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Das V ist schlau

Waldrappe im Flug
http://www.youtube.com/watch?v=
© Portugal, S. et al.: Upwash exploitation and downwash avoidance by flap phasing in ibis formation flight. In: Nature 505, S. 399-403, 2014
Das V ist schlau

Der Winter nimmt gerade erst so richtig Fahrt auf, doch so manch einer kann schon jetzt den Frühling kaum erwarten. Ein untrügliches Zeichen, dass bald wieder wärmere Tage bevorstehen ist für viele, wenn die Zugvögel aus dem Süden zurückkehren, sich dabei lautstark bemerkbar machen und man beim Blick in den Himmel das typische Vogel-V entdeckt. Aber warum eigentlich fliegen die Vögel in dieser Formation? Die einfache Antwort: Sie können dadurch eine Menge Energie sparen. Steven Portugal und seine Kollegen vom Royal Veterinary College der University of London haben 14 Waldrappe (Geronticus eremita) 43 Minuten lang auf ihrem Flug beobachtet. Die Vögel aus der Familie der Ibisse wurden mit GPS-Sendern und anderem, extra im hauseigenen Labor entwickelten, technischen Gerät ausgestattet. So lieferten sie den Forschern Informationen über jeden einzelnen Flügelschlag, ihre Geschwindigkeit und ihre Position im Schwarm. Die Auswertung der Daten zeigte: Die Vögel stimmen ihre Flügelschläge intuitiv auf die des Vordermanns ab und können so bestmöglich den von ihm erzeugten Auftrieb nutzen.

Früher vermuteten Experten dagegen, dass der beste Navigator im Schwarm an die Spitze des Vs gestellt würde, um seinen Kollegen zu zeigen wo es lang geht. Dass aber auch die Aerodynamik eine Rolle spielen muss, bestätigte eine Studie über Pelikane. Dort wurde entdeckt, dass der Leitvogel im V einen deutlich höheren Puls hat als die Artgenossen hinter ihm. Wie jetzt herausgefunden wurde, positionieren sich die hinteren Vögel instinktiv an festgelegten aerodynamischen Punkten. Der vorderste Vogel erzeugt mit der Abwärtsbewegung seiner Flügel einen zum Boden gerichteten Luftstrom, einen Abwind. An seiner Flügelkante entsteht gleichzeitig ein Luftwirbel, der wiederum einen seitlich versetzten Aufwind erzeugt. Wenn also der Nachfolgende im richtigen Winkel zum Vordermann fliegt, kann er diesen Aufwind ausnutzen und muss so weniger kräftig mit den Flügeln schlagen. Er passt seine Flügelbewegung an die des vorderen Vogels an: Bewegt dieser die Flügel oben, macht der Hintere es ihm nach. Wenn die Vögel dagegen in einer Reihe hintereinander fliegen, ohne die seitliche Versetzung im V, dann muss der hintere Vogel seinen Flügelschlag gegensätzlich zu dem des vorderen Tiers ausrichten. Durch eine Aufwärtsbewegung der Flügel gleicht er so den bei der Abwärtsbewegung des führenden Vogels erzeugten Abwind wieder aus. Das ist natürlich anstrengender als sich einfach vom Aufwind des anderen ein bisschen tragen zu lassen. Deshalb fliegt er lieber ein Stückchen zur Seite – und das V entsteht. Der Leitvogel an der Spitze des V hat also den kraftraubendsten Part, da kein anderer vor ihm fliegt. Damit er nicht zu schnell ermüdet, wechseln die Zugvögel sich an der Spitze ab.

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