Barentssee: Wenn die Arktis blaugrün blüht
Plankton bedeckt die Barentssee
Zwischen der norwegischen und der russischen Küste erstreckt sich die Barentssee, in der sich alljährlich ein Farbschauspiel ereignet. Im Frühjahr und Sommer färbt sich das arktische Meer grün und blau. Grund dafür ist eine Phytoplanktonblüte. Dass das Plankton derart üppig wuchern kann, dafür sorgt der Golfstrom, der bis in die Barentssee reicht. Durch die vergleichsweise warme Wassertemperatur gedeihen zunächst grünliche Kieselalgen, so genannte Diatomeen. Im Sommer kommen dann gehäuft Kalkflagellaten (Coccolithophorida) vor, die durch ihre Kalkpanzer eine eher bläuliche Färbung erzeugen. In einer NASA-Satellitenaufnahme erscheint das Meer im Juli 2021 blaugrün. Womöglich weil beide Planktongruppen die Barentssee besiedelt haben.
Die Blüte der Kalkflagellaten hat sich laut einer Presseinformation des Earth Observatory der NASA in den letzten zwei Jahrzehnten verstärkt. Zwischen 1998 und 2016 verdoppelte sich die von Plankton besiedelte Fläche. Das beeinflusst das gesamte arktische Ökosystem. Krebse leben von dem Phytoplankton, die wiederum von anderen Meerestieren erbeutet werden. Hinzu kommt: Die Barentssee hat sich seit dem Jahr 2000 stärker als andere Arktisregionen erwärmt. Um 1,5 Grad Celsius ist die Wassertemperatur gestiegen.
Das hat Folgen für die typische Schichtung des Meeres. Das Wasser im südlichen Teil, der vom Golfstrom beeinflusst wird, liegt über dem Gefrierpunkt und ist salzreich; der nördliche Teil hingegen gefriert im Winter und birgt eher Süßwasser. An der Küste bringt der norwegische Küstenstrom zudem kaltes, salzarmes Wasser herbei. Weil der kalte Bereich inzwischen jedoch seltener und kürzer gefriert, sinkt der Süßwassergehalt. Die Barentssee ähnelt nun mehr und mehr dem Atlantik. Was wiederum atlantische Arten von Meerestierarten in diese Region des Meeres lockt und arktische Arten verdrängt.
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