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Das Ende ist nah
Das Ende ist nah
![Iberischer Luchs Iberischer Luchs](https://static.spektrum.de/fm/912/f2000x857/werbe.528859.jpg)
© Antonio Rivas/IUCN (Ausschnitt)
© Antonio Rivas/IUCN (Ausschnitt)
Iberischer Luchs | In der neuen Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN stehen dieses Jahr die Säugetiere im Mittelpunkt. Wissenschaftler haben dazu versucht, weltweit die Bestände von rund 5500 Arten zu erfassen - sofern es überhaupt Informationen oder ausreichende Daten dazu gibt. Trotz der Lücken sind die Aussichten für viele Säuger allerdings sehr traurig: 1141 Spezies müssen nun als vom Aussterben bedroht gelten - jede vierte Art.
Unter den Betroffenen befindet sich auch der Iberische Luchs (Lynx pardinus), die seltenste Katzenart der Welt. Durch Lebensraumzerstörung und den Tod der Kaninchen - ihrer Hauptbeute - infolge einer Virenerkrankung haben bis heute nur mehr zwischen 84 und 143 erwachsenen Tieren in freier Natur überlebt. Sie leben verstreut in den Bergen Spaniens und Portugals. Ein Zuchtprogramm soll die Katze vor dem Aus retten.
Unter den Betroffenen befindet sich auch der Iberische Luchs (Lynx pardinus), die seltenste Katzenart der Welt. Durch Lebensraumzerstörung und den Tod der Kaninchen - ihrer Hauptbeute - infolge einer Virenerkrankung haben bis heute nur mehr zwischen 84 und 143 erwachsenen Tieren in freier Natur überlebt. Sie leben verstreut in den Bergen Spaniens und Portugals. Ein Zuchtprogramm soll die Katze vor dem Aus retten.
© David Hewett/IUCN (Ausschnitt)
Tasmanischer Teufel | Neu auf der Roten Liste ist der Tasmanische Teufel (Sarcophilus harrisii), dessen Bestand in den letzten zehn Jahren teilweise extrem eingebrochen ist. Lange wurde er als Schädling verfolgt, doch nun bedroht ihn vor allem eine heimtückische Virenerkrankung, die so genannte Teufelsgesichtstumorkrankheit (Devil Facial Tumour Disease oder DFTD): Er zerfrisst das Gesicht des Beuteltiers, das nur noch auf Tasmanien lebt, und sorgt dafür, dass der Beutelteufel verhungert.
Das Virus überträgt sich, wenn die Tiere Revier- oder Paarungskämpfe untereinander austragen. Die genetische Verarmung der Tiere durch die lange Verfolgung und das Schrumpfen des Bestandes hilft ihm, sich rasant über die Insel auszubreiten. Naturschützer hoffen nun auf eine Population der Beutelteufel im Ostteil Tasmaniens: Sie soll genetisch vielfältiger sein und ist vielleicht resistent gegenüber dem Virus.
Das Virus überträgt sich, wenn die Tiere Revier- oder Paarungskämpfe untereinander austragen. Die genetische Verarmung der Tiere durch die lange Verfolgung und das Schrumpfen des Bestandes hilft ihm, sich rasant über die Insel auszubreiten. Naturschützer hoffen nun auf eine Population der Beutelteufel im Ostteil Tasmaniens: Sie soll genetisch vielfältiger sein und ist vielleicht resistent gegenüber dem Virus.
© Jess Cohen/IUCN (Ausschnitt)
Davidshirsch | Der Davidshirsch (Elaphurus davidianus) - auch Milu genannt - ist in freier Wildbahn bereits ausgestorben: Die letzten Tiere Chinas wurden während des Boxeraufstandes aufgegessen. Einige Exemplare gelangten zuvor allerdings noch nach Europa, wo die Art seitdem erfolgreich gezüchtet wird.
Auch in China existieren wieder einige halbwilde Herden, die jedoch intensiv gehegt werden. Die chinesische Regierung ist nun allerdings bestrebt, diese Tiere zukünftig wieder richtig auszuwildern und damit erstmals seit Jahrhunderten die Art völlig frei leben zu lassen.
Auch in China existieren wieder einige halbwilde Herden, die jedoch intensiv gehegt werden. Die chinesische Regierung ist nun allerdings bestrebt, diese Tiere zukünftig wieder richtig auszuwildern und damit erstmals seit Jahrhunderten die Art völlig frei leben zu lassen.
© Patricia D. Moehlmann/IUCN (Ausschnitt)
Przewalski-Pferd | Vorbild für den Davidshirsch könnte die Geschichte des Przewalski-Wildpferdes (Equus ferus) sein: Auch diese Art starb wegen Überjagung, übermäßiger Konkurrenz mit Vieh und Degradierung seines Steppenlebensraums aus. Einige Zootiere begründeten neue Populationen des Wildpferdes, die in den letzten Jahren in der Mongolei auch wieder ausgewildert wurden - mit großem Erfolg. Mittlerweile ziehen wieder mehr als 320 Wildpferde durch die Steppen Ostasiens, und die Art wurde in der Roten Liste eine Gefährdungskategorie niedriger eingestuft.
