Direkt zum Inhalt

Adventskalender: Wie Mathematiker versuchen, den Weihnachtskaufrausch zu erklären

Türchen 16
Wieso lassen wir uns jedes Jahr aufs Neue auf diese Bescherung ein? Wir rennen durch zahllose Geschäfte und kaufen, was das Zeug hält – und wissen eigentlich schon im Laden, dass Socken, Krawatte und Co wohl kaum die perfekten Geschenke sind.

Hübsch verpackt ist halb gewonnen. | Möglichst persönliche Geschenke wirken großzügiger als Geldgeschenke. Wenn Sie also Geld verschenken: Verpacken Sie es wenigstens hübsch!
Ist der Mensch in dieser Hinsicht denn gar nicht lernfähig? Wieso kaufen wir lieber unnütze Geschenke, anstatt unseren Lieben das entsprechende Geld zu geben? So könnte sich jeder das kaufen, was er wirklich haben möchte – und der kratzende Wollpullover bleibt im Ladenregal und endet nicht in den Untiefen unseres Kleiderschranks.

Obwohl diese Lösung rational gesehen effizienter wäre, tun wir es nicht. Stattdessen verschwenden wir Geld und Zeit und handeln uns noch jede Menge Frust und Ärger in den überfüllten Kaufhäusern ein.

Diesem Phänomen sind Wissenschaftler schon lange auf der Spur. Nun haben schwedische Forscher gar ein mathematisches Modell aufgestellt, um dem widersprüchlichen menschlichen Schenkverhalten auf den Grund zu gehen. Ja, irgendwie haben die Wissenschaftler es geschafft, unser Verhalten in mathematischen Formeln auszudrücken. Sie brachten Lemmata und Beweise zu Tage – beeindruckend, aber zum Glück braucht man die gar nicht im Detail, um zu verstehen, warum wir so handeln, wie wir handeln: Wir wollen einfach nur großzügig und selbstlos erscheinen.
Mitmachen und gewinnen!
Gewinne Heute verlosen wir die Bücher "Der große Entwurf" und "Nervenkitzel", einen Kalender Einstein 2012 und die DVD "Geheimnisse des Universums". Die Verlosung für den 16. Dezember ist beendet. Gewonnen haben Mathias Kretzschmar aus Vogelgesang, Anschi Herden aus Lage, Elfriede Tächl aus Cuxhaven und Hans-Dieter Dolk aus Hilter. Versuchen Sie Ihr Glück doch beim heutigen Türchen.


Das Dilemma, dem wir uns selbst aussetzen, ist folgendes: Wir empfinden Geldgeschenke als weniger großzügig als Sachgeschenke. Deshalb schenken wir lieber möglichst hübsch verpackte Päckchen, denn das lässt uns besser dastehen als ein gleichwertiges Geldgeschenk. Und das, obwohl wir eigentlich selbst lieber das Geld bekommen würden – und der Beschenkte ebenfalls.

Geldgeschenke sind unpersönlich. | Geldgeschenke lassen uns weniger großzügig erscheinen als Sachgeschenke. Deshalb gehen wir jedes Jahr vor Weihnachten auf die Jagd: Wir kämpfen uns durch überfüllte Geschäfte, geben viel Geld aus und verpacken die Geschenke mit schönem Papier und bunten Schleifen.
Diese Wirkung kann sogar der eigene Chef bei uns hervorrufen: In einer früheren Studie hat eine Arbeitsgruppe aus Zürich gezeigt, dass die Arbeitnehmer motivierter an die Arbeit gingen, die ein Sachgeschenk vom Vorgesetzten erhalten hatten, als diejenigen, die einen gleichwertigen Geldbetrag erhielten.

Irgendwie unlogisch, wir Menschen. Besonders an Weihnachten. Doch es ist ja auch ein Teufelskreis: Wer seiner Familie vorschlägt, sich zu Weihnachten Geld zu schenken, erscheint zweifellos egoistisch. Für Egoisten geben wir aber aus Prinzip weniger, weil eigennützige Menschen unsere Selbstlosigkeit ausnutzen könnten.

Und deshalb stürzen wir uns jedes Jahr erneut in den Weihnachtstrubel, um passende Geschenke für unsere Lieben zu suchen. Doch manchmal finden wir ja auch genau das Richtige – und die Freude, den Partner dann beim Auspacken zu beobachten, vermochte bisher wohl noch kein Mathematiker in eine Formel zu pressen. Und so können wir getrost sein – Schenken lohnt sich eben doch. Quod non erat demonstrandum.

Geschenktipp aus dem Verlag:

Buchcover "Dieses Buch finde ich toll, weil alle Rezepte, die ich bisher probiert habe, wirklich schnell gingen und ausgesprochen lecker waren. Da hat man dann auch noch was vom Feierabend."

Foto Mitarbeiter

Anja Blänsdorf, Science-Shop



Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Artikel zum Thema

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.