Europäische Geschichte: Die Sehnsucht nach den Todesattraktoren
Ein "Metanarrativ der europäischen Kulturgeschichte": Forscher um Maximilian Schich von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich haben die Geburts- und Sterbeorte von über 120 000 mehr oder weniger bedeutenden Menschen aus zwei Jahrtausenden ausgewertet und in einer dynamischen Karte verzeichnet.
In der Übersicht – und im zeitlichen Verlauf – zeigt sich, wie manche Städte zum Magnet für Prominente wurden: An den rot dargestellten, so genannten Todesattraktoren starben mehr bedeutende Persönlichkeiten, als zeitgleich dort geboren wurden. Blaue Punkte hingegen stehen für "Geburtsquellen" – diese Gegenden brachten bedeutende Personen hervor, verloren sie aber an attraktivere Orte in der nahen oder fernen Umgebung.
Schon mit dem bloßen Auge sind bestimmende gesellschaftliche Prozesse erkennbar: Während sich beispielsweise im zentralisierten Frankreich schon relativ früh die Stadt Paris als alles beherrschender Magnet ausbildet, fehlt in Deutschland ein vergleichbares Zentrum.
Noch viel Spannenderes könnte aber unter der Oberfläche schlummern und erst mit statistischen Verfahren sichtbar werden. Ziel des Teams ist es, Datensammlungen wie diese auf aufschlussreiche Zusammenhänge abzuklopfen und damit die Kulturwissenschaft um eine quantitative Komponente zu erweitern. Mathematische Methoden wie zum Beispiel der PageRank-Algorithmus, der Google zugrunde liegt, können herangezogen werden, um vergangene gesellschaftliche Veränderungen in ihrer Größenordnung zu erfassen oder überhaupt erst zu identifizieren, schreiben die Wissenschaftler.
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