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Insekten: Rätsel um die »Matador-Wanze«

Die Wanze Anisoscelis alipes verfügt über ein seltsames Aussehen: Ihre Hinterbeine zieren kleine, bunte Fähnchen. Wozu? Für Sex schon mal nicht, sagen Forscher.
Nahaufnahme einer orange-roten »Matador-Wanze« Anisoscelis alipes, die auf einem grünen Blatt sitzt.

Anisoscelis alipes

Männer gehen im Tierreich bekannterweise ziemlich weit, um Frauen abzuschleppen: Männliche Pfauen versuchen, Weibchen mit ihrer beeindruckenden Federkrone zu bezirzen, männliche Pfauenspinnen führen zusätzlich sogar ausdauernde Balztänze auf. Es verwundert also wenig, dass Forscherinnen und Forscher auch bei Wanzen der Art Anisoscelis alipes annahmen, ihr ungewöhnliches Aussehen sei der Partnersuche geschuldet. Die Tiere, die im Englischen auch als »matador bug« (»Matador-Wanze«) bezeichnet werden und unter anderem in Kolumbien und Panama heimisch sind, verfügen über kleine Fähnchen an ihren bunten Hinterbeinen. Doch offenbar winken sie damit gar nicht, um Sexualpartner anzulocken. Das berichtet ein internationales Team um Cameron Longbottom von der University of Manchester im »Journal of Insect Behavior«.

Die Forscherinnen und Forscher fingen zunächst zwölf Wanzen ein, vermaßen sie und markierten sie mit farbigen Punkten, um sie auseinanderhalten zu können. Dann beobachteten sie, wie die Tiere miteinander agierten. Dabei stellten sie fest, dass so ziemlich nichts auf eine Funktion der Fähnchen bei der Partnersuche hindeutete. So hatten Männchen und Weibchen etwa gleich große Fähnchen an den Beinen und wedelten damit ungefähr gleich oft herum. Außerdem warfen die Tiere auch nicht ihre Beine in die Höhe, wenn Artgenossen in der Nähe waren, sondern eher, wenn diese sich weit entfernt aufhielten. Und auch in gleichgeschlechtlichen Gruppen winkten die Wanzen rege mit ihren Fahnen.

Wenn Sex also nicht der Grund ist, was erklärt dann das ungewöhnliche Aussehen der Tiere? Darüber können die Autoren bislang nur spekulieren. Womöglich sollen die bunten Fähnchen Fressfeinden auf den ersten Blick signalisieren, dass die Wanzen giftig sind. Oder sie dienen – ähnlich wie das Tuch eines Stierkämpfers – dazu, Angreifer von der Körpermitte der Insekten abzulenken. Dafür spricht, dass in freier Wildbahn relativ viele Tiere im Lauf der Zeit eines ihrer Hinterbeine einbüßen. Letztlich sind aber weitere Studien nötig, um die Frage abschließend zu beantworten.

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