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Dahinter steckt ein kluger Kopf
Dahinter steckt ein kluger Kopf
![Verstecktes Selbstporträt Verstecktes Selbstporträt](https://static.spektrum.de/fm/912/f2000x857/rembrandt_werbe.jpg)
© Rekonstruktion durch E. van der Wetering (Ausschnitt)
© Rembrandt House Museum, Amsterdam (Ausschnitt)
Alter Mann mit Bart | Das Gemälde entstand gegen Ende von Rembrandts Zeit in seiner Geburtstadt Leiden und diente wohl auch einem Lehrling als Vorlage. Dass es wirklich von Rembrandt stammt, hält Ernst van der Wetering, ehemaliger Professur der Universität von Amsterdam und Leiter des Rembrandt Research Project, für unstrittig: Die technischen Ähnlichkeiten in der Malweise zu anderen Rembrandt-Werken jener Zeit seien überzeugend. Außerdem ist es in einem Katalog von 1633 als Druck abgebildet, der es dem Künstler zuordnet.
© R. Gerritsen (Ausschnitt)
Der Kopf dahinter | Als Van der Weterings Team das Bild mit Infrarot- und Röntgenstrahlen genauer untersuchte, stellten die Forscher im Kopf- und Kragenbereich auffällige Spuren fest. Zunächst blieb unklar, ob der alte Mann überarbeitet wurde oder sich hinter seinem Porträt womöglich ein weiteres befand, das übermalt wurde.
© ESRF (Ausschnitt)
Schwere Prüfung | Van der Wetering nahm daraufhin 2009 Kontakt zu Joris Dik von der Technischen Universität Delft und Koen Janssens von der Universität Antwerpen auf. Am europäischen Röntgensynchrotron (ESRF) in Grenoble analysierten die Wissenschaftler die Bleiverteilung auf dem Gemälde. Blei und andere schwere Elemente wie das Quecksilber aus Zinnober finden sich vor allem in Pigmenten, mit denen Hautfarben dargestellt wurden.
© ESRF (Ausschnitt)
Unvollendet | Da die Struktur der Holzoberfläche bei den Röntgenaufnahmen am ESRF schwächer dargestellt wird, lassen sich die Umrisse des übermalten Bildes leichter erkennen. Der genaue Umriss des Kopfes oder Details des Gesichtes bleiben allerdings unsichtbar.
© mit frdl. Gen. von K.Janssens, Universität Antwerpen (Ausschnitt)
Verräterische Punkte | Mit einem tragbaren Röntgenspektrometer machten sich die Forscher anschließend auf die Suche nach Kupfer - und fanden an einzelnen Punkten (8 bis 12 und 17) ungewöhnlich hohe Konzentrationen.
© mit frdl. Gen. von K. Janssens, Universität Antwerpen (Ausschnitt)
Gezielter Strahl | Der nächste Schritt erfolgte an der National Synchtron Light Source (NSLS) der Brookhaven National Laboratories in Upton: Mit einem Röntgen-Nadelstrahl tasteten die Forscher das Bild ab. Die dabei emittierte Fluoreszenzstrahlung lieferte eine Karte der Verteilung von Kupfer und anderen Elementen in hoher Auflösung. Diese Technik hatte bereits bei Gemälden von van Gogh und de Goya Erstaunliches zu Tage gebracht.
© mit frdl. Gen. von K. Janssens, Universität Antwerpen (Ausschnitt)
Farbe unter der Lupe | Doch die Wissenschaftler verließen sich nicht nur auf die Röntgenuntersuchungen, sie nahmen auch die Farbpigmente genau unter die licht- und elektronenmikroskopische Lupe: In den tiefer liegenden Farbschichten des dunklen Hintergrunds fanden sich bläuliche Partikel, die reich an Kupfer sind.
© Rekonstruktion durch E. van der Wetering (Ausschnitt)
Malen nach Zahlen | Als Ernst van der Wetering die Kupferverteilung sah, griff er zu einem Stift und zeichnete die Konturen nach: ein bartloser, offenbar jüngerer Mann mit Baskenmütze erschien.
© links: Metropolitan Museum of Art, NY, USA, acc. no. 53.18, rechts: Nationalmuseum Stockholm, Schweden. (Ausschnitt)
Das Selbst im Porträt | Das unvollständige Gesicht zeigt eine große Ähnlichkeit mit anderen Selbstporträts von Rembrandt: Links Rembrandt als junger Mann, rechts ein Selbstporträt von 1630. Van der Wetering ist daher überzeugt, dass es sich um eine weitere Selbststudie handelt, die der Künstler jedoch nicht vollendete.
Etwa um 1630 malte Rembrandt das Gemälde "Alter Mann mit Bart". Es entstand in seiner Werkstatt in seiner Geburtsstadt Leiden, denn es existiert auch als Kopie durch einen dort tätig gewesenen Lehrling. Doch birgt das Kunstwerk noch einen weiteren Schatz: Unter dem Bildnis des alten Mannes wiesen Forscher mit Röntgensynchrotronstrahlung Spuren eines unvollendeten Selbstporträts des Künstlers nach.
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