
die Kritiker behaupten, es sei ein realistischer Wert.
Ist die reichlichere Behaarung des Mannes ein Depot für überschüsssige Proteine?
01.03.2012, Walter GrafBei der Geburt meiner Enkelkinder begann ein Gedanke in mir aufzukeimen (erst jetzt): Alle Stoffe, die im Laufe von 9 Monaten das kleine menschliche Wesen bilden, stammen von der Mutter. Das ganze Skelett mit dem sicher großen Anteil an Kalzium muss die Mutter zur Verfügung stellen. Und meistens tut sie das, ohne große Mangelerscheinungen zu zeigen. Möglicherweise nimmt sie dabei ständig kalziumreichere Nahrung zu sich, weil ihr Körper das so verlangt. Aber im Allgemeinen fällt den Mitmenschen ja keine besondere Abweichung der Essensgewohnheiten bei jungen Müttern auf.
Natürlich ist das vielen interessierten Personen längst bekannt, aber für mich bedeutete dies einmal mehr ein Wunder des Lebens.
Nun lese ich im Artikel Folgendes: „Ein Weibchen investiert einen Teil seiner Energie … in den Nachwuchs. Das Männchen … muss diesen Anteil auf andere Weise loswerden.“ Und dann folgt das Beispiel mit dem Pfau und dem Hahn.
Nun meine Frage: Kann man sagen, dass beim Menschen das Männchen diese Proteine z. B. in den größeren Haarwuchs (z. B. Bart) steckt? Ist das vergleichbar?
Die Schlussfolgerung von Herrn Walter Graf entspricht in der Tat meiner schon wiederholt geäußerten Arbeitshypothese, dass auch das Keratin der Haare ursprünglich eine Proteinentsorgung über die Haut darstellte. Nachweisbar ist dies bereits bei afrikanischen Rietfröschen, die sich täglich häuten, aber bei Proteinmangel ihre eigene Haut auch wieder verzehren. In diese physiologischen Vorgänge können sodann die Prozesse der sexuellen Selektion einbezogen werden. Das gilt insbesondere für "Mantel"-Pavian, Guereza (Mantelaffe), Löwen- und andere Mähnen, je nach Menge insbesondere der schwefelhaltigen Aminosäuren in den Proteinen der Nahrung. Dass dabei auch komplexe, im Stoffwechsel schwer abzubauende oder ganz persistente Giftstoffe aus dem Körper entsorgt werden können, ist uns geläufig vom Nachweis von Stoffen wie Heroin, Haschisch oder auch Blei, Cadmium, Quecksilber usw. aus Haarproben. Besonders aufschlussreiche Beispiele unter den "Haartieren" (also den Säugern) bieten die exzessiven Haarbildungen bei Ameisenbären und Schuppentieren (Umwandlung zu Hornschuppen), die in direktem Zusammenhang mit ihrer außerordentlich einseitigen, sehr eiweißreichen Termitennahrung stehen.
Umgekehrt werden bei Frauen, die viele Kinder geboren haben, die Kopfhaare rasch dünner, während sich bei den Männern mit zunehmendem Alter und geringerer körperlicher (Abbau-)Aktivität der Bartwuchs verstärkt, was in vielen, wenn nicht allen Kulturen als Zeichen von Würde gilt. Siehe Darwin und Imitatoren! Die Konzentation des Haarwuchses beim Menschen auf das Kopfhaar steht zudem in Verbindung mit (1.) dessen kontinuierlichem, nicht schubweisem Wachstum und wird (2.) nicht nur im religiösen Kontext als Ausdruck der zu erwartenden Fruchtbarkeit insbesondere der jungen Frauen gewertet, was auch zum bekannten Kopftuchgebot geführt hat. Das sind nur einige Aspekte, die sich zur Beantwortung der Nachfrage von Herrn Graf anführen lassen.
Josef Reichholf
Durch Erfahrung und Irrtum lernen
29.02.2012, Gerhard Rudolf, Bad Homburg v. d. HöheSolide langfristige Politik ist langfristig vonnöten, gerade auch in der Energiefrage. Da hätte ich ein Plädoyer für nachhaltige Energieerzeugung erwartet, die Sie langfristig ja auch befürworten. Langfristige Politik auf die lange Bank zu schieben aber erscheint, mit Verlaub, wie eine allzu bekannte Mogelpackung.
Da Sonnenenergie auf Dauer im Überfluss verfügbar ist, plädiere ich vor allem für diese Energiequelle und -form. Ich habe es immer für ieal gehalten, dass der größte Fusionsreaktor, den es im Umkreis von Lichtjahren gibt (und jemals geben wird), im sicheren Abstand am Himmel kreist und mit der ungefährlichsten Technologie so gut wie überall angezapft werden kann; wenn auch, etwas gefährlicher, via Wasser- und Windenergie. Dass in manchen Gegenden mehr, in anderen weniger einfällt, ist kein Gegenargument, da gerade diese Technologie erfahrungsgemäß durch Massenproduktion und weiter Forschung immer biliger wird. Also kann man nicht früh genug anfangen damit zu pflastern, und ist die weitere Kürzung der Förderung das falsche Signal. Wozu sind Hausdächer und Fassaden gut? Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen ist immer ein starkes Argument; es ist elegant, da Schönheit und Eleganz eng zusammenhängen, werden Glitzerdächer bald als elegant gelten. Gezielte Förderung ist keine "Zwangsgeglückung", gilt doch Freiwilligkeit, anders als bei Atomanlagen. Das größte Problem dezentraler Energiegewinnung scheint jene andere Unkontrollierbarkeit zu sein, die sie für Energiekonzern bedeutet. Kernenergie erzwingt die zentralste Produktion.
