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3. Etappe: Bambuslemuren im heißen Wasser

Rotbauchmaki
Nachdem wir Ambositra verlassen haben, führt uns die Route Nationale 7 nach Südosten, hinein in eine der letzten Inseln immergrünen Bergregenwaldes Madagaskars. Nach kurvenreicher Fahrt erreichen wir unser Ziel, an dem wir die nächsten drei Tage bleiben werden: den Nationalpark Ranomafana. Der Name bedeutet "Heißes Wasser", und in den Kolonialzeiten kamen Besucher hierher, um die Quellen der Region zu genießen und im einst edlen Hôtel Station Thermale de Ranomafana abzusteigen. Nachdem im Jahr 1986 in den umliegenden Wäldern eine der Wissenschaft bis dahin unbekannte Lemurenart entdeckt wurde – der Goldene Bambuslemur (Hapalemur aureus) – stieg das biologische Interesse an Ranomafana stark an und gipfelte in der Etablierung des gleichnamigen Nationalparks 1991.

Der Park darf nur in Begleitung eines einheimischen Guides besucht werden, und so laufe ich die nächsten Tage mit Rody, der ursprünglich aus der Küstenstadt Manakara stammt, durch den bergigen, sattgrünen Wald. Gleich am ersten Tag sehen wir mehrere Lemurenarten: Rotbauchmakis (Eulemur rubriventer), deren männliche Vertreter eine markante weiße Zeichnung um die Augen tragen, die eng verwandten Rotstirnmakis (Eulemur fulvus rufus) und einen Kleinzahn-Wieselmaki (Lepilemur microdon), der vor seiner Höhle sitzt, in der er normalerweise die meiste Zeit des Tages verschläft.

Als wir nach einer mehrstündigen Wanderung wieder den Waldrand erreichen, entdeckt Rody im sonnenbestrahlten Gebüsch eine Hundskopfboa (Sanzinia madagascariensis). Gleich daneben fällt mir ein eigenartiges Insekt auf: Der Käfer hat einen ungewöhnlich langen Hals; er ist um einiges länger als der Rest des Körpers. Treffenderweise heißt die Art Giraffenhalskäfer (Trachelophorus giraffa). Unser Exemplar ist ein Männchen, und Rody findet auch gleich noch das passende Weibchen dazu, deren Hals etwas maßvoller ausgefallen ist. Es sei einfach, diese Käfer zu finden, erklärt er, lebten sie doch nur auf einem bestimmten Strauch. Der Grund dafür ist bemerkenswert: Giraffenhalskäfer gehören zur Familie der Blattroller, die Brutfürsorgeverhalten zeigen. Die Weibchen rollen die Blätter einer bestimmten Pflanze zu engen Röhren, in die sie ihre Eier platzieren. So wächst der Nachwuchs geschützt heran, bis er zum ersten Mal seinen Hals in die weite Welt hinausstreckt.

Der zweite Tag in Ranomafana beginnt früh morgens um halb fünf – Rody und ich wollen uns auf die Suche nach den Bambuslemuren machen, die vornehmlich in der Dämmerungszeit aktiv sind. Mit einem farbenprächtigen Sonnenaufgang hinter der wolkenverhangenen Talkulisse im Rücken klettern wir einen steilen Berghang empor, vorbei an schlafenden Chamäleons und armdicken Bambusstangen. Nach einigem Suchen entdecken wir schließlich einen Großen Bambuslemur (Prolemur simus), der genüsslich einen – wie fast zu erwarten – Bambusschössling beknabbert. Schwieriger gestaltet sich die Suche nach dem Star des Nationalparks, den Goldenen Bambuslemuren. Rody kennt ihre Streifgebiete, doch erst nach zwei Stunden finden wir drei der recht kleinen Lemuren in einem Gebiet mit dichter Vegetation und schlammigem Boden. Schwitzend und mit dreckverklumpten Schuhen schauen wir hoch in die Bäume zu den gold-braunen, agilen Tierchen – und freuen uns wie fündige Goldsucher.

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