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Bockstenmann: Der Tote im Torf

Knapp 700 Jahre lang konservierte ein schwedisches Moor den Körper und die Kleidung eines Toten. Während die Identität des Mannes unbekannt bleibt, ließ sich einst mit einer Rekonstruktion die Todesursache klären.
Rekonstruktion des Bockstenmann im schwedischen Kulturhistorischen Museum Hallands in Varberg.

Rekonstruktion des Bockstenmann

Am 22. Juni 1936 machte der junge Thure Johansson während des Torfstechens im schwedischen Hochmoor Bockstens mosse eine gruselige Entdeckung: Seine Egge verfing sich in einem Knäuel aus Stoff und Knochen, das sich bei genauerer Betrachtung als ein menschlicher Leichnam herausstellte. Pfähle durchbohrten den Toten – vermutlich auf Grund eines Aberglaubens, um seine Wiederkehr als Geist zu verhindern. Hinzugezogene Wissenschaftler vermuteten, dass der wahrscheinlich 35- bis 40-jährige Mann bereits zwischen 1350 und 1370 gewaltsam ums Leben gekommen war.

2005 erhärtete sich der Verdacht. Mit Hilfe von Daten aus 3-D-Laserscans und CT-Untersuchungen bildeten Experten den Schädel des mutmaßlichen Mordopfers aus Kunststoff nach und machten so drei auffällige Deformationen sichtbar: Der Bockstenmann war offenbar erschlagen worden.

Wie Experten damals die Daten zur Moorleiche weiterverarbeiteten, hat sich »Spektrum Geschichte« genauer angesehen. Mit den Scandaten ließ sich nicht nur die Todesursache klären, sondern auch eine lebensgroße Rekonstruktion erstellen, die heute im Kulturhistorischen Museum Halland in Varberg steht.

Zunächst hat ein plastischer Chirurg die Schlagspuren im Kunststoffschädel geschlossen. Dann verlieh der Archäologe und Künstler Oscar Nilsson dem Toten ein Gesicht: Er formte Muskeln, Weichteile und Haut aus Ton nach, nahm von dem Modell einen Gipsabdruck und goss die Form mit Silikon aus. Abschließend bemalte er das Gesicht. Nilsson wollte mit seiner Arbeit auch hervorheben, dass solche archäologischen Funde einst Menschen waren.

Wer der Tote ist, wird sich wohl nie klären lassen. Seine kaum abgenutzte Garderobe, die größtenteils aus heimischer Wolle gewebt war und heute zur besterhaltenen mittelalterlichen Kleidung Europas zählt, legt nahe, dass der Mann eng mit der Oberschicht in Verbindung stand.

Oscar Nilsson hat inzwischen zahlreichen menschlichen Überresten wieder Leben eingehaucht. So rekonstruierte er 2019 eine mesolithische Frau, die vor rund 7000 Jahren in Nordeuropa lebte. Genanalysen ergaben, dass sie eine dunkle Hautfarbe und helle Augen besaß, wie es häufiger für die europäischen Jäger und Sammler nachgewiesen ist.

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