Der Verschwindetrick des Ninjaschabenroboters
Eine Schabe sitzt mitten auf dem Küchentisch, wird aufgeschreckt, flitzt auf die Kante zu, springt – und ist verschwunden. Auf dem Boden sucht man sie vergeblich, weiß Jean-Michel Mongeau von der University of California in Berkeley. Mit seinen Kollegen hat er nun den Verschwindetrick der Amerikanischen Großschabe (Periplaneta americana) genauer untersucht: Die flüchtenden Insekten springen nämlich an der Kante mitnichten zu Boden, sondern schwingen sich auf die Unterseite des Tischs. So können sie nicht nur blitzschnell aus dem Blickfeld ihres Verfolgers entkommen, sondern gleichzeitig auch noch die Richtung wechseln.
Hochgeschwindigkeitskameras zeigten wie es funktioniert: Die Schaben hechten in vollem Lauf über die Kante, heften dabei die häkchenbewehrten Enden ihrer Hintergliedmaßen an die Oberfläche und zwingen sich so auf eine Kreisbahn, an deren Ende sie kopfüber an der Unterseite des Vorsprungs landen. Die kurzen Anfangssequenzen im Video oben zeigen das Manöver in Echtzeit, die weiteren in zehn- sowie fünfzigfacher Verlangsamung. Die gleiche Sprungtechnik entdeckten Mongeau und Team übrigens auch bei Geckos und anderen Echsen.
Inspiriert wandten sie sich an Kollegen des Instituts für Robotik ihrer Universität, die sich daran machten, das Verhalten mit einer ihrer kleinen Laufmaschinen nachzuahmen. Allerdings musste das Team um Ron Fearing die Haftkraft des Schabenbeins mit Klettverschlussapplikationen imitieren. Wie das Video zeigt, erreicht ihr sechsbeiniger Roboter DASH dabei durchaus die hohen Geschwindigkeiten seines biologischen Vorbilds. Nachbauten wie diese könnten nun einerseits helfen, die Bewegungsabläufe der agilen Insekten besser zu verstehen, andererseits dürften sie den Forschern eines Tages auch beim Bau ebenso beweglicher Roboter zu Gute kommen.
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