Auszeichnung für Spektrum-Autor: Wo ist der Mond, wenn keiner hinschaut?
"Gewöhnlich gilt als selbstverständlich, dass die Objekte, aus denen die Welt besteht, unabhängig vom menschlichen Bewusstsein existieren. Es gibt jedoch Fälle, in denen man mit dieser Annahme in Gegensatz zur Quantenmechanik und zu experimentell belegten Fakten gerät." So beginnt der Artikel "Quantentheorie und Realität" von Bernard d´Espagnat, der 1980 in "Spektrum der Wissenschaft" erschien und den Sie hier kostenfrei online lesen können (eingescannte Version).
Wie kein anderer beschäftigte sich der theoretische Physiker aus Frankreich mit dem Problem des Realismus, also mit der Annahme, dass die Dinge auch ohne unsere Wahrnehmung existieren. Er arbeitete viele Jahre am CERN in Genf, dem europäischen Zentrum für Teilchenphysik, und später an der Sorbonne in Paris, wo er bis zu seiner Emeritierung 1987 lehrte und forschte.
Für seine Arbeiten erhält der 87-Jährige nun den diesjährigen Templeton-Preis, wie die Jury am 16. März 2009 bekanntgab. Mit einer Million Pfund (knapp 1,1 Millionen Euro) ist dies die höchstdotierte Auszeichnung, die an einen einzelnen Empfänger vergeben wird. D´Espagnat habe mit seinen Arbeiten zur Interpretation der Quantentheorie neue Einblicke in die Definition von Wirklichkeit und die möglichen Grenzen wissenschaftlicher Kenntnisse eröffnet, heißt es in der Begründung der Jury.
Den Preis verleiht die John Templeton Foundation bereits seit 1973. Er wird an Personen vergeben, die "durch Einsicht, Entdeckung oder praktische Arbeit einen außergewöhnlichen Beitrag zur Bejahung der spirituellen Dimension des Lebens" geleistet haben. In den vergangenen Jahren erhielten ihn unter anderem weitere große Physiker und Mathematiker wie John D. Barrow, Charles H. Townes und George Ellis. Gründer der Stiftung ist der 2008 verstorbene amerikanisch-britische Finanzinvestor und Wissenschaftsförderer Sir John Templeton.
D´Espagnat wird den Preis am 5. Mai in London entgegennehmen.
Schreiben Sie uns!
4 Beiträge anzeigen