Amöbe mit Lunchpaket
Amöbe Acanthamoeba mit aufgeschnalltem Bakterienrucksack
Normalerweise teilen Listerien, die als Krankheitserreger schwere Infektionen beim Menschen auslösen können, ihren Lebensraum mit gefräßigen Einzellern, ohne von diesen bedroht zu werden. Doch nun hat sich ein Räuber gefunden, in dessen Gegenwart die beweglichen Bakterien kaum fortbestehen können: die Amöbe Acanthamoeba.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Markus Schuppler von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich hat jetzt in Versuchen unter dem Elektronenmikroskop herausgefunden, wie die Amöbe dabei vorgeht. Mit einer cleveren Strategie gelingt es ihr, sich die Listerien genussvoll einzuverleiben: Zunächst legt sie deren Bewegungsfähigkeit lahm – und sammelt sie dann dicht gepackt in einer Art Rucksack. Diesen verspeist sie anschließend, indem sie sich darüber stülpt. Die Bakterien bewegungsunfähig zu machen, reicht allerdings längst nicht aus, um sie im Rucksack gefangen zu halten. Die Amöbe muss die einzelnen Pakete zudem mit Hilfe spezieller Fasern zusammen halten, so genannter Filamente.
Das Phänomen konnte auch bei Mutanten der Listerien und anderen Bakterien beobachtet werden, die keine Form von Erreger darstellen. Die Fressstrategie ist also weder speziell auf Listerien zugeschnitten noch auf die Präsenz von intrazellulären Krankheitserregern. Somit scheint das "Backpacking" eine einzigartige und höchst effektive Strategie von Acanthomoeba zu sein, sich ihre Mittagspause mit frischen Bakterien zu versüßen.
Acanthomoeba ist eine der am häufigsten vorkommenden Amöbengattungen in unserem Erdreich, aber auch im Süßwasser und anderen Lebensräumen fühlt sie sich heimisch. Die meisten Arten sind frei lebende Bakterienfresser, doch auch unter ihnen können einige Infektionen in Menschen oder Tieren auslösen.
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