Auferstanden von den Toten?
Westlicher Langschnabeligel
Er legt Eier und säugt seinen Nachwuchs dennoch mit Milch, er trägt Stacheln und hat nur eine gemeinsame Öffnung für Geschlechts- und Ausscheidungsorgane, die Kloake – kurz: der Westliche Langschnabeligel (Zaglossus bruijni) ist eine zoologische Besonderheit. Doch weder seine Ausnahmestellung im Tierreich – die er mit drei weiteren Schnabeligelarten und dem Schnabeltier teilt – noch sein stacheliges Fell schützen ihn vor Nachstellungen. In seiner neuguineischen Heimat gilt er als Delikatesse und wird so häufig gefangen und gegessen, dass er im Bestand als stark bedroht gilt. Dabei scheint sein Verbreitungsgebiet ohnehin schon stark geschrumpft zu sein, denn Fossilfunde deuten an, dass er bis vor etwa 10 000 Jahren auch auf dem australischen Festland verbreitet war – und nicht nur im indonesischen Teil von Neuguinea wie heute.
Oder doch nicht? Kristofer Helgen von der Smithsonian Institution in Washington hat offensichtlich in den Lagerbeständen des Londoner Natural History Museums ein Exemplar ausgegraben, das noch 1901 in Australien gesammelt worden sein soll. Die Art hat also womöglich noch mindestens bis ins 20. Jahrhundert in den abgelegenen Kimberleys im Nordwesten des Kontinents überlebt – und damit mehrere tausend Jahre länger, als bislang gedacht. Nun hofft der Forscher, dass das bizarre Wesen dort immer noch überdauert; eine Suchexpedition soll das in naher Zukunft klären. Der Lebensraum dort wäre allerdings ein etwas anderer: Statt der feuchten Bergregenwälder auf Neuguinea, wo der Westliche Langschnabeligel heute noch siedelt (wie im Bild zu sehen), handelt es sich bei den Kimberleys eher um halbtrockene Savannenlandschaften.
ZooKeys 255, S. 103–132, 2012
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