Den nötigen Anschub vorausgesetzt, ist die vollständige Versorgung der Menschheit mit regenerativer Energie nur eine Frage weniger Jahrzehnte (siehe etwa "Emissionsfreie Welt bis 2030", Spektrum der Wissenschaft 12/2009). Haben wir vergessen, mit welch gewaltigem öffentlichen Aufwand die Kernernergie gefördert wurde, und per Entsorgung, (End-)Lagerung und Forschung auf absehbare Zeit gefördert werden muss? Nur ein Energiepreis, der das alles enthält, lässt sich fair vergleichen. Diese Mittel wären anderweitig besser eingesetzt gewesen. Eine regenerative Energiewelt könnte heute schon Wirklichkeit sein. Die Frage nach der Weltsicht in Wissenschaft wie Politik stellt sich nicht nur in diesem Zusammenhang.
In jedem Fall ist Vorreiter- und Vorbildfunktion alles andere als "antieuropäisch". Auch widerspricht sie keiner "globalen Enegiestrategie", die es meines Wissens nicht gibt. Ich vermute, dass Sie damit das allgemeine dem westlichen Vorbil Nacheifern meinen. Lasten zu hinterlassen, indem man auf zukünftigen Fortschritt setzt, ist schlicht unverantwortlich, da dieser stets unsicher ist. Unfälle, Pannen und Fehler sind nicht nur jederzeit möglich, sondern erfahrungsgemäß die Regel. Folglich lohnt es sich umso mehr, auf möglichst ungefährliche Technologien zu setzen. Fukushima war ein Wachrüttler, der im ökologisch sensiblen Deutschland ein kleines Beben ausgelöst hat, das die Welt erfassen sollte.
Nicht planloses, aber schnellstmögliches Umschwenken in der Energiepolitik samt Ausstieg aus der Kernenergie ist daher nur logisch und konsequent und nicht zuletzt dringend erforderlich, schon um nicht noch mehr radioaktiven Abfall zu erzeugen, der ein großes, doch kein "separates" Sicherheitsproblem darstellt, da es von der Kernenergienutzung nicht zu trennen ist. Ein weiteres großes findet sich in Abbaumethoden samt gesundheitlichen und ökologischen Folgen, ein weiteres in der Proliferation von Bombenmaterial. Eine seriöse Kosten-Nutzen-Rechnung muss immer den ganzen Kreislauf einbeziehen.
Wenn die Lebensbedingungen unserer Nachkommen und ihr Bild von uns schon nicht viel gelten, möchte ich hinzufügen. Dass das Verbrennen der fossilen Vorräte hunderter Jahrmillionen in nur wenigen Jahrzehnten das Klima ruinieren muss, liegt auf der Hand, abgesehen davon, dass sie als Rohstoff zum Verbrennen viel zu wertvoll sind. – Alles "nur" eine Intelligenzfrage also? So würde ich es jedenfalls sagen. Sagen wir, Wissenschaft findet Wege, stellt sich Fakten und weiß, dass sie durch Erfahrung und auch durch Irrtum lernt.
Ist doch logisch...
29.02.2012, Jan W.Hefte fürs Archiv
29.02.2012, Sabine KomossaLerntafel für weitere, wichtige Themenbereiche?
29.02.2012, Matthias N.Ich fände, dass Lerntafeln für diese Thematik ebenfalls angebracht wären.
Bitte wenden Sie sich an Spektrum Akademischer Verlag, der die Tafeln herausgibt. Trotz des sehr ähnlichen Namens gehören wir nicht zusammen.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Lingenhöhl
Redaktion Spektrum.de
Wessen Doppelmoral?
29.02.2012, Christian G.Wir lernen: 10 von 14 in einer 'Klemme' entscheiden sich zu ihren Gunsten und pfeifen auf das, was hier als 'Moral' identifiziert wird.
"Es dürfte Wulff allerdings in seiner fragwürdigen Amtsmoral bestätigt haben, dass trotzdem nur jeder zweite seinen Rücktritt forderte. Offenbar störten sich viele nicht daran, dass der Präsident an der Grenze zur Illegalität manövrierte. Er selbst beschrieb sein Verhalten ungeniert als "normal und menschlich"."
"Normal" heißt, dass die Mehrheit es so machen würde. Die Autorin hat genau dies mit ihrem vorherigen Beispiel belegt: Wulff hatte demnach mit seiner Beschreibung recht - er verhielt sich "normal und menschlich" - ergo achtete er mehr auf den eigenen Vorteil als auf den anderer.
Was also soll mit dem Artikel bezweckt werden? Es geht scheinbar nicht um Fragen der Moral als solche, dafür wäre das Wulff-Beispiel überflüssig. Scheinbar dient das Sammelsurium der 'Belege' nur dazu, sich selbst in einer imaginierten Gruppe moralisch Erhabener über einen anderen Menschen zu stellen. Wäre es nicht moralischer, die Autorin würde sich und ihre eigene Moral kritisch hinterfragen, statt Artikel zu fabrizieren, deren einziger Gehalt Moralin ist?
"Ein [Medienschaffender] sollte die moralische Messlatte nicht tiefer, sondern höher legen. Doch immerhin repräsentierte [die Autorin] die verbreitete Neigung zu Selbstbetrug und Doppelmoral ganz vortrefflich."
Danke für den Beitrag.