© Square/IUCN (Ausschnitt)
Afrikanischer Elefant | Mit dem Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) ging es die letzten Jahre ebenfalls aufwärts - trotz fortgesetzter Wilderei und Umwandlung seines Lebensraumes in landwirtschaftliche Nutzflächen. Ein striktes Handelsverbot für Elfenbein und konsequenter Schutz in Ost- und Südafrika führten in den letzten Jahren jedoch dazu, dass die Herden wieder wuchsen.
Schwierig ist die Situation für die Dickhäuter jedoch weiterhin in Westafrika und im Kongo, wo die Wilderei in letzter Zeit ausuferte. Die Verluste dort werden jedoch durch die Zuwächse andernorts mehr als ausgeglichen. Seit 1970 sank ihre Gesamtzahl allerdings um ein Viertel.
Schwierig ist die Situation für die Dickhäuter jedoch weiterhin in Westafrika und im Kongo, wo die Wilderei in letzter Zeit ausuferte. Die Verluste dort werden jedoch durch die Zuwächse andernorts mehr als ausgeglichen. Seit 1970 sank ihre Gesamtzahl allerdings um ein Viertel.
© Mathieu Ourioux/IUCN (Ausschnitt)
Fischkatze | Süd- und Südostasien gilt als einer der Brennpunkte der globalen Artenkrise: Rasante und ausufernde Naturzerstörung - etwa der mancherorts fast völlig abgeholzten Regenwälder, die durch Plantagen ersetzt werden - bringt viele Arten in Bedrängnis, darunter auch die Fischkatze (Prionailurus viverrinus). Sie haust in Feuchtgebieten und Mangroven, die trockengelegt werden oder Garnelenzuchtbetrieben weichen müssen, und ernährt sich von Fischen, deren Schwärme teilweise stark überbeansprucht wurden. Im letzten Jahrzehnt erloschen daher viele Populationen der kleinen Katze.
© F. Rovero/Trento Museum of Natural Sciences (Ausschnitt)
Graugesichtiges Rüsselhündchen | Zu den eher unbekannten Tierarten gehört das Graugesichtige Rüsselhündchen (Rhynchocyon udzungwensis) aus Tansanias Udzungwa-Bergen. Verwundern dürfte das nicht, denn Biologen haben es erst 2008 im Regenwald entdeckt. Bislang kennt man erst zwei kleine Populationen, die durch Abholzung und außer Kontrolle geratene Rodungsfeuer bedroht werden - Grund genug, dass die IUCN das Rüsselhündchen in seine Liste aufnahm.
Zu den nächsten Verwandten dieser schrulligen Rüsselspringer gehören übrigens Elefanten und Seekühe.
Zu den nächsten Verwandten dieser schrulligen Rüsselspringer gehören übrigens Elefanten und Seekühe.
© Simon Goodman/University of Leeds (Ausschnitt)
Kaspische Robbe | Die Kaspische Robbe (Pusa caspica) belegt, dass Robben und Seehunde nicht nur in den Ozeanen der Erde leben, sondern durchaus auch an Binnengewässern. Doch auch dort treffen sie auf die Probleme ihrer Artgenossen an den Meeresküsten: Umweltverschmutzung, Überjagung, Störungen an den Ruheplätzen. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts schwand die Zahl der Kaspischen Robben daher um 90 Prozent, und der Rückgang setzt sich fort. Allein in den letzten drei Jahren nahmen die Geburten um fast zwei Drittel ab; die rund 7000 Welpen pro Jahr reichen nicht aus, um den Bestand langfristig stabil zu halten. Die IUCN musste die Säuger daher eine Kategorie hochstufen.
© Wayne van Devender (Ausschnitt)
Holdridge-Kröte | Trotz der Konzentration auf die Säugetiere hat die IUCN aber auch die anderen Tiergruppen nicht vergessen. Dramatisch ist immer noch die Lage der Amphibien, unter denen jede dritte Art vom Aussterben bedroht ist. Für die Holdridge-Kröte (Incilius holdridgei) aus Costa Rica kommt vielleicht sogar jede Hilfe zu spät, denn trotz intensiver Suchaktionen wurde sie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr in ihrer Regenwaldheimat beobachtet. Insgesamt stehen nun knapp 2000 Frösche, Kröten oder Salamander auf der Roten Liste - fast 400 mehr als beim letzten Mal.
© IUCN (Ausschnitt)
La-Palma-Rieseneidechse | Ein Foto mit Seltenheitswert: die La-Palma-Rieseneidechse Gallotia auaritae). Sie galt 500 Jahre lang als vermisst und wurde erst 2007 wieder beobachtet - in einem nahezu unzugänglichen Gebiet der Kanareninsel auf einer steilen Klippe. Nur dort war sie sicher vor den Nachstellungen durch eingeschleppte Ratten, Katzen und Hunde. Damit überlebten doch vier der Rieseneidechsenarten der Kanarischen Inseln, die ein ähnliches Musterbeispiel der Evolution sind wie die Riesenschildkröten und Leguane von Galapagos. Wegen ihrer geringen Zahl wandelt die La-Palma-Rieseneidechse allerdings weiterhin stets am Rande der Ausrottung.
