Das große Glibbern
Gelee der Weltmeere
Ob im Mittelmeer, im Golf von Mexiko, im Schwarzen und Kaspischen Meer, vor den Küsten der nordöstlichen USA oder vor Japan: In den letzten Jahren häuften sich die Meldungen, dass glibberige Plagegeister durchs Meer schweben und die Netze von Fischern füllen – statt des erwünschten Fischs.
Dabei dürfte das Eine mit dem Anderen zusammenhängen, denn wie Anthony Richardson von der University of Queensland in Brisbane und seine Kollegen meinen, hat die globale Quallenplage direkt mit unserem Handeln zu tun. Erst durch die Überdüngung und vor allem Überfischung der Meere hat der Mensch den Quallen den Weg bereitet. Denn früher fraßen Fische wie Sardinen oder Heringe die kleinen Quallen und konkurrierten mit ihnen um Nahrung.
Heute fehlen diese Schwärme, stattdessen profitieren die Quallen von den Algenblüten, die durch die Überdüngung ausgelöst werden. Außerdem kommen sie besser mit dem Sauerstoffmangel zurecht, der beim massenhaften Absterben des Planktons unweigerlich auftritt. Der Klimawandel schließlich ermöglicht es tropischen Arten, weiter in gemäßigte Gefilde vorzudringen, wo ihre Fressfeinde zum Teil noch fehlen.
Besonders problematisch ist nach Ansicht Richardsons, dass die betroffenen Ökosysteme in einen neuen, quasistabilen Zustand übergehen: In ihnen dominieren nun jedoch nicht mehr die Fische, sondern Quallen – mit allen negativen Konsequenzen für unsere Ernährung und andere Meereslebewesen. (dl)
Richardson, J. et al.:The jellyfish joyride: causes, consequences and management responses to a more gelatinous future. In: Trends in Ecology and Evolution 24, S. 312-322, 2009.
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