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Fund aus Burgruine: Schachspiel für den »guten« Ritter

Archäologen haben in Baden-Württemberg eine 1000 Jahre alte Spielesammlung entdeckt. Darunter die Schachfigur eines Springers in einer ursprünglichen Fassung des Spiels.
Mittelalterliche Spielsteine aus einer Burgruine in Baden-Württemberg, darunter ein Würfel, ein blütenförmiger Spielstein und ein Springer fürs Schach.

Schachmatt!

Unter einer mittelalterlichen Mauer in Baden-Württemberg sind Archäologen auf einen unerwarteten Fund gestoßen: rund 1000 Jahre alte Spielsteine. Zu den aus Geweih geschnitzten Objekten gehört auch die frühe Schachfigur eines Springers. Abnutzungsspuren an der vier Zentimeter großen Pferdefigur belegen, dass die Spieler bereits im Hochmittelalter den Springer angehoben haben – so wie es die Spielregeln heute noch vorsehen, berichten Fachleute der Universität Tübingen, des Deutschen Archäologischen Instituts und des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.

Die Archäologen entdeckten den Springer, die vier Spielsteine und einen Würfel bereits 2022 in der Ruine einer bislang unbekannten Burg im baden-württembergischen Landkreis Reutlingen. Wie die bisherigen Untersuchungen ergaben, waren die Spielsteine bemalt – eine Partei spielte demnach offenbar mit Rot. »Das Schachspiel zählte im Mittelalter zu den sieben Fähigkeiten, die ein guter Ritter beherrschen sollte. Insofern verwundert es nicht, dass bekannte Funde meist von Burganlagen stammen«, erklärt Archäologe Jonathan Scheschkewitz vom Landesamt für Denkmalpflege in einer Pressemitteilung. Die Ausgräber fanden die Stücke zusammen mit Keramik aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Solche Fundzusammenhänge nutzen Archäologen, um beiliegende Objekte wie die Spielsteine aus Geweih zu datieren. Sicher ist: Aus der Zeit vor dem 13. Jahrhundert sind bislang nur wenige derartige Spielfiguren überliefert.

Vergleiche mit ähnlichen, mittelalterlichen Stücken aus Norwegen und Deutschland zeigen, dass die schematische Form des Springers von arabischen Schachfiguren entlehnt wurde. Der Kopf steht von der kegelförmigen Figur ab, die beiden Punktkreise sind als Augen zu verstehen. Am Rücken geben zwei Wülste die Mähne wieder.

Das Schachspiel kam nach Europa, nachdem die Araber das persische Sassanidenreich im 7. Jahrhundert erobert hatten. Sie lernten das Spiel dort kennen und brachten es im Zuge der islamischen Expansion auf die Iberische Halbinsel. Von dort verbreitete es sich auf dem europäischen Kontinent.

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