© John Thorbjarnarson/WCS (Ausschnitt)
Kubakrokodil | Dem Kubakrokodil (Crocodylus rhombifer) wird zum Verhängnis, dass es sehr gut schmeckt. Die hohe Nachfrage auf dem schwarzen Markt treibt die Nachfrage an und die Art in Richtung Ausrottung - obwohl die kubanische Regierung die Jagd verboten hat und versucht, das Krokodil nachzuzüchten. Daneben bedroht die Vermischung mit dem Amerikanischen Krokodil (Crocodylus acutus) das Überleben der kubanischen Sorte, die als eines der intelligentesten Krokodile gilt und vor allem Jagd auf kleine Säugetiere macht.
© Alan Tate, www.aabirdpix.com (Ausschnitt)
Chatham-Albatros | Prekär ist die Situation der Albatrosse - hier der Chatham-Albatros Thalassarche eremita - bei den Vögeln: 19 von 22 Arten gelten als hochgradig vom Aussterben bedroht. Jedes Jahr ertrinken mindestens 100 000 der Tiere an den Langleinen von Fischern, was bei ihrer geringen Fortpflanzungsrate ein herber Verlust ist. An Land bedrohen zudem eingeschleppte Ratten und Mäuse den Nachwuchs oder zerstören Kaninchen, Ziege oder Schweine die Nistgründe.
© James Lowen/Birdlife International (Ausschnitt)
Grünkardinal | Besondere Sorge bereitet Birdlife International und der IUCN zunehmend der Status von einst sehr häufigen Vögeln wie dem Grünkardinal (Gubernatrix cristata) aus Argentinien. Er besiedelte noch vor wenigen Jahrzehnten die offenen Wälder und Grasländer der Region in großer Zahl. Heute überleben dagegen nur noch einzelne versprengte Populationen, weil die Tiere für den Vogelhandel gefangen wurden.
© John E. Randall (Ausschnitt)
Zackenbarsch | Zackenbarsche wie Plectropomus areolatus werden von Aquarianern stark nachgefragt. Vor allem in China und in chinesischen Gemeinden weltweit gehören diese Fische zu den Statussymbolen ihrer Halter. Die Nachfrage übersteigt die Fortpflanzungsrate der Tiere daher gewaltig - zumal sie sich in Gefangenschaft bislang noch nicht züchten ließen -, weshalb die IUCN diesen indopazifischen Rifffisch in ihrer neuen Roten Liste aufnehmen musste.
© Neil Cumberlidge (Ausschnitt)
Violette Sumpfkrabbe | Erst 2005 fingen Wissenschaftler erstmals lebende Exemplare der Violetten Sumpfkrabbe (Afrithelphusa monodosa) in Löchern auf überflutetem Ackerland des westafrikanischen Staats Guinea. Normalerweise lebt diese halbterrestrische Art jedoch in Regenwäldern und Sümpfen, die in der Region aber stark schrumpfen. Bislang konnte sie noch nicht in Schutzgebieten nachgewiesen werden, was die IUCN Schlimmes fürchten lässt. Die Violette Sumpfkrabbe steht exemplarisch für fünf Arten an Landkrabben, die nur in Westafrika existieren.
© IUCN (Ausschnitt)
Rameshwaram-Vogelspinne | Unglaublich, aber wahr: Selbst Spinnentiere wie die Rameshwaram-Vogelspinne (Poecilotheria hanumavilasumica) finden sich immer zahlreicher auf der Roten Liste. Der schmucke Arthropode besiedelt ein Areal von nur sechs Quadratkilometer Größe auf der indischen Insel Rameshwaram und dem angrenzenden Festland, wo überall sein natürlicher Lebensraum abgeholzt wurde. Bislang überlebte die Art allerdings auch in Plantagen, doch müssen diese zunehmend Touristenkomplexen weichen. Während der Rodungsarbeiten erschlugen die Arbeiter mindestens 70 der Tiere - ein immenser Verlust bei einer geschätzten Population von allenfalls 500 Exemplaren. Wie bei weiteren indische Vogelspinnen suchen aber auch so genannte Liebhaber gezielt nach diesen seltenen Arten, um sie im Wohnzimmerterrarium zu halten. Nicht ohne Grund stuft die IUCN deshalb die Rameshwaram-Vogelspinne als vom Aussterben bedroht ein.
Die Liste wächst und wächst: Rund 17 000 Tier- und Pflanzenarten drängen sich mittlerweile auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Spezies. Das liegt zum Teil daran, dass neue Gruppen untersucht werden wie Zackenbarsche oder Vogelspinnen, deren Zahlen man vorher nicht kannte. Überwiegend spiegeln die Einträge aber wider, wie nachlässig die Menschheit mit der biologischen Vielfalt des Planeten umgeht und welchen Raubbau er an der Natur betreibt.
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