StartseiteAktuelle Seite: Die Science-Top-Ten des Jahres 2004Die Science-Top-Ten des Jahres 2004 © Science (Ausschnitt) Blueberries | Die "Blaubeeren" auf dem Mars - Steinkügelchen aus Hämatit - stehen nur stellvertretend für die zahlreichen beeindruckenden Bilder und Erkenntnisse der europäischen und amerikanischen Mars-Missionen. Endlich können Forscher wohl mit Sicherheit sagen: Ja, es gab Wasser auf dem Roten Nachbarn. Zwar plätscherten die vermuteten Meere, Seen und Flüsse vor Milliarden Jahren, aber verschiedene Strukturen und Minerale zeugen noch heute von der feuchten Vergangenheit. Weitaus länger als geplant rollen, raspeln und analysieren die beiden Nasa-Rover Spirit und Opportunity weiter auf der Oberfläche des Planeten, unterstützt aus dem All von der Esa-Sonde Mars Express. Daher könnten auch das Jahr 2005 noch so manche Überraschung oder lang erwartete Bestätigung bereithalten. © University of New England (Ausschnitt) Schädel von Flores | Homo floresiensis heißt der Zwerg, der im Oktober für einigen Wirbel sorgte. Denn wenn sich bewahrheiten sollte, was australische und indonesische Anthropologen behaupten, dann ist der Mensch namens Homo sapiens noch nicht lange allein: Nur 18 000 Jahre sollen die auf der Insel Flores gefundenen Überreste einer bisher unbekannten Menschenart sein, die sich vor allem durch ihre Kleinwüchsigkeit auszeichnet. Andere Forscher bleiben skeptisch und halten den Zwergenwuchs der Flores-Menschen lediglich für krankhafte Veränderungen. Die Anthropologenzunft streitet sich heftig - auch darum, wer die Knochen nun untersuchen darf. © Woo-Suk Hwang, Nationaluniversität Seoul (Ausschnitt) Angeblich geklonter Embryo | Im Februar publizierten koreanische Wissenschaftler ein Ergebnis, das für viele nicht sein konnte und nicht sein durfte: die ersten geklonten menschlichen Embryonen. Ein geklonter Mensch ensprang zwar nicht aus der Retorte, doch die prinzipielle Machbarkeit war bewiesen. Zuvor galt als noch unsicher, ob sich Primaten - wozu auch der Mensch zählt - überhaupt klonen lassen. Den Forschern ging es jedoch nicht um die Verbreitung von Angst und Schrecken, sie wollten vielmehr embryonale Stammzellen herstellen, die als wahre Wunderwaffe gegen viele Krankheiten gelten. © University of Colorado, Boulder (Ausschnitt) Fermi-Kondensat | 1925 vorhergesagt, 1995 zum ersten Mal realisiert und damals von Science als "Durchbruch des Jahres" gekürt, haben Kondensate auch dieses Jahr wissenschaftliche Schlagzeilen geschrieben. Im Dezember 2003 war es Forschern erstmals gelungen, auch unterkühlte Fermionen zum Schulterschluss zu überreden und sich wie ein einziges Superatom zu verhalten. Dafür hatten die Wissenschaftler zuvor einzelne Fermionen, deren halbzahliger Spin der massenhaften Vereinigung entgegensteht, zu Pärchen mit nun ganzzahligem Spin verbunden - und schon folgten sie dem bosonischen Vorbild. Dies ermöglichte in den vergangenen Monaten, das Verhalten dieser Kondensate genauer zu untersuchen. Konkreter Nutzen: Vielleicht lassen sich damit einige Schleier der Geheimnisse rund um die Hochtemperatur-Supraleitung etwas lüften. Außerdem gelang es Forschern, erstmals einen Feststoff zu kondensieren und damit die Runde von Flüssigkeiten und Gasen in der Superatomwelt zu erweitern. © National Human Genome Research Institute (Ausschnitt) Junk-DNA | Besteht unser Erbgut überwiegend nur aus Schrott? Fast hätte es den Anschein gehabt: Nachdem das menschliche Genom jetzt nahezu komplett entziffert worden ist - im Oktober erschien die letztgültige Version - fanden sich nur lächerliche 20 000 bis 25 000 Gene. Der große Rest, schätzungsweise bis zu 98 Prozent, kodiert nicht für Proteine - und erhielt den wenig schmeichelhaften Namen "Junk"-DNA. Doch auch in diesem Jahr konnten mehrere Arbeitsgruppen zeigen, dass in dem Müll sehr vieles steckt: Steuerfaktoren, die zum Beispiel die Embryonalentwicklung beeinflussen, oder die Bauvorschriften für RNA-Moleküle, die - von Science als Durchbruch des Jahres 2002 gefeiert - rege in den Zellstoffwechsel eingreifen. Und wer weiß, was sich noch in dem Schrott verbirgt? © John Rowe Animation (Ausschnitt) Pulsar-Paar | Es sind Zwillinge! Und quicklebendig, wie stolze Astronomen zu ihrer Entdeckung des Doppelpulsars "J0737-3039" im südlichen Sternbild Achterschiff konstatierten: Jeder Partner dieses allerersten entdeckten Pulsarpärchens rotiert um sich selbst - einer sendet dabei eher langsame, der andere schnelle Radiopulse in unsere Richtung -, und umkreist dabei gleichzeitig einen gemeinsamen Gravitationschwerpunkt. Der doppelte Beat des Pulsarpaares ermöglicht den Forschern allerlei praktische Überprüfungen von theoretischen Vorhersagen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Für intensive Rechenarbeit ist dabei noch genug Zeit - nachdem die rotierenden Neutronenstern-Nachbarn sich aber jährlich um sieben Millionen Kilometer näher kommen, werden sie in spätestens 85 Millionen Jahren heftig zusammenstoßen. Bis dahin sollte Einstein also belegt oder widerlegt sein. © U.S. Fish and Wildlife Service (USFWS) (Ausschnitt) Hawaiikrähe | Das Jahr 2004 war kein gutes Jahr für die Artenvielfalt: Die neue Rote Liste bedrohter Arten von der IUCN wuchs stark in die Länge, mehr als vierzig Prozent aller Amphibienarten gelten als gefährdet oder schon ausgestorben, siebzig Prozent aller britischen Schmetterlinge nehmen an Zahl ab, und am Jahresende erschreckte die Meldung, dass die Zukunft der Vogelwelt düster aussieht. Dazu brennen die Amazonaswälder wie noch nie, und die Anzeichen für einen rapiden Klimawandel mehren sich. Forscher entwickelten einen neuen Index, um den wahren Gefährdungscharakter einer Art zu erkennen, und zogen Verbreitungskarten zu Rate, die Aussagen über Bestandstrends geben können. Nicht alles aber war negativ: In Neuseeland, Mexiko und auf den Fijiinseln entdeckte man ausgestorben geglaubte Vögel wieder, auf Artenschutztagungen verbot man den Handel mit bestimmten Haiarten und Hölzern, und eine marine Volkszählung erbrachte die wissenschaftliche Neubeschreibung tausender Meeresarten. © Joachim Schüring (Ausschnitt) Gefrorenes Wasser in der Antarktis | Eine ganze Flutwelle von neuen Erkenntnissen über das häufigste Nass unseres Planeten überschüttete in den vergangenen zwölf Monaten Laien und Experten. Schockierend etwa die veröffentlichte Erkenntnis, dass ein H2O-Molekül als Flüssigkeit nicht - wie seit Jahren schon in Schulen gepaukt - mit drei, sondern mit nur zwei Partnern chemisch anbandeln soll. Andere Forscher maßen allerdings mit Röntgenstrahlen nach und rehabilitierten das althergebrachte Modell. Wie sich verschiedene Salze an oder unter der Flüssigkeitsoberfläche verteilen, löste ähnliche Kontroversen aus. Sich lösen geht aber auch noch kleiner: Wie Elektronen und Protonen sich im nassen Element eigentlich genau ausbreiten, verraten ebenfalls in diesem Jahr hervorgesprudelte Forschungsergebnisse. © Global Alliance for TB Drug Development (Ausschnitt) Klinische Studie | Mediziner entwickeln unter hohem finanziellen Einsatz Medikamente, die sich die Bedürftigsten nicht leisten können - wenn sie sie denn kaufen müssen. Neue Modelle ökonomischer Entwicklungsparntnerschaften zeigten, dass es auch anders gehen kann: Stiftungen, Verantwortliche der Industrie-Nationen, akademische Einrichtungen und Pharmafirmen arbeiteten in diesem Jahr zusammen beispielhaft daran, Medikamente gegen Malaria und HIV auch Entwicklungsländern zukommen zu lassen. © J. Banfield, University of California, Berkeley (Ausschnitt) Genomanalyse von Tiefsee-Lebensgemeinschaften | Ob unter eisigen Gletschern, in den Tiefen des Meeres oder in den trockensten Wüsten: Leben findet sich überall. Mit DNA-Sonden spüren neugierige Wissenschaftler aus den entlegensten Winkeln der Erde biologische Existenzen auf. So konnten Genetiker in einer Wasserprobe aus der Sargasso-See mindestens 1800 Bakterienarten nachweisen - darunter 148 bisher vollkommen unbekannte. Nur auf den Mars wurden die Forscher noch nicht fündig - bis jetzt.
DopaminDer Neurotransmitter Dopamin scheint Allerskönner zu sein: »Glückshormon« und Waffe gegen Parkinson und Schizophrenie, aber auch Auslöser von Sucht und Entzugserscheinungen.
ParkinsonFür die Parkinsonkrankheit gibt es bislang keine Heilung. Doch Forscher sind unermüdlich auf der Suche nach neuen Therapieverfahren.
Alzheimer und DemenzDie Diagnose Alzheimerdemenz hat nichts von ihrem Schrecken verloren. Nach wie vor ist die Krankheit unheilbar - doch Forscher lüften allmählich den Schleier des Vergessens